Regie: Preston Sturges
Vom Aufstieg und Fall...
Preston Sturges große Zeit in Hollywood dauerte leider nur 4 Jahre und
in diesen Jahren drehte er Klassiker wie "Palm Beach Story", "Die
Falschspielerin" oder "Sullivans Reisen". Er wurde von manchem als
Zyniker bezeichnet oder auch der Naivität bezichtigt. Er wurde als
Rebell verehrt oder als Opportunist verdammt, galt vielfach als Moralist
oder als einer der ersten Satiriker des US-Kinos. Vielfach kam auch die
Einordnung als "Anti Frank Capra" ins Spiel. In allen seinen Filmen
vereinte er Altes mit Neuem, Helles mit Dunklem, Schnelles mit
Langsamen, er kombinierte Slapstick und Wortwitz in seinen Dramen, die
dann auch den Anstrich einer Farce bekamen. Sturges war europäisch
beeinflusst, da er einen Großteil seiner Kinheit in Frankreich,
Deutschland und der Schweiz verlebte. Als Allrounder saß er nicht nur
auf dem Regiestuhl, sondern verfasste auch die Drehbücher seiner werke
selbst. Bereits sein Debüt war ein Riesenerfolg. Er verkaufte das Script
zu "Der große Mr. Ginty" für 10 Dollar an die Paramount. Einzige
Bedingung: Er wollte Regie führen und man war mit diesem Deal
einverstanden. Der Film kostete nicht viel und wurde von der Kritik so
stark gelobt, dass Sturges gleich einen Academy Award für das beste
Originaldrehbuch in der Oscarnacht mit heimnehmen durfte.
Im Film selbst geht es um den amerikanischen Traum. Vom schnellen
Aufstieg und vom schnellen Fall. Der Tellerwäscher, der zum Millionär
wird. Dan McGinty (Brian Donlevy) ist zwar kein Tellerwäscher, aber ein
Obdachloser, ein Vagabund, der durch seine Cleverness einem Parteichef
(Akim Tamiroff) auffällt. Dieser gibt ihm einen Job und danach scheint
der Aufstieg rasant und unaufhaltsam zu sein. Aber vorher lernen wir
diesen McGinty in einer Kneipe als Barkeeper kennen. Dort will sich der
junge Bankassierer Thompson (Louis Jean Heyd) das Leben nehmen, weil er
seinen Arbeitgeber betrogen hat. In letzter Sekunde kann McGinty den
Schuß verhindert und erzählt ihm und seiner weiblichen Begleitung die
Geschichte, die ihm passiert ist. Vom Obdachlosen zum Gouverneur in
1,2,3. Einen Moment der Ehrlichkeit brachte ihn dann zum Fall und nun
ist er wieder unten. Aber vor längerer Zeit konnte er bei dem
Parteichef, einem mächtigen Gangster Eindruck schinden, weil er 37
Stimmen zur Wiederwahl des Bürgermeisterkandidaten Tilinghast (Arthur
Hoyt) beigesteuert hatte, indem er mit dem Namen von gerade erst
verstorbenen Leuten mehrmals wählen ging. Der Parteichef findet Gefallen
an McGinty, der so gar keinen Respekt vor seinen Mitmenschen aufweist
und auch sehr schlagkräftig und schlagfertig agiert, wenn es sein muss.
Bald wird er Stadtrat. Doch für die Politik und das gute Ansehen muss
eine Ehefrau her. Die findet er bei seiner Sekretärin Chaterine (Muriel
Angelus), die zwei Kinder und einen drolligen Hund hat. Zuerst ist es
eine reine Zweckverbindung, doch beide verlieben sich irgendwann. So
wird aus dem kleinen Gangster McGinty ein anständiger und ehrenwerter
Familienvater. Bald macht der Parteichef ihn zum Gouverneur. Mit dieser
Macht im Rücken versucht nun McGinty sich wirklich wichtigen politischen
Themen anzunehmen und Kinderarbeit und Armut will er bekämpfen. Doch er
hat nicht mit der Gegenwehr seiner Parteifreunde gerechnet, die
weiterhin geldgierig und korrupt agieren. Schließlich stolpert er über
die Taten der Vergangenheit...
"Der große McGinty" ist mit seiner Laufzeit von 80 Minuten knackig kurz,
aber sehr unterhaltsam. Er bietet auch einen schonungslosen Blick in
den Geist der korrupten Politik und bleibt deshalb aktuell. Der
satirische Spaß ist mit guten Dialogen ausgestattet. So argumentiert
McGinty bei den Geschäftsleuten, die kein Schmiergeld an den Boss zahlen
wollen mit den Worten "Sie müssen jemand bezahlen, damit du vor der
menschlichen Habgier anderer, die noch kommen werden, geschützt bist. In
manchen Fällen hört sich das so plausibel an, dass die Menschen dann
auch ihren Beitrag zahlen. Sturges bietet dem Zuschauer eine Farce an,
die einen zähen und geschäftstüchtigen Penner beim Aufstieg zuzusehen.
Im Grunde ein sehr ernsten, ja fast schon düsteres Thema, aus dem man
gut einen Film Noir hätte machen können....Sturges hat aber diese
Geschichte gegen die Erwartungen gebürstet und macht aus diesem Stoff
eine vergnügliche und temporeiche Achterbahnfahrt mit allem was das
Leben so zu bieten hat.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen