Regie: Peter Weir
Ein Amish Junge in Gefahr...
"Der einzige Zeuge" war der Peter Weirs äusserst erfolgreicher
Einstand in den USA. Der Australier hatte vor dieser Zeit in seiner
Heimat mit "Picknick am Valentinstag", "Die letzte Flut", "Gallipolli"
und "Ein Jahr in der Hölle" bereits vier überzeugende Filme gedreht.
Im Mittelpunkt des äusserst spannenden Thrillers stehen aber die
Menschen, von denen "Der einzige Zeuge" handelt und für die Unwelt, in
der diese Menschen leben.
Ähnlich wie in seinem "Die letzte Flut" schafft Weir einen Einblick
in eine völlig fremde und scheinbar rückständige Kultur, die er sehr
respektvoll, aber auch kritisch schildert. In "Die letzte Flut" waren es
die Aborigines, in seinem US-Debüt lernt der Zuschauer die "Amish
People" kennen.
Die Amish sind eine täuferisch-protestantischen
Glaubensgemeinschaft, benannt nach ihrem Begründer Jakob Ammann, der von
1644 bis 1730 lebte. Ihre Wurzeln haben sie in der Schweiz und in
Süddeutschland.
Die Glaubensgemeinschaft führt ein stark in der Landwirtschaft
verwurzeltes Leben und sie lehnen moderne Techniken und Neuerungen ab.
Groß geschrieben wird die Familie und es herrschen klar vorgegebene
Geschlechterrollen. Sie haben weder Autos noch Telefon, Radio oder
Fernsehen.
Gibt es Konflikte, dann entscheiden die Ältesten.
Ort der Handlung ist der Bundesstaat Philadelphia, wo die
Glaubensgemeinschaft ihre Heimat gefunden hat. Die junge Witwe Rachel
Lapp (Kelly McGillis) verlässt gemeinsam mit ihrem kleinen Jungen Samuel
(Lukas Haas) das vertraute heimische Dorf, weil sie Verwandte in
Baltimore besuchen will. Auf dem Bahnhof in Philadelphia haben die
beiden Reisenden einen Zwischenstopp und so wird der kleine Junge
zufällig zum Zeugen eines brutalen Mordes, der sich auf der
Herrentoilette im Bahnhofsgebäude abspielt. Ein verdeckter Ermittler der
Polizei wird von zwei unbekannten Männern dort ermordet. Der kleine
Junge, der zuvor neugierig das Treiben auf dem Bahnhof beobachtet hatte,
verhält sich still und wird dadurch von den Tätern nicht gesehen. Er
ist aber damit zum wichtigen Zeugen bei den Ermittlungen von Detective
Captain John Book (Harrison Ford) geworden. Der erkennt in dem Moment
als der Junge auf dem Revier das Bild des Drogenfahnders McFee (Danny
Clover) sieht und angstvoll zusammenzuckt, dass sein Kollege einer der
Täter ist. Mehr noch: Als er seinem Chief Paul Schaeffer (Josef Sommer)
davon erzählt, wird kurze Zeit später ein Anschlag auf ihn verübt. Damit
ist der Fall fast auswegslos geworden, Book muss untertauchen und
natürlich der kleine Lapp ebenso. Er fährt die beiden zur Amish
Siedlung, die Schußverletzung zwingt auch Book zum Bleiben in der
Glaubensgemeinschaft. Dort kommt er der hübschen Rachel näher, sehr zum
Leidwesen ihres Vaters Eli (Jan Rubes) und auch ihres Verehrers Daniel
Hochleitner (Alexander Godunov). Denn das Einlassen mit einem
Ungläubigen bedeutet eine schwere Sünde...
Mit "Der einzige Zeuge" hat Peter Weir einen faszinierenden Film
gedreht, der sowohl Spannung und Tiefgang bietet und den Unterschied
zwischen der eingeschworenen Gemeinschaft, die sich gegenseitig hilft
und dem eher gefühlskalten Treiben in der Großstadt sehr subtil
aufzeichnet. Ein Film, der begeistert - und der für 8 Oscars nominiert
wurde. Harisson Ford bekam eine Nominierung und war einmal mehr
überzeugend als Charakterdarsteller. Seine Partnerin Kelly McGillis
hätte auch eine Nominierung verdient. Leider wurde sie nicht
berücksichtigt. Desweiteren gabs Nominierungen in den Sparten Bester
Film, beste Regie, beste Kamera (John Seale), bestes Szenenbild, beste
Filmmusik. In den Kategorien Bester Schnitt und bestes Originaldrehbuch
wurde der Oscarsieg sogar eingefahren.
Wer gut aufpasst erkennt vielleicht auch Viggo Mortensen, der den Bruder von Daniel Hochleitner spielt.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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