Regie: James Watkins
Der Herr der Fliegen
Eigentlich sollte es ein entspannter Kurzurlaub in idyllischer Zweisamkeit inmitten von viel Natur werden:
Die junge Kindergärtnerin Jenny (Kelly Reilly) fährt zusammen mit ihrem
Freund Steve (Michael Fassbender) nicht wie zuerst erhofft nach Paris,
sondern zum Eden Lake, von dem Steve schwärmt. Ein fast unberührter See
inmitten einer prächtigen Waldkulisse, die bald einer geplanten
Wohnsiedlung weichen muss.
Endlich am Eden Lake werden sie am Ufer des Sees von einer Clique
frecher Teenager mitsamt zähnefletschendem Kampfhund belästigt. Die
aggressiven wie aszozialen Teenies rächen sich dann einige Zeit später
an Spiesser Steve, indem sie ihm die Reifen seines Autos zerstechen. Am
Tag darauf legen sie noch einen Zahn zu und klauen die Strandtasche mit
Handy und Autoschlüssel des Liebespaares. Als Steve die Clique im Wald
erneut stellt, eskaliert die Situation und es kommt zum Handgemenge mit
einem Messer. Der Rottweiler des Bandenchefs Brett (Jack 0`Connell) wird
von Steve eher aus Versehen getötet.
Dies ist der Auftakt eine ultimative Spirale der Gewalt auszulösen.
Ausser sich vor Rache macht die Meute zu allem entschlossener und
gewaltbereiter Jugendlicher Hatz auf das junge Paar...
"Eden Lake" ist eine britische Produktion und gleichzeitig Regiedebüt von James Watkins.
Die Location erinnert an "Blair Witch Project", die Geschichte schwankt
zwischen Survival-Horrormovie und bitterer bis diabolischer
Sozialstudie, der dynamische Prozess eines massiven Gewaltausbruchs, der
alle Beteiligten betrifft und das damit verbundene "Nicht mehr
zurückkönnen, weil schon zu viel passiert ist". Mich erinnerte der
fiese, kleine Schocker phasenweise an William Goldings "Herr der
Fliegen". Die Jugendliche Gruppe funktioniert wie solche Gruppen immer
schon funktioniert haben: Ein Anführer, die rechte Hand des Anführers,
die Mitläufer und auch die noch Unentschlossenen, die nichts lieber
hätten, als wenn dieser Horror in der wunderschönen Einöde nur ein Traum
wäre...
Der Film ist straff inszeniert und sehr spannend. Gelegentlich
übertreibt Watkins etwas die Handlung und verlässt zugunsten des
kinogerechten und effektiven Mainstream Horrorspektakels seine recht
beachtliche Studie über die Mechanismen von Gewalt und vor allem wie
leicht die Grenzüberschreitung gelingt. Erschreckend realistisch...die
Jugendlichen filmen ihre Mordgelüste per Handy....
Bewertung: 9 von 10 Punkten
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