Samstag, 2. Dezember 2017

Pauline am Strand

Regie: Eric Rohmer

Der süße Duft des Sommers...

Viele seiner Filme hat der französische Regisseur Eric Rohmer (1920 - 2010) in Zyklen unterteilt. Seine ersten internationalen Welterfolge wie "Claires Knie" oder "Meine Nacht mit Maud" sind als "Moralische Erzählungen" bekannt. In den 80er Jahren drehte er seine Filme wie Das grüne Leuchten" oder "Der Freund meiner Freundin" in den Zyklus "Komödien und Sprichwörter" und mit "Frühlingserzählung" aus dem Jahr 1989 begann er sein filmisches Quartett "Erzählungen der vier Jahreszeiten". Rohmer hat eines sehr eigewilligen, kaum verwechselbaren Stil wie er seine Filme inszeniert. Sie sind dialoglastig und wirken vielleicht für sehr viele Zuschauer etwas spröde und durch wenig Action auch langweilig. Sein Lieblingsthema ist die Liebe, die Erotik und die Partnersuche.
"Pauline am Strand" aus dem Jahr 1983 gehört nicht zu seinen bekanntesten Filmen, aber für mich gehört diese wunderschön bebilderde Ferien- und Urlaubsimpression zu seinen besten Filmen. Für die Kamera-Arbeit war Nestor Almendros verantwortlich, dem für mich neben John Alcotts Leistung in "Barry Lyndon" für seine Bilder in Malicks "In der Glut des Südens" die beste Leistung aller Zeiten im Bereich der Cinematographie gelang.
Seine Bilder tragen sehr viel bei zu dieser sommerleichten Atmosphäre, in der die Geschichte spielt.
Ort der Handlung ist die Normanie. Dort haben die Eltern der 15jährigen Pauline (Amanda Langlet) ein Ferienhaus. Gemeinsam mit ihrer Cousine Marion (Arielle Dombasle)  will sie dort die letzten Tage der Sommerferien genießen. Das Haus liegt nur 5 km von einem schönen Strand entfernt. Marion ist frisch geschieden und etwa 10 Jahre älter als Pauline. Sie sucht wieder einen Partner und möchte sich verlieben. Sie fragt Pauline über ihr Liebesleben aus und findet heraus, dass das junge Mädchen noch nie so richtig verliebt war. Am Strand treffen sie auf Pierre (Pascal Greggory), der mal eine kurze Liason mit Marion hatte und immer noch sehr in sie verliebt ist. Marion hat aber nur Augen für Henri (Feodor Atkine), einem Bekannten von Pierre. Dieser ist einer Affäre nie abgeneigt, liebt aber die Freiheit und genießt vor allem den Augenblick. Nicht unbedingt der Mann, der sich gleich verliebt und sich bindet. Immerhin lernt auch Pauline schnell einen Verehrer kennen. Der ein Jahr ältere Sylvain (Simon de la Brosse) fängt gleich zu Flirten an und es kommt auch zwischen den beiden Teenagers schnell zu Zärtlichkeiten. Marion verbringt die Nacht mit Henri, sie sucht die große Liebe - aber der hat mit der Bonbonverkäuferin Louisette (Rosette) ein weiteres heißes Eisen im Feuer. An dem Tag als Marion und Pauline einen Ausflug zum Mont Saint-Michel machen, ergreift Henri die Gelegenheit für ein heimliches Rendezvous mit Louisette. Doch die beiden Mädels kommen zu früh zurück. Dies ist der Beginn von Lügen und einigen Fehleinschätzungen...




Der Film wirkt federleicht, hat aber immer eine melancholische Aura. Man muss interessiert sein an diesen ganz normalen Menschen, die alle auf der Suche sind und die sich Zärtlichkeit und manchmal etwas mehr erhoffen. Wie eine Sommerbrise - so leicht - genauso brüchig ist aber diese Konstellation, die sich spontan an diesem Urlaubsort ergibt. Man lernt sich kennen, man findet Gefallen am Gegenüber, aber genauso schnell wie die Emotionen da waren, geraten sie auch wieder in Vergessenheit, wenn man den Urlaubsort verlässt. Ob sich die fünf Figuren wieder treffen ? Als Sprichwort hat Rohmer dem Film ein Zitat von Chretien de Troyes vorangestellt "Wer zuviel redet, verliert sich selbst".
Die junge Amanda Langlet wurde auch für weitere Filme von Rohmer verpflichtet. Arielle Dombasle konnte in Frankreich eine recht erfolgreiche Karriere als Sängerin machen.
Simon de la Brosse, der Darsteller des jungen Sylvain, wurde leider nur 33 Jahre alt. Aufgrund schwerer Depressionen beging er im Jahr 1998 Selbstmord.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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