Regie: Richard Lester
Die Abenteuer des D´Artagnan...
Eigentlich waren die beiden Alexander Salkind Produktionen "Die
drei Musketiere" und "Die vier Musketiere - Die Rache der Mylady" nicht
als Zweiteiler konzipiert, man wollte mit dem gesamten Filmmaterial
lediglich einen Film ins Kino bringen - der hätte ruhig ca. 200 Minuten
dauern sollen. Doch es kam anders. Da der Zeitplan sich sowieso schon
stark verzögert hatte, entschloss man sich den Film dem Kinopublikum in
zwei Teile zu servieren und so kam "Die drei Musketiere" 1973 ins Kino,
die Fortsetzung folgte ein Jahr später. Der erste Teil spielte fast 11
Millionen Dollar ein, Teil 2 hatte mit 8,7 Millionen Dollar das
Nachsehen.
Der Stoff wurde natürlich schon vielfach fürs Kino gedreht -
bereits in der Frühzeit des Films - 1903 - gabs die erste Verfilmung.
Die bekannteste ist wahrscheinlich die farbenprächtige Variante aus dem
Jahr 1948 - George Sidney führte Regie und Gene Kelly als D´Artagnan
sowie Lana Turner als verschlagene Mylady de Winter machten daraus einen
riesigen Blockbuster, der zu seiner Zeit fast 9 Millionen Dollar
einspielt und damit noch erfolgreicher war als die 20er Version des
Draufgängers Douglas Fairbanks.
In den 90ern wurde Stephen Hereks "The Three Musketeers" mit
Charlie Sheen ein Kassenhit und auch die erst 8 Jahre alte 3D-Version
mit Logan Lerman und der Regie von Paul W. S. Anderson hatte guten
Erfolg mit 132 Millionen Dollar Einspielergebnis.
Die beste Verfilmung des Stoffes von Alexandre Dumas ist jedoch
eindeutig Richard Lesters Variante, der sich eng an den Roman hält, aber
dennoch sehr viel Humor mitbringt - ausserdem sich die Zeit nimmt das
Leben in Frankreich zur Zeit von Louis XIII, dem Monarchen, der stark
unter dem Einfluss des Kardinals Richelieu steht, perfekt zu zeichnen -
sowohl den Adel als auch das arme Volk. Hier gelingen dem Regisseur
eindringliche und beeindruckend Szenen als Beiwerk zum großen Ganzen und
das Drehbuch von George MacDonald Fraser sieht es vor die Figuren des
Romans zum Leben zu erwecken. Sie erscheinen total vital und voller
Lebensfreude - vor allem der zuerst noch sehr unbedarfte Gasconger
D´Artagnan (Michael York), der sich sehr schnell in den Kopf gesetzt hat
Musketier zu werden und damit auch zum Helden seiner Zeit. Ganz
nebenbei erobert er auch noch die mit einem alten Greis (Spike Milligan)
verheiratete Constanze (Raquel Welch), die zudem noch engste Vertraute
der Königin (Geraldine Chaplin) ist. Doch die Gattin von Louis XIII
(Jean Pierre Cassel) ist untreu, denn ihr Herz schlägt für den
englischen Feind Herzog von Buckingham (Simon Ward) und der
Strippenzieher Kardinal Richelieu (Charlton Heston) weiß davon. Er hat
auch vor diese Schwäche politisch zu nutzen und möchte, dass der König
gegen die Engländer Krieg führen wird. Dazu hat er mit dem Herzog von
Rocheford (Christopher Lee) und der raffinierten, totbringenden Killerin
Mylady de Winter (Faye Dunaway) zwei überaus gefährliche Mitstreiter an
seiner Seite. Auf der Seite der Guten wird natürlich D´Artagnan
kämpfen, der von seinem Vater die Schwertkunst erlernte und am Anfang
der Geschichte von seiner ländlichen Heimat auszieht, um in Paris ein
Held zu werden. Dabei verschärzt er es zuerst mit den drei beliebten
Musketieren des Königs Arthos (Oliver Reed), Porthos (Frank Finlay) und
Aramis (Richard Chamberlain), doch in dem Moment wo sie wegen des
beginnenden Duellierens von des Kardinals Garde verhaftet werden sollen,
werden aus den drei Musketiere die Vier mit dem Leitspruch "Einer für
alle, alle für einen"....
Richard Lesters Verfilmung ist trotz des überaus gut beobachteten
Zeitkolorit ein sehr moderner Film, die deutsche Synchronarbeit hatte
damals auch eine Freude an flapsigen Sprüchen, die schon bei der
Übersetzung von TV-Serien sehr beliebt war. "Department S" oder "Die
Zwei" wurden durch den lockeren Spruch in Sachen Humor meistens etwas
aufgewertet und dies ist auch hier in diesem Kinofilm der Fall. Dies
verstärkt noch den ironischen und satirischen Touch des Skrips. Das
wirkt dann immer etwas ausgelassen, begeisternd ja manchmal sogar etwas
albern, aber auf alle Fälle stets kurios und bildet ein klasse
Gegengewicht zur spannenden und dramatischen Geschichte. Michael York
als D´Artagnon halte ich für eine perfekte Besetzung - er ist hübsch und
man kann verstehen, dass die Frauen auf ihn stehen. Nicht nur seine
Constanze...auch die de Winter lässt sich verführen und danach auch
Kittie (Nicole Calfan), die Zofe der bösen Mylady. Der junge Musketier
lässt nichts anbrennen, er liebt Constanze, was ihn aber nicht davon
abhält anderweitig seine Sinnenfreuden auszuleben. Ein echtes Schlitzohr
und charakterlich indivuell sind auch die anderen Figuren ausgestattet -
das macht den Film lebendig und echt, manchmal auch sinnlich, aber auf
alle Fälle sehr sexy. Chef-Kameramann war David Watkin, der ein Auge
fürs Detail beweist - einmal sieht man beispielsweise wie mitten auf der
Straße einer Frau ein Zahn gezogen wird, die Gute schreit vor
Schmerzen. Zeitgleich denkt der Monarch nicht an die vielen Armen des
Landes, er verweilt sich die Zeit mit Schachspielen. Das Brett wird
durch eine riesengroße Gartenfläche im Park des Schlosses ersetzt, Hunde
sind als Schachfiguren vorgesehen.
Mit ca. 210 Minuten ergeben beide Teile einen Monumentalfilm, der riesigen Spass macht - auch heute noch.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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