Regie: Richard Lester
John Lennon im Krieg...
Richard Lesters "Wie ich den Krieg gewann" entstand 1967 und gilt
damit auch als ein Vorreiter des satirischen und respektlosen
Antikriegsfilm, der durch Robert Altman mit "Mash" und Mike Nichols mit
"Catch 22" zur Perfektion gebracht wurde. Solche hintergründigen
Kriegsfilme, die die Lächerlichkeit des Kriegsgeschehens und des
Kriegsprozesses durch schwarzen Galgenhumor zum Ausdruck brachten,
konnten vielleicht auch nur in dieser Zeit, als die 68er Bewegung noch
prägend war, realisiert werden.
Schon alleine die Ausgangslage der Geschichte ist haarsträubend
absurd, dennoch very british...der zweite Weltkrieg...eine kleine
Einheit britischer Soldaten unter der Führung des jungen und unfähigen
Lieutenant Ernest Goodbody (Michael Crawford) soll auf Geheiß der
genauso unfähigen Vorgesetzten in Nordafrika mitten im Gebiet des
deutschen Feindes ein Cricketfeld aufbauen, damit dort eine Very
Important Person des Vereinigten Königreichs werbewirksam spielen kann.
Da Richard Lester der Regisseur war, der den Beatles mit "Yeah Yeah
Yeah" und "Hi-Hi-Hilfe" ein filmischen Denkmal setzte, gelang ihm auch
der Coup, dass in dieser Farce John Lennon eine der Hauptrollen
übernahm. Darüberhinaus engagierte der Filmemacher Darsteller, mit denen
er schon zuvor erfolgreich arbeitete. Die Hauptrolle des Lieutenant
Goodbody bekam Michael Crawford, der schon in Lesters "Der gewisse
Kniff" und "Toll trieben es die alten Römer" zu sehen war und auch Sir
Michael Hordern und Roy Kinnear gehörten bereits zu Lesters
favorisiertem Cast. Lester ist zwar in Amerika geboren, hatte aber schon
sehr früh ein Faible für den britischen Film und mit 21 Jahren zog er
nach seinem Studium an der University von Pennsylvannia von Philadelphia
nach London und drehte auch dort seine ersten Filme, die allesamt eine
britische Handschrift trugen. Ich denke Lester hatte ein gutes Gefühl
für die moralischen Fehler des Menschen im Allgemeinen und er
reflektiert dies in diesem Film. Auch in "Petulia" mit Julie Christie,
entstanden im gleichen Jahr, der bei den Kritikern als sein bester Film
angesehen wird, kommt dieser Eindruck zu Tragen.
Möglicherweise hat sich Lester in den 70ern zu sehr dem Kommerzfilm
angenähert. Blockbuster wie "Die drei Musketiere/Die vier Musketiere"
oder "Superman 2" und "Superman 3" spielten zwar viel Geld ein,
hinderten vielleicht aber insgesamt die Würdigung als brillianter
Filmemacher, der er zweifelsohne in seinen Aktivjahren war. Lester zog
sich Ende der 90er Jahre nach der Fortsetzung seiner erfolgreichen
Musketierfilme vom Filmgeschäft gesamthaft zurück, eine Reaktion auf den
tödlichen Dreharbeitenunfall seines Darstellers Roy Kinnear.
"Wie ich den Krieg gewann" vermittelt mit typisch britischen
schrägen Einlagen die Eindrücke des Krieges aus einer subjektiven Sicht.
Dabei gelingt es Lester den herben, sehr schwarzen Humor immer wieder
mit schrägen Albernheiten zu mischen, so dass der brutale Zynismus
meistens auch präsent bleibt.
Natürlich dominieren die subversiven Themen des Films und die
Hauptfigur Leutnant Goodbody (Michael Crawford) ist ein unfähiger, aber
irre idealistischer und naiver Kriegsoffizier, der durch seine
Inkompetenz seine Untergebenen (u.a. John Lennon, Roy Kinnear, Jack
McGowran) ins Verderben führt. Befehligt wird er aber selbst von
unfähigen Vorgesetzten ( Michael Hordern), die völlig wahnsinnig
agieren, aber Befehlsgewalt ausüben. Am Ende ist Goodbody ein Gefangener
der Deutschen und kann sich endlich auch mal mit einem deutschen
Leutnant (Karl Michael Vogler) unterhalten. Bei diesen beiden gibt es
keinen Klassenunterschied und in vielen Dingen haben beide die gleiche
Meinung, lediglich beim Antisemtismus voneinander ab - wenngleich nicht
mal gravierend. Es gibt einige schreiend komische Szenen und die besten
hat Frank McGowran, der auch als Professor Ambronsius in Polanskis
"Tanz der Vampire" durch seine Schrulligkeit begeistern konnte. D
Die Dreharbeiten fanden in Deutschland statt und Lennon machte eine
Pause bei den "Beatles" - für seine Rolle schnitt er sich auch die
Haare ab und legte sich eine sonderbar aussehende "Oma-Brille" zu, die
er dann für den Rest seines Lebens trug und die zu einem seiner
Markenzeichen als Solo-Beatle wurde. Lesters Ziel ist es seine
stellenweise geniale Groteske mit vielen makabren Albernheiten zu
würzen, die fatalerweise meistens für eine der Figuren tödlich endet.
Bewertung. 9 von 10 Punkten.
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