Regie: John M. Stahl
Ellens Eifersucht....
Der in Baku, Aserbaidschan geborene US-Filmregisseur John M. Stahl
hat viel mittelmässige Filme gedreht. Aber auch einige Werke, die in
Erinnerung blieben: In den 30er Jahren waren er mit Dramen wie
"Imitation of Life" und "Magnificent Obsession" erfolgreich. Dann geriet
die Karriere etwas ins Stocken. Zum Glück landete er bei 20th Century
Fox und drehte dort zwei sehr erfolgreiche, von der Thematik her aber
sehr unterscheidliche Filme. "Schlüssel zum Himmelreich", in dem der
noch sehr junge Gregory Peck einen idealistischen Priester spielen
durfte und gleich zum Star wurde und den Film Noir "Todsünde", der an
der Kinokasse ein riesiger Erfolg wurde. Er war gleich nach "Die
Glpcken von St. Marien" und noch vor Hitchcocks "Spellbound" der
erfolgreichste Kassenhit des Jahres 1945.
"Todsünde" ist
zwar ein lupenreines Exemplar der schwarzen Serie, obwohl der Film
ausschliesslich in einem fast schon grellen Technicolor aufgenommen
wurde. Hauptdarstellerin Gene Tierney konnte für ihre Darstellung einer
psychopathischen Mörderin sogar eine Oscar-Nominierung bekommen. Sie
verlor allerdings gegen Joan Crawfords unvergessliche Darstellung in
"Mildred Pierce". Auch Michael Curtiz Film hatte reichlich Noir-Elemente
und interessanterweise mischen beide Filme sehr viel melodratisches
bei.
"Todsünde" so werden im Katechismus der Katholischen
Kirche besonders schwerwiegende Arten der Sünde bezeichnet. Es gibt
bekanntlich 7 davon: Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und
Faulheit. Und Neid oder Eifersucht ist die schlimmste von allen" -
zumindest nach der Einschätzung von Rechtsanwalt Glen Robie (Ray
Collins), der einem alten Freund die Geschichte seines Freundes und
Mandanten Richard Harland (Cornell Wilde) erzählt. Ehemals erfolgreicher
Schriftsteller kehrt er nun nach 2 Jahren Gefängnis nach Maine zurück.
Dort leiht er sich ein Kajak aus, um zu seinem abgelegenen Haus "Back of
the Moon" zu gelangen. Durch Robies Erzählungen nimmt der Zuschauer an
der tragischen Geschichte teil, die eigentlich durch einen Kennenlernen
im Zug beginnt. Dort - auf der Fahrt nach Jacinto, New Mexico - lernt
der Schriftsteller die schöne Ellen Berent (Gene Tierney) kennen. Der
Zufall will es, dass nicht nur Harland dort von Robie auf dessen Ranch
eingeladen wurde, sondern auch Ellen mit ihrer Mutter (Mary Philipps)
und Adoptivschwester Ruth (Jeanne Crain). Die junge Frau empfindet
sofort sehr viel für Richard, vor allem auch deshalb, weil der sie an
ihren verstorbenen Vater erinnert. Dieser kam erst vor kurzem bei einer
Expedition ums Leben und nun will Ellen dessen Asche an seinem
Lieblingsplatz in den Bergen verstreuen. Obwohl Ellen mit dem
aufstrebenden Anwalt Russell Quinton (Vincent Price) flirtet sie immer
mehr mit Richard und löst die bestehende Verlobung. Als dieser dann
auftaucht, um Ellen zur Rede zu stellen, gibt Ellen die baldige Heirat
mit Richard bekannt. Richard selbst war nicht informiert, er lässt es
aber geschehen, denn auch er ist in Ellen verliebt. Es folgen glückliche
Tage. Das frisch vermählte Paar reist nach Warm Springs, Georgia, um
Richard gehbehinderten jüngeren Bruder Danny (Daryl Hickman) zu
besuchen. Zuerst kümmert sich Ellen rührend um ihren jüngeren Schwager.
Diese ändert sich aber als sie erfährt, dass Danny den Wunsch hat mit
nach "Back of the Moon" zu kommen, wo sie aber sehr gerne alleine mit
ihrem Gemahl wohnen würde. Überhaupt fällt immer mehr Ellens rasende
Eifersucht auf. Sie ist sogar eifersüchtig auf den Verwalter des Hauses
am See, einem Freund von Richard. Ausserdem will sie alles über Richards
Exfreundinnen wissen. Es kommt zunehmend zu Spannungen, vor allem ab
dem Zeitpunkt als Richard seine Frau mit dem Besuch ihrer Mutter und
Ruth überraschen möchte. Gefühlskalt begrüsst sie ihre Familie und sorgt
dafür, dass beide bald wieder abreisen. Weitere Wutausbrüche folgen.
Mit Danny macht sie öfters Schwimmübungen im See. Im Ruderboot folgt sie
dem Jungen, der zum gegenüberliegenden Seeufer schwimmen möchte. Dann
bekommt der Junge ein Krampf. Ellen sieht tatenlos zu, wie er
untergeht...
Eine Filmszene, die unvergesslich bleibt. Gene
Tierneys Gesichtsausdruck dazu, während der Junge verzweifelt noch
einmal an die Oberfläche kommt und um Hilfe fleht. Dabei verzieht die
Femme Fatale keine Regung im Gesicht. Erst als sie ihren Richard von der
Ferne pfeifen hört, der langsam nach einem Spaziergang zum Haus kommt,
wird sie aktiv und schreit nach Danny, springt als vermeintliche
Retterin ins Wasser. Doch es ist längst schon zu spät. Weitere
gravierende Taten sind von der Psychopathin zu erwarten.
Auch
wenn der Film sehr ruhig inszeniert wurde, er hat schon eine gewisse
faszinierende Wirkung. Einen großen Anteil daran hat sicherlich die
grandiose Kameraarbeit von Leon Shamroy, der Filme wie "South Pacific",
Planet der Affen", "Cleopatra", "Der König und ich", "Daddy Langbein",
"Das Gewand" oder "Porgy and Bess" verdelte. Hier in "Todsünde" schuf er
auch große Kinobilder, der sowohl an David Lean, an Douglas Sirk oder
auch an Alfred Hitchcock erinnern.
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