Dienstag, 19. März 2019

Wie ich den Krieg gewann







































Regie: Richard Lester

John Lennon im Krieg...

Richard Lesters "Wie ich den Krieg gewann" entstand 1967 und gilt damit auch als ein Vorreiter des satirischen und respektlosen Antikriegsfilm, der durch Robert Altman mit "Mash" und Mike Nichols mit "Catch 22" zur Perfektion gebracht wurde. Solche hintergründigen Kriegsfilme, die die Lächerlichkeit des Kriegsgeschehens und des Kriegsprozesses durch schwarzen Galgenhumor zum Ausdruck brachten, konnten vielleicht auch nur in dieser Zeit, als die 68er Bewegung noch prägend war, realisiert werden.
Schon alleine die Ausgangslage der Geschichte ist haarsträubend absurd, dennoch very british...der zweite Weltkrieg...eine kleine Einheit britischer Soldaten unter der Führung des jungen und unfähigen Lieutenant Ernest Goodbody (Michael Crawford) soll auf Geheiß der genauso unfähigen Vorgesetzten  in Nordafrika mitten im Gebiet des deutschen Feindes ein Cricketfeld aufbauen, damit dort eine Very Important Person des Vereinigten Königreichs werbewirksam spielen kann. Da Richard Lester der Regisseur war, der den Beatles mit "Yeah Yeah Yeah" und "Hi-Hi-Hilfe" ein filmischen Denkmal setzte, gelang ihm auch der Coup, dass in dieser Farce John Lennon eine der Hauptrollen übernahm. Darüberhinaus engagierte der Filmemacher Darsteller, mit denen er schon zuvor erfolgreich arbeitete. Die Hauptrolle des Lieutenant Goodbody bekam Michael Crawford, der schon in Lesters "Der gewisse Kniff" und "Toll trieben es die alten Römer" zu sehen war und auch Sir Michael Hordern und Roy Kinnear gehörten bereits zu Lesters favorisiertem Cast. Lester ist zwar in Amerika geboren, hatte aber schon sehr früh ein Faible für den britischen Film und mit 21 Jahren zog er nach seinem Studium an der University von Pennsylvannia von Philadelphia nach London und drehte auch dort seine ersten Filme, die allesamt eine britische Handschrift trugen. Ich denke Lester hatte ein gutes Gefühl für die moralischen Fehler des Menschen im Allgemeinen und er reflektiert dies in diesem Film. Auch in "Petulia" mit Julie Christie, entstanden im gleichen Jahr, der bei den Kritikern als sein bester Film angesehen wird, kommt dieser Eindruck zu Tragen.
Möglicherweise hat sich Lester in den 70ern zu sehr dem Kommerzfilm angenähert. Blockbuster wie "Die drei Musketiere/Die vier Musketiere" oder "Superman 2" und "Superman 3" spielten zwar viel Geld ein, hinderten vielleicht aber insgesamt die Würdigung als brillianter Filmemacher, der er zweifelsohne in seinen Aktivjahren war. Lester zog sich Ende der 90er Jahre nach der Fortsetzung seiner erfolgreichen Musketierfilme vom Filmgeschäft gesamthaft zurück, eine Reaktion auf den tödlichen Dreharbeitenunfall seines Darstellers Roy Kinnear.
"Wie ich den Krieg gewann" vermittelt mit typisch britischen schrägen Einlagen die Eindrücke des Krieges aus einer subjektiven Sicht. Dabei gelingt es Lester den herben, sehr schwarzen Humor immer wieder mit schrägen Albernheiten zu mischen, so dass der brutale Zynismus meistens auch präsent bleibt.




Natürlich dominieren die subversiven Themen des Films und die Hauptfigur Leutnant Goodbody (Michael Crawford) ist ein unfähiger, aber irre idealistischer und naiver Kriegsoffizier, der durch seine Inkompetenz seine Untergebenen (u.a. John Lennon, Roy Kinnear, Jack McGowran) ins Verderben führt. Befehligt wird er aber selbst von unfähigen Vorgesetzten ( Michael Hordern), die völlig wahnsinnig agieren, aber Befehlsgewalt ausüben. Am Ende ist Goodbody ein Gefangener der Deutschen und kann sich endlich auch mal mit einem deutschen Leutnant (Karl Michael Vogler) unterhalten. Bei diesen beiden gibt es keinen Klassenunterschied und in vielen Dingen haben beide die gleiche Meinung, lediglich beim Antisemtismus voneinander ab - wenngleich nicht mal gravierend.  Es gibt einige schreiend komische Szenen und die besten hat Frank McGowran, der auch als Professor Ambronsius in Polanskis "Tanz der Vampire" durch seine Schrulligkeit begeistern konnte.  D
Die Dreharbeiten fanden in Deutschland statt und Lennon machte eine Pause bei den "Beatles" - für seine Rolle schnitt er sich auch die Haare ab und legte sich eine sonderbar aussehende "Oma-Brille" zu, die er dann für den Rest seines Lebens trug und die zu einem seiner Markenzeichen als Solo-Beatle wurde. Lesters Ziel ist es seine stellenweise geniale Groteske mit vielen makabren Albernheiten zu würzen, die fatalerweise meistens für eine der Figuren tödlich endet.



Bewertung. 9 von 10 Punkten. 

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