Regie: Stephen Frears
Verhängnisvolle Affären und zerstörerische Intrigen...
"Gefährliche Liebschaften" war Stephen Frears 1988 entstandenes
Hollywood-Debüt über verhängnisvolle Affären und Intrigen des
französischen Adels am Vorabend der französischen Revolution. Basierend
auf Christopher Hamptons Bühnenstück "Les Liasons Dangereuses", das sich
an dem gleichnamigen Briefroman von Choderlos de Laclos orientierte,
der als eines der Hauptwerke der französichen Literatur des 18.
Jahrhunderts gilt und ausserdem ein perfektes Sittengemälde des
ausgehenden Ancien Regime. Erschienen ist das Buch erstmalig 1782 und
war beim damaligen Publikum sofort ein Skandal.
Aus diesen 175 Briefen, die der Roman schildert, hat der Dramatiker
Hampton eine Bühnenfassung realisiert und er schrieb auch das Drehbuch
zum gleichnamigen Film, der 1989 mit drei Oscars ausgezeichnet wurde.
Hampton bekam einen fürs Drehbuch und auch Szenenbild und Kostüme
begeisterten das Kinopublikum. Leider blieben die überwältigenden
Darstellerleistungen auf der Strecke. Mit ihrer Darstellung als grausame
und hinterhältige Marquise de Merteuil bewies die grandiose Glenn
Close, dass sie eine der ganz großen Schauspielerinnen unserer Zeit ist.
Vielleicht ist ihre Darstellung einer auf ihre Weise "emanzipierten"
Frau einer der besten Darstellungen in der langen Reihe der
Oscar-Geschichte. Die Schauspielerin schafft es eine geheimnisvolle
Verletztheit hinter ihrer triumphierenden Kälte hervorschimmern zu
lassen. Während bereits die erste Szenen das Zurichten der täglichen
Maskeraden des Frauenhelden Vicomte de Valmont (John Malkovich) und der
Marquise de Merteuil im Wechsel zeigt - sie werden von ihren Dienern und
Dienerinnen zurechtgeschminkt und zurechtgerästet, mit Quasten
gründlich gepudert, manikürt - erlebt man am Ende der Geschichte,
wieviel dieser Sieg, der Triumph andere zu beherrschen und zu
manipulieren, wirklich eingebracht hat. Beim Abschminken zeigt sich ein
leeres Gesicht.
Doch zuvor stand die Intrige, die diese beiden Hauptakteure ins
Leben riefen. Die Marquise hat den Vicomte, mit dem sie früher eine
Liebschaft hatte, zu sich rufen lassen, weil sie ihn braucht um eine
persönliche Rache zu vollziehen.
Ihr Liebhaber hat sie verlassen, denn der möchte die behütet hinter
Klostermauern aufgewachsene 16jährige Cecile de Volanges (Uma Thurman)
ehelichen. Der Vicomte hat den Ruf, dass er jede Frau erfolgreich
erobern kann. Was liegt also näher ihn auf das junge naive Mädchen, dass
noch nichts von der Welt gesehen hat, anzusetzen und ihr ihre
Jungfräulichkeit zu nehmen, auf die das potentielle Racheopfer
besonderen Wert legt. Doch dem Vicomte erscheint diese Aufgabe zu
leicht. Er lehnt ab. Und so kommt es zu einem anderen Plan. Wenn es dem
Vicomte gelingt die verheiratete, prüde, fromme und treue Madame de
Tourvel (Michelle Pfeiffer) erobern kann, dann würde dies seinen Ruf
unsterblich machen. Mehr noch: Als Belohnung sichert ihm die Marquise
zu, dass sie ihm eine unvergessliche Liebesnacht schenken wird. Madame
de Tourvel weilt seit längerer Zeit auf dem Landsitz von Madame de
Rosemonde (Mildred Natwick), der Tante des Vicomte. Dort werden auch im
laufe der Geschichte Cecile und ihre Mutter (Swoosie Kurtz) eintreffen,
denn das Mädchen hat sich in den Chevalier Raphael Danceny (Keanu
Reeves) verguckt, der leider kein Vermögen hat. So ist die Flucht aufs
Land das beste, um die bevorstehende Heirat als Jungfrau nicht zu
vermasseln. Es ist auch Madame de Volonges, die mit Madame de Tourvel
brieflichen Kontakt hat und sie eindringlich vor dem lüsternen Vicomte
warnt. Da sein Diener (Peter Capaldi) sich Nachts mit der Zofe von
Madame de Tourvel vergnügt, kommt der Vicomte durch geschickte
Erpressung an diese Briefe und weiß nun, wer ihn verleumdet. Dies
stachelt ihn auf neben seinen Plan die Verheiratete Frau zu erobern,
auch noch zusätzlich Ceciles Unschuld zu nehmen.
Er kann am Ende sogar auch Madame de Tourvel erobern - mehr noch:
Er verliebt sich zum ersten Mal richtig. Die Liebe mit ihr sei das
Schönste, was er je genossen habe - nun will er auch seine Belohung von
der Marquise. Doch die erstarrt, als sie ihn schwärmen hört. Zu Tode in
ihrer Eitelkeit verletzt, lehnt sie es ab ihm die versprochene Nacht zu
gewähren und so richten sie die beiden in der Folge konsequent
zugrunde...
Im selben Jahr drehte auch Milos Forman nach demselben Stoff seinen
Film "Valmont", der zwar auch gut gelungen ist, aber nicht mit diesen
messenscharfen Dialogen und den überwältigenden Darstellerleistungen von
Close, Malkovich und Pfeiffer mithalten kann. Natürlich ist "Dangerous
Liasons" auch ein Ausstattungsfest erster Güte. Dennoch vermeidet es
Frears sich daran zu berauschen. Ganz im Gegenteil stellt er diesen
Überdruss an Genuss immer wieder bloß, er blickt stattdessen in die
verdorbenen Fratzen des Rokoko.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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