Regie: Preston Sturges
Palm Beach Story....
"Atemlos nach Florida" von Preston Sturges heißt im Original "The
Palm Beach Story" und entstand 1942, also kurz nach dem amerikanischen
Eintritt in den 2. Weltkrieg. Obwohl Screwball-Comedy im klassischen
Sinn, injizierte der Macher Preston Sturges in sein Arbei ein starkes
Level an sozialer Kritik und politischer Satire, die ansonsten in
anderen Klassikern dieses Genres kaum zu finden sind. Auch seine
Frauen-Figuren sind sehr selbstbewusst, besonders sichtbar in "Die
Falschspielerin" mit Barbara Stanwyk, die in ihrer weiblichen
Aggressivität kaum zu stoppen ist, aber auch in "Atemlos nach Florida".
Hier spielt Claudette Colbert eine verheiratete Frau, die sich als sehr
nutzlos empfindet, da sie ihrem Mann Tom (Joel McCrae) bislang nur
Pech brachte. Und nicht mal mit hausfraulichen Tugenden kann Gerry
Jeffers glänzen. Sie kocht nicht gut, sie putzt nicht gerne und hat in
ihrer Unterstützung versagt ihm zu Reichtum zu verhelfen. Nur in einem
Punkt klappt es aber immer noch hervorragend: Sie lieben sich. Aber sie
will ihm nun nicht länger im Weg stehen und hält die Scheidung für den
klügsten Schritt. Auch die teure Wohnung müssen sie verlassen, da sie
mit der Miete im Rückstand sind. Doch in Sturges Komödien tauchen immer
mal wieder skurrile Typen auf. So bekommt Gerry von einem kauzigen
Millionär, dem Wieni King (Robert Dudley), der die Wohnung als
potentieller Käufer besichtigt, im Schlafzimmer das Geld für den
Mietrückstand und noch ein bisschen mehr...damit kauft sie tüchtig
Kleidung an, bevor ihr Mann nach Hause kommt. Der ist gleich
eifersüchtig, denn er weiß, dass seine Gemahlin die Herren der Schöpfung
um den Finger wickeln kann. Trotz der gegenseitigen Liebe...Gerry fasst
den Entschluß nach 5 Jahren Ehe die Scheidung einzuleiten und flieht
vor ihrem Tom in einer Nacht- und Nebelaktion in den Zug Richtung
Florida. Dort will sie einen zweiten Eheversuch mit einem vermögenden
Mann versuchen, der auch noch ihrem baldigen Ex Tom bei seiner
Erfindung, die keiner will, finanziell unter die Arme greifen soll. Und
schon im Abteil des Zuges trifft die entschlossene Gerry auf eine
Jagdgesellschaft, die sich "The Ale and the Quail Club" - Millionäre,
die mit ihren Hunden irgendwann in dieser Nacht noch im
Schlafwagenabteil des Zuges auf Jagd gehen werden. Genau dort macht
Gerry auch noch die Bekanntschaft mit John D. Hackensacker III (Rudy
Vallee), einem der reichsten Männer Amerikas. Der fängt sofort Feuer,
hat eine genauso reiche Schwester (Mary Astor), die ihre Lover ständig
wechselt und derzeit mit einem Toto (Sig Arno) liiert ist. Natürlich
reist Tom seiner Gerry nach und beim Wiedersehen gibt Gerry ihren
Noch-Ehemann als ihren ledigen Bruder aus...
Dies führt natürlich zu Missverständnissen und der Zuschauer erhält Einblicke in eine dekadente Oberschicht, die so in Geld schwimmt, das der Verstand teilweise aussetzt. Claudette Colbert ist perfekt als starke Frau, die zwar noch nicht genau weiß, was sie wirklich will - aber ihren Plan mit Eifer und Hingabe verfolgt. Die Männerfiguren sind eher schwach, was man auch in der Beziehung von Maude, Prinzessin Centimilia und Schwester des reichen hackensacker mit ihrem Toto erkennen kann. Der wird von ihr regelrecht beherrscht und hat das zu tun, was die Lady will. Im Vorspann nimmt Preston Sturges die Ehe, die für immer hält, aufs Korn und zeigt sie nach 5 Jahren schon am Ende...im Grunde wegen banalen Dingen, obwohl man sich alles schwört in guten wie in schlechten Tagen. Dieses Bild wird am Ende wieder aufgenommen und total satirisch überspitzt. Der Schlußplot von "The Palm Beach Story" ist so absurd wie genial.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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