Regie: Paul Thomas Anderson
Dirk Diggler...
Marc Wahlberg ist der jüngere Bruder von Donnie Wahlberg, der
Mitglied der megaerfolgreichen Boyband "New Kids on the Block" war. Marc
war als Jugendlicher gefährdet kriminell zu werden und dies auch zu
bleiben. Er saß sogar 2 Jahre im Jugendknast, sein Bruder war es, der
ihm den Weg bahnte ebenfalls ins Musikgeschäft einzusteigen und
tatsächlich hatte der gutaussehende Typ in den 90ern riesigen Erfolg
unter dem Namen Marky Mark. Er hatte mehrere Nr. 1 Singles und versuchte
danach auch in der Schauspielerei den Durchbruch zu schaffen. Heute ist
Mark Wahlberg einer der populärsten Schauspieler, seine große Stunde im
Filmgeschäft hatte er 1997 in der Rolle des Pornostars Dirk Diggler in
Paul Thomas Andersons zweitem Kinofilm "Boogie Nights".
Dies bescherte Anderson eine Oscarnomierung für das beste Drehbuch.
Auch die Nebendarsteller Julianna Moore und Burt Reynolds wurden bei
den Nominerungen berücksichtigt. Mark Wahlberg ging leider leer aus -
dennoch ist seine schauspielerische Leistung in dieser subversiven
Zeitreise in die 70er und frühen 80er einfach perfekt.
1977 ist der Höhepunkt der Discowelle. Die angesagten Songs wie
"Fly Robin Fly", "Sunny", "You sexy thing" oder "Best of my Life" werden
im Nachtclub von Maurice Rodriguez (Luis Guzman) gespielt. Dort
verkehrt auch der Pornoregisseur Jack Horner (Burt Reynolds) mit seiner
seiner Geliebten Amber Waves (Julianne Moore). Dort arbeitet auch der
Schulabbrecher Eddie Adams (Marc Wahlberg) in der Küche. Der junge Mann
hat die Stelle angenommen, weil sie nicht in der Nähe seines
Elternhauses in Torrance liegt. Jack findet Gefallen an dem
gutaussehenden Jungen - der könnte ein richtig guter und beim Publikum
beliebter Darsteller für seine Pornofilme werden. Eddies Talent liegt
dabei darin, dass er enorm gut bestückt ist - dies konnte Horner
beobachten, als er ihm beim Sex mit Rollergirl (Heather Graham)
zuschaut. Rollergirl trägt immer Schlittschuhe und heißt im wahren Leben
Brandy und hat ebenfalls wie Eddie die Schule geschmissen. Als es zum
Krach mit seiner Mutter (Joanna Gleason) kommt, entscheidet Eddie zu
Jack Horner zu ziehen. Platz ist genug in dieser riesigen Villa im San
Fernando Valley. Dort lernt er die Clique um Horner kennen:
Regieassistent Little Bill Thompson (William H. Macy) und seine äusserst
untreue, sexgierige Frau (Nina Hartley). Den Kameramann Kurt Longjohn
(Ricky Jay), Buck Swope (Don Cheadle), den schwulen Scotty J. (Philip
Seymour Hofmann), den Produzenten Colonel James (Robert Ridgeley), der
auf sehr junge Mädels steht und den Pornodarsteller Reed Rothchild (John
C. Reilly), der sein bester Freund wird. Auch Rollergirl wird zum
festen Bestandteil dieser Pornofilm-Familie und tatsächlich gelingt es
Horner mit seinem Zugpferd Eddie sehr erfolgreiche Action-Pornofilme zu
drehen. Dies ermöglicht allen einen sorglosen und verschwenderischen
Lebensstil zu führen. Aus Eddie ist längst schon der Pornostar "Dirk
Diggler" geworden, er kann sich einen 1977er Chevrolet Corvette Stingray
kaufen. Ein einschneidendes Erlebnis wird die Silvester-Nacht 1979 in
den Neujahrmorgen 1980. Little Bill entdeckt einmal mehr seine Frau im
Nebenzimmer mit einem anderen Typen...er erschießt beide und bringt sich
anschließend vor versammelter Mannschaft um. Die 70er waren vom
Aufstieg gekennzeichnet, sie waren cool und but - aber sie sind vorbei -
die 80er werden dann zum Fall des Dirk Diggler. Aufgrund seiner
Drogensucht fällt es dem Pornostar immer schwerer auf Anhieb eine
Erektion zu bekommen. Horner setzt daher inzwischen auf den
Nachwuchsstecher Johnny Doe (Jonathan Qiuint) und nach einem Streit
verlässt Dirk seinen Brötchengeber. Auch das Pornogeschäft verändert
sich rasant durch den Siegeszug der Videocassette. Dies ermöglicht
jedermann ins Geschäft einzusteigen und Horner muss sich umstellen. Dirk
Diggler versucht zusammen mit Reed eine Gesangskarriere, doch
stattdessen muss er sich - drogenabhängig - auch noch sein Geld auf dem
Strich verdienen...
Paul Thomas Anderson mutet dem Zuschauer ein sehr tragisches
Panorama der guten alten Zeit zu. Dabei lässt er ein sorgenfreies 70er
Jahre Feeling wieder aufleben, dass dann aber auch die Schattenseite des
lustvollen Treibens mit voller Wucht auf das Leben der Protagonisten
prallen. Bald herrscht Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Die Bilder könnten
nicht unterschiedlicher sein. Zuerst das wilde partyleben in der großen
Villa mit riesigem Swimmingpool und einer Menge Drogen. Dann das andere
Bild - der einstige Superstar soll sich für 10 Dollar selbst
befriedigen - wird aber von einer Clique von Schwulenhassern übelst
verdroschen. Paul Thomas Anderson zeigt seine Pornofamilie sehr
neutral, sondern begleitet sie einige Jahre auf ihrem Lebensweg. Es wird
sichtbar, dass diese Leute vielfach diskriminiert werden. Einer der
Gruppe will beispielsweise einen Kredit von der Bank, der aber aufgrund
des früheren beruflichen Umfeldes nicht gewährt wird. Dieser Mann,
gespielt von Don Cheadle; hat aber Glück im Unglück. Er wird zufällig
Zeuge eines brutalen Überalls. Der Angestellte, der ihm die Donuts gab,
wird dabei erschossen. Ebenso der Räuber und der schießfreudige Gast.
Nur die Beute aus dem Tresor liegt in einer blutverschmierten
Verkaufstüte auf dem Boden.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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