Samstag, 23. Dezember 2017

Mr. Smith geht nach Washington







































Regie: Frank Capra

Die überzeugendste Dauerrede...

In vielen Filmen von Frank Capra sind ganz einfache Menschen die großen Helden. Der Regisseur stellte sich immer auf die Seite der ärmeren Bevölkerung, prangerte auch sehr oft das Establishment und seine Gier an. So hat auch "Mr. Smith geht nach Washington" fast kommunistische Tendenzen, aber Capra hat dies stets mit einer hohen Dosis von Patriotismus verkauft. So waren seine Filmfiguren, die sich gegen die Großen und Mächtigen durchsetzen mussten, immer auch gute Amerikaner. James Stewart passte da wie perfekt in diese Rolle. Wer ihn aber vieleicht schon zu oft als "George Bailey" in "Ist das Leben nicht schön ?" gesehen hat, der könnte gut auf den gutmütig vertrottelten Pfadfinder-Führer Jefferson Smith ausweichen. In dieser Rolle glänzt Stewart in dem 1939 entstandenen "Mr. Smith geht nach Washington" - in den USA wesentlich populärer als bei uns. Schon bei der Oscarverleihung 1940 gabs 11 Nominierungen (bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller, Harry Carey und Claude Rains als beste Nebendarsteller, bester Schnitt, beste Filmmusik, bester Ton, bestes Szenenbild, bestes Originaldrehbuch). Der Triumph von "Vom Winde verweht" mit insgesamt 8 Auszeichnungen war aber so deutlich, dass Capras Film nur in der Drehbuch-Kategorie als Sieger vom Platz ging.
Beim Publikum war "Mr. Smith geht nach Washington" sofort erfolgreich, ein klasse Box Office Ergebnis von 9 Millionen Dollar war die Folge und heute ist der Film als ultimativer Hollywood-Klassiker anerkannt. Das American Film Institute führt den Film auf Platz 26 der größten Kinofilme aller Zeiten und die Filmfigur Jefferson Smith rangiert auf Platz 11 der größten Filmhelden aller Zeiten. Gar nicht so weit entfernt von Capras größtem Hit: George Bailey rangiert in dieser Heldenliste auf Platz 9.
Überraschend stirbt der bekannte Senator Samuel Foley. Gerade jetzt, wo viel Kohle in den Bau eines Staudamms gesteckt wird, der zwar nicht gebraucht wird aber Unsummen von Dollars verschlingt und Gouverneur Hopper (Guy Keebee), Senator Paine (Claude Rains) und vor allem den Medienmogul Jim Taylor (Edward Arnold) durch Korruption sehr reich macht.
Nun muss schnell ein Nachfolger gesucht und gefunden werden. Diese Aufgabe fällt Hopper zu. Nachdem ihm seine Kinder von dem beliebten Pfadfinderführer Smith vorgeschwärmt haben, wird der gutmütige Patriot in einer Blitzaktion auf den Senatoren-Sessel gehievt. Man denkt, dass der Idiot keinen blassen Schimmer von Politik hat (was stimmt) und keine Ambitionen für seine Heimat hat (da irren sie gewaltig). Die ersten Kontakte mit der Presse sind niederschmetternd, er wird in den Medien als der Vogelstimmen-Imitator mit wenig Verstand gezeigt und seine Sekretärin Saunders (Jean Arthur) soll ihm auf die Finger schauen und ihn bespitzeln. Zuerst in Jefferson von der Praxis im politischen Geschäft entmutigt, besinnt sich aber - angesichts des Lincoln Denkmals - für die Bevölkerung gute Politik zu machen. Er will ein nationales Jugendcamp errichten - genau an dem Platz, wo das korrupte Trio durch ihre gigantischen Bodenspekulationen viel Geld machen wollen. Ehe sich der gute Jefferson verieht, hat der mächtige Feind bereits den Angriff durchgeführt und Jefferson wird der Korruption beschuldigt und soll aus dem Senat ausgeschlossen werden. Nur eine Marathon Rede kann ihm einen Vorteil verschaffen und seine Unschuld beweisen...




Tatsächlich ist dieser sogenannte "Filibuster" der Höhepunkt dieser perfekt gemachten Polit-Classics. Dabei setzt Capra auf einen unverwechselbaren naiven Charme, er ist aber in seinen Aussagen immer klar und alles wird gut. Am Ende siegt das Gute und es sind vor allem Kinder, die dem aufrechten Jefferson hingebungsvoll helfen. In den USA selbst war das politische Establishment nicht gerade amüsiert über den Capra Film, zeigt er doch die gängige Korruptionspraxis zwischen Kapital und Politikern und dies am Vorabend des zweiten Weltkriegs. Immerhin wurde Capra von den Producern dahingehend instruiert, dass dieses System sich selbst korrigieren kann...weil es viele gute Amerikaner wie Jefferson Smith gibt. Am Ende kriegt er auch sein Mädchen und Hollywood hatte für kurze Zeit ein neues Traumpaar. Weil er den Oscar als bester Darsteller nicht gewann und der Sieg an Robert Donat für "Auf Wiedersehen Mr. Chips" ging, musste man Stewart ein Jahr darauf für eine wesentlich schwächere Rolle in "Die Nacht vor der Hochzeit" auszeichnen. Der Wiedergutmachungs-Oscar wurde damit geboren.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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