Regie. John Boorman
Eine Kindheit im zweiten Weltkrieg...
Ein beliebtes Thema im Filmjahr 1987 war "Kinder im Krieg". Steven
Spielbergs "Das Reich der Sonne" (Empire of the Sun) erzählte die
Geschichte vom Erwachsenwerden des elfjährigen britischen Jim, der beim
Angriff der Japaner auf Shanghai von seinen Eltern getrennt wird und in
einem japanischen Internierungslager landet. John Boorman dagegen
verarbeitete in seinem "Hope and Glory - Der Krieg der Kinder" eigene
Kindheitserlebnisse während des zweiten Weltkriegs in einer Vorstadt von
London. Mit diesem eher leisen und sehr intimen Film gelang ihm ein
großer Erfolg. Insgesamt kam "Hope and Glory" auf fünf
Oscar-Nominierungen. Als bester Film unterlag er aber Bertoluccis
letztem Kaiser. Boorman selbst wurde als bester Regisseur und als bester
Drehbuchautor vorgeschlagen, das Szenenbild von Anthony Bratt und
Joanne Woolard sowie die Kamera von Philippe Rousselot konnten sich auch
nicht gegen den gewaltigen Konkurrenten von Bernardo Bertolucci
durchsetzen. Am Ende ging der Film leer aus. Dennoch wurde Boormans
besonderer Film vom Krieg ein kleiner Klassiker und darf zu seinen
Meisterwerken gezählt werden, zu denen auch "Beim Sterben ist jeder der
Erste" oder "Excalibur" gehören.
In "Hope and Glory" sieht der Zuschauer die Schrecken des Krieges,
die nicht ausgespart werden durch die Augen eines neunjährigen Jungen.
Billy Rowan (Sebastian Rice-Edwards) erlebt diese Kriegsjahre anders als
die Erwachsenen als eine faszinierende und teilweise sogar vergnügliche
Erfahrung. Gut behütet wächst er als mittleres Kind der Familie Rowan
auf. Mutter Grace (Sarah Miles) ist etwas genervt von der ältesten
Tochter Dawn (Sammi Davis), die sich schon sehr für Männer interessiert.
Vater Clive (David Hayman) meldet sich beim Kriegsausbruch freiwillig
bei der Army, um dem britischen Empire zu dienen. Bill und seinen
kleinere Schwester Sue (Geraldine Muir) werden in dieser Zeit zu Zeugen
der unterschiedlichsten Ereignisse: Es gibt immer wieder Bombenalarm und
das damit verbundene Chaos. Brennende Häuser und auch deutsche Piloten,
die in der Stadt notlanden müssen und als Kriegsgefangene abgeführt
werden. Billy ist zwar traurig, dass der Vater eingezogen wird, er
zweifelt aber nicht daran, dass er bald wieder zurückkehren wird. Dawn
lernt den kanadischen Corporal Bruce Carrey (Jean-Marc Barr) kennen und
die Mutter trifft sich öfters mit dem daheimgebliebenen Mac (Derrrick
O`Connor), dem besten Freund ihres Mannes und in den sie früher verliebt
war. Als das eigene Haus abbrennt, muß Grace mit den drei Kindern zum
mürrischen und egozentrischen Großvater (Ian Bannen) ziehen. Der lebt
auf dem Land am Fluß und so verbringt Billy trotz der Kriegswirren einen
beinahe idyllischen Sommer. Er spielt Cricket mit dem Opa und
beobachtet auch das Verhalten der Frauen. Bald wird der Junge erwachsen
sein. Doch vorher wird die Schwester noch schwanger und am Ende
erreichen die Bomben auch noch die ländliche Idylle. Doch zerstört wird
nur die verhasste Schule. Grund genug für alle Kinder in Jubel
auszubrechen...
Dieses Ereignis steht am Ende des autobiographischen Films, der
durch ein großartiges Szenenbild besticht und meisterhaft mit der Kamera
eingefangen wurde. Kameramann Philippe Rousselot gab sein Debüt als
Kameramann von Nestor Almendros in den Rohmer Klassikern "Meine Nacht
mit Maud" und "Claires Knie". Als Chefkameramann erhiehlt er den Cesar
für die Mitwirkung in Jean-Jacques Beneix Film "Diva". Er übernahm 1985
für den John Boorman Film "Smaragdwald" die Kameraarbeit und durfte sich
für "Therese" von Alain Cavalier auf einen zweiten Cesar freuen. Es
folgte "Der Bär" von Jean-Jacques Annaud - nach zwei Oscarnominierungen
(Hope and Glory, Henry und June) klappte es mit "Aus der Mitte
entspringt ein Fluß". Robert Redfords Literaturverfilmung brachte ihm
die begehrte Trophäe. "Hope and Glory" ist einer der wenigen
Kriegsfilme, die freudig enden. Nicht nur die Schule hatte Pause. Dawn
heiratet ihren Kanadier. Trotz dieser positiven Grundstimmung ist der
Film natürlich nachdenklich. Die liebevollen Kinheitserinnerungen sind
noch naiv und weit entfernt von der Härte des Erwachsenenlebens. Doch
sie werden natürlich durch diese Jahre stark geprägt, noch wissen sie
aber nicht, wie sehr Krieg das Leben verändert.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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