Regie: Luis Bunuel
Vivan las Cadenas...
"Das Gespenst der Freiheit" war der vorletzte Film des surrealistischen
Meisterregisseur Luis Bunuel. Zu den wichtigsten Merkmalen seiner
Filmographie gehörte die Kritik an das gehobene Bürgentums und und an
das Christentum. Bunuel war fest davon überzeugt, dass christliche Werte
in einem demoraralisierenden Milieu nie verwirklicht werden können.
Seine Filme arbeiten daher häufig mit Tabubrüchen und einige seiner
Filme beinhalten sogar eine Vielzahl von schockierenden und blasphemisch
wirkenden Bildern und Szenen. Durch einen tiefgründigen, surrealisten
Humor verstand er es die Wirkung dieser Bilder zu brechen.
In "Das Gespenst der Freiheit" sieht der Zuschauer anscheinend eine
Folge von surrealen Szenen, die nur lose zusammenhängen - obwohl sich
die Anfangssequenz und der Schluß dahingehend ähnlich sind, weil die
Aufständischen in beiden Szenen "Vivan las cadenas" der Obrigkeit
zurufen. Möglicherweise meint Bunuel, dass eine fremdbestimmte Freiheit
auch nicht besser ist als ein selbstgewähltes Leben in Ketten.
In einer nächsten Epsisode macht der Zuschauer Bekanntschaft mit der
Familie Foucauld (Monica Vitti, Jean-Claude Brialy). Die kleine Tochter
zeigt der Mutter Bilder, die ihr ein netter Onkel und Kinderfreud im
Park zugesteckt hat. Der Zuschauer erwartet natürlich pornographisches
Material, weil die Eltern sichtlich schockiert sind. Aber die Fotos
zeigen harmlose Sehenswürdigkeiten. Die Eltern ziehen einige der
Skandalbilder ein, der Rest wird der Kleinen wieder ausgehändigt - dafür
muss das Kindermädchen die Koffer packen, denn schließlich wird sie als
Schuldige auserkoren, sie hätte besser auf das Kind aufpassen müssen.
Tags darauf geht Foucauld zum Arzt, der Film konzentriert sich dann aber
auf die Krankenschwester (Milena Vukotic), die ein paar Tage freinehmen
muss, weil ihr Vater im Sterben liegt. Auf der Fahrt dorthin trifft sie
auf eine Panzereinheit von Soldaten, die sie fragen, ob sie irgendwo
einem Fuchs begegnet wäre. Sie verneint dies und wird noch
freundlicherweise darauf aufmerksam gemacht, dass ein Erdrutsch die
Straße zur Stadt ihres Vaters unpassierbar gemacht hat. Daher muss sie
in einem kleinen Hotel auf dem Land übernachten. Dort haben sich auch
vier Karmeliter-Mönche, ein Neffe (Pierre Francois Pistorio) und seine
Tante (Helene Perdriere) einquartiert. Auch ein masochistischer
Hutmacher (Michael Lonsdale) und seine dominante Gespielin (Adriana
Asti), die er als seine Assistentin ausgibt, belegen eins der Zimmer. In
der Nacht klopfen die Mönche an die Zimmertür der Krankenschwester. Sie
beten gemeinsam den Rosenkranz mit der Frau, anschließend spielen sie
Karten, rauchen Zigaretten und trinken einiges an Alkohol. Als Höhepunkt
des Epsiodenfilms trifft sich eine Gesellschaft zum gemeinsamen
Stuhlgang - zum Essen zieht man sich in eine kleine Kammer zurück. Eine
geniale Umkehr der Konventionen - diese gemeinsame, gesellig
ritualisierte Klosettbenutzung vs. das heimlich, sanktionierte Essen auf
einem stillen Örtchen...
Es schließen sich weitere heftige Imaginationen und Geschichten um eine Polizeischule und das skurrile Verschwinden der kleinen Aliette Foucauld (Valerie Blanco) an, denen eine Episode um einen Amokläufer und den Polizeipräfekten folgen, der eine kuriose Verdopplung erfährt. In der Rolle eines der Präfäkten ist wieder einmal Michel Piccoli zu sehen, der bereits in Bunuels "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" einen kleinen, aber feinen Cameo-Auftritt hatte. "Das Gespenst der Freiheit" war zwar nicht ganz so erfolgreich wie Bunuels oscarpreisgekrönter Vorgänger, aber dennoch ist ihm erneut ein Alterswerk voller Genialiät gelungen. Einige Szenen werden unvergessen bleiben. Man kann lachen, aber das Lachen tut auch weh. Die Erwartungen der Zuschauer werden von Bunuel ins Leere gelenkt. Kinder werden nicht ernst genommen "Du redest nur, wenn Du gefragt wirst" sagt der Kommissar (Claude Pieplu) zu der kleinen Aliette, die gesucht wird, obwohl sie sich ständig bemerkbar machen möchte, dass sie da ist. Auch viele Tiermotive wie Spinnen, ein Hahn, ein Strauß, Fuchs, Hund, Vogel) machen das Werk zusätzlich be(deutungs)voller.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
Es schließen sich weitere heftige Imaginationen und Geschichten um eine Polizeischule und das skurrile Verschwinden der kleinen Aliette Foucauld (Valerie Blanco) an, denen eine Episode um einen Amokläufer und den Polizeipräfekten folgen, der eine kuriose Verdopplung erfährt. In der Rolle eines der Präfäkten ist wieder einmal Michel Piccoli zu sehen, der bereits in Bunuels "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" einen kleinen, aber feinen Cameo-Auftritt hatte. "Das Gespenst der Freiheit" war zwar nicht ganz so erfolgreich wie Bunuels oscarpreisgekrönter Vorgänger, aber dennoch ist ihm erneut ein Alterswerk voller Genialiät gelungen. Einige Szenen werden unvergessen bleiben. Man kann lachen, aber das Lachen tut auch weh. Die Erwartungen der Zuschauer werden von Bunuel ins Leere gelenkt. Kinder werden nicht ernst genommen "Du redest nur, wenn Du gefragt wirst" sagt der Kommissar (Claude Pieplu) zu der kleinen Aliette, die gesucht wird, obwohl sie sich ständig bemerkbar machen möchte, dass sie da ist. Auch viele Tiermotive wie Spinnen, ein Hahn, ein Strauß, Fuchs, Hund, Vogel) machen das Werk zusätzlich be(deutungs)voller.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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