Der süße Duft des Sommers...
Viele seiner Filme hat der französische Regisseur Eric Rohmer (1920 -
2010) in Zyklen unterteilt. Seine ersten internationalen Welterfolge wie
"Claires Knie" oder "Meine Nacht mit Maud" sind als "Moralische
Erzählungen" bekannt. In den 80er Jahren drehte er seine Filme wie Das
grüne Leuchten" oder "Der Freund meiner Freundin" in den Zyklus
"Komödien und Sprichwörter" und mit "Frühlingserzählung" aus dem Jahr
1989 begann er sein filmisches Quartett "Erzählungen der vier
Jahreszeiten". Rohmer hat eines sehr eigewilligen, kaum verwechselbaren
Stil wie er seine Filme inszeniert. Sie sind dialoglastig und wirken
vielleicht für sehr viele Zuschauer etwas spröde und durch wenig Action
auch langweilig. Sein Lieblingsthema ist die Liebe, die Erotik und die
Partnersuche.
"Pauline am Strand" aus dem Jahr 1983 gehört nicht zu seinen
bekanntesten Filmen, aber für mich gehört diese wunderschön bebilderde
Ferien- und Urlaubsimpression zu seinen besten Filmen. Für die
Kamera-Arbeit war Nestor Almendros verantwortlich, dem für mich neben
John Alcotts Leistung in "Barry Lyndon" für seine Bilder in Malicks "In
der Glut des Südens" die beste Leistung aller Zeiten im Bereich der
Cinematographie gelang.
Seine Bilder tragen sehr viel bei zu dieser sommerleichten Atmosphäre, in der die Geschichte spielt.
Ort der Handlung ist die Normanie. Dort haben die Eltern der 15jährigen
Pauline (Amanda Langlet) ein Ferienhaus. Gemeinsam mit ihrer Cousine
Marion (Arielle Dombasle) will sie dort die letzten Tage der
Sommerferien genießen. Das Haus liegt nur 5 km von einem schönen Strand
entfernt. Marion ist frisch geschieden und etwa 10 Jahre älter als
Pauline. Sie sucht wieder einen Partner und möchte sich verlieben. Sie
fragt Pauline über ihr Liebesleben aus und findet heraus, dass das junge
Mädchen noch nie so richtig verliebt war. Am Strand treffen sie auf
Pierre (Pascal Greggory), der mal eine kurze Liason mit Marion hatte und
immer noch sehr in sie verliebt ist. Marion hat aber nur Augen für
Henri (Feodor Atkine), einem Bekannten von Pierre. Dieser ist einer
Affäre nie abgeneigt, liebt aber die Freiheit und genießt vor allem den
Augenblick. Nicht unbedingt der Mann, der sich gleich verliebt und sich
bindet. Immerhin lernt auch Pauline schnell einen Verehrer kennen. Der
ein Jahr ältere Sylvain (Simon de la Brosse) fängt gleich zu Flirten an
und es kommt auch zwischen den beiden Teenagers schnell zu
Zärtlichkeiten. Marion verbringt die Nacht mit Henri, sie sucht die
große Liebe - aber der hat mit der Bonbonverkäuferin Louisette (Rosette)
ein weiteres heißes Eisen im Feuer. An dem Tag als Marion und Pauline
einen Ausflug zum Mont Saint-Michel machen, ergreift Henri die
Gelegenheit für ein heimliches Rendezvous mit Louisette. Doch die beiden
Mädels kommen zu früh zurück. Dies ist der Beginn von Lügen und einigen
Fehleinschätzungen...
Der Film wirkt federleicht, hat aber immer eine melancholische Aura. Man
muss interessiert sein an diesen ganz normalen Menschen, die alle auf
der Suche sind und die sich Zärtlichkeit und manchmal etwas mehr
erhoffen. Wie eine Sommerbrise - so leicht - genauso brüchig ist aber
diese Konstellation, die sich spontan an diesem Urlaubsort ergibt. Man
lernt sich kennen, man findet Gefallen am Gegenüber, aber genauso
schnell wie die Emotionen da waren, geraten sie auch wieder in
Vergessenheit, wenn man den Urlaubsort verlässt. Ob sich die fünf
Figuren wieder treffen ? Als Sprichwort hat Rohmer dem Film ein Zitat
von Chretien de Troyes vorangestellt "Wer zuviel redet, verliert sich
selbst".
Die junge Amanda Langlet wurde auch für weitere Filme von Rohmer
verpflichtet. Arielle Dombasle konnte in Frankreich eine recht
erfolgreiche Karriere als Sängerin machen.
Simon de la Brosse, der Darsteller des jungen Sylvain, wurde leider nur
33 Jahre alt. Aufgrund schwerer Depressionen beging er im Jahr 1998
Selbstmord.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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