Regie: Joseph L. Mankieicz
Addie Ross....
Joseph L. Mankiewicz war der jüngste Sohn des in Berlin geborenen
deutsch-jüdischen Auswanderers Frank Mankiewic, der in Pennsylvania eine
deutschsprachige Zeitung herausbrachte. Sein Sohn begann seine
Filmkarriere gegen Ende der Stummfilmära als Übersetzer von
Zwischentitel von UFA-Filmen, die auch für den amerikanischen Kinomarkt
interessant schienen. Sein Weg führte dann zu Paramount Pictures, dann
zu Metro Goldwyn Mayer und schließlich landete er bei der Twentieh
Century Fox. Er bekam seine erste Regie weil Ernst Lubitsch krank wurde,
der das Gothic-Drama "Weißer Oleander" inszenieren sollte. 1950 und
1951 gelang ihm das Kunstück in zwei aufeinanderfolgenden Jahren den
Regieoscar zu gewinnen. Seinen ersten gabs für "Ein Brief an drei
Frauen", den zweiten für den Welterfolg "Alles über Eva". Ein
Kunststück, das vor ihm nur John Ford und jetzt im Jahr 2016 als drittem
Regisseur ind er langn Oscarhistory, dem Mexikaner Alejandro Gonzalez
Innaritu gelang.
In seiner Filmographie befinden sich Klassiker wie "Die barfüßige
Gräfin", "Guys and Dolls" und der Monumentalfilm "Cleopatra", der sich
zuerst als finanzielles Fiasko und dann einige Zeit später als retabler
Blockbuster erwies. Sicherlich ist "Alles über Eva" sein allgemein
anerkanntes Meisterwerk, aber für mich hat er mindestens zwei
gleichwertige großartige Filme gemacht. Einmal den aussergewöhnlichen
"Plötzlich im letzten Sommer" und den leider etwas in Vergessenheit
geratenen Oscarpreisträger "Ein Brief an drei Frauen", der meistens als
Komödie beschrieben wird. Was dem Film allerdings nicht ganz gerecht
wird. Ich denke, wenn man den Film als vergnügliche wie auch tragisches
Gesellschaftsdrama beschreibt, dann kommt man der Sache schon etwas
näher.
Der Film spielt gegen Ende der 40er Jahre in einer amerikanischen
Kleinstadt und wir lernen drei gute Freundinnen kennen: Deborah Bishop
(Jeanne Crain) kommt aus einer einfachen Farmerfamilie und lernte beim
Militär ihren jetzigen Mann Brad (Jeffrey Lynn) kennen, der in seinem
Job sehr gut verdient, allerdings seine leicht hysterische und oft
unsichere Frau alleine zuhause lässt. Rita Phipps (Ann Sothern) ist da
schon viel extrovertierter, sie arbeitet beim Rundfunk der Manleighs
(Florence Bates, Hobard Cavanaugh) und verdient viel mehr Geld als ihr
Mann George (Kirk Douglas), der aber in seinem Beruf als Lehrer ein
riesiges Engagement aufweist. Beide kennen sich seit der Kindheit und es
war klar, dass sie irgendwann ein Paar werden. Lora Mae (Linda
Darnell) wirkt zunächst etwas kühl und berechnend, sie kommt aus der
Unterschicht und aus ärmlichen Verhältnissen, hat aber ihren reichen
Chef Porter Hollingsway (Paul Douglas) so lange zappelt lassen, bis
dieser sie geheiratet hat. Alle drei Frauen treffen sich am Morgen eines
warmen Maitages und begleiten eine Schulklasse auf einer Bootsfahrt mit
anschließendem Picknick. Doch bevor das Schiff ablegt, bekommen sie
noch einen Brief ihrer besten Freundin Addie Ross (Offstimme im Original
von Celeste Holm gesprochen) zugestellt, dort teilt die begehrte Frau
den drei Freundinnen mit, dass sie die Stadt für immer verlassen hat -
aber sie musste auf jeden Fall etwas als Erinnerung an diese tolle Zeit
mitnehmen. Und zwar einen der Männer der drei Ausflüglerinnen....
In drei Rückblenden erhält dann der Zuschauer jeweils Einblick in die
Situation und Ehegeschichte aller drei Frauen. Und jede fragt sich,
welche von Ihnen verlassen wurde. Der Zuschauer ahnt bald, dass alle
drei möglicherweise Grund zur Sorge hätten. Doch die Aufklärung findet
erst gegen Schluß statt. Mankiwiczs Inszenierung ist federleicht,
allerdings mit viel guter Melancholie durchtränkt und interessanterweise
ist der Film keine Spur gealtert. Die Geschichten könnten auch in der
Gegenwart spielen, allerdings hätten es heute die drei Frauen leichter
herauszufinden, welcher Mann die Koffer gepackt hat. Ein Anruf per Handy
genügt. Wir sind aber Ende der 40er Jahre und so müssen die drei Ladys
wohl oder übel den ganzen Tag warten, bis sie den Göttergatten am Abend
treffen...oder eben nicht. Den Kunstgriff die Geschichte im Off von der
besagten Addie sprechen zu lassen und die so den ganzen Film dominiert
ist gut gelungen und sehr gewagt. Denn die Frau, um die sich das Problem
dreht ist nie richtig zu sehen. Nur einmal sieht man ihren Rücken, sie
rauchend und vor ihr steht Brad, der sich anregend mit ihr zu
unterhalten scheint. Ob Billy Wilder sich in "Sunset Boulevard", der ein
Jahr später realisiert wurde, sich davon inspirieren ließ. Schließlich
setzte der noch einen drauf, indem er die Geschichte von Norma Desmonds
Obessionen von dem Toten Joe Gillis erzählen lässt, der in der ersten
Szene leblos im Swimming Pool der Diva liegt ?
Es
ist nicht die Freundschaft der Frauen, die gebrochen wird, sondern ihr
privates Gefühl der Sicherheit. Dies ist hervorragend herausgearbeitet,
der Schluß - es zerbricht ein Weinglas und man hört noch einmal im Off
die stimme von Addie - ist ein bisschen mehrdeutig konzipiert. So keimt
der Verdacht auf, die beste Freundin, die die Stadt verlassen hat, hätte
da den drei Frauen noch eine kleine Lektion mit auf den Weg gegeben.
Das Ensemble ist toll, am besten gefallen mir Linda Darnell und ihr
spröder Ehemann, der von Paul Douglas gespielt wird. Ein echter
Klassiker-Geheimtipp. In einer Nebenrolle ist auch die immer großartige
Thelma Ritter zu sehen.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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