Freitag, 23. Juli 2021

Verdammt sind sie alle


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Vincente Minelli

Die Entwurzelten...

Die 31ste Oscarverleihung am 6. April 1959 wurde zu einem Triiumph für den Regisseur Vincente Minelli. Sein prächtiges Farbmusical "Gigi" trug bei allen neun Nominierungen den Sieg davon. Einer davon ging an den Regisseur, der auch mit seinem zweiten Film "Verdammt sind sie alle" auf insgesamt 5 Nominierungen kam. Dieses bittere Melodram über gestrandete Verlierertypen in einer Kleinstadt ist für mich Minellis bester Film überhaupt.
Optisch ist der Film in Cinemascope und Metrocolor ein echter Hingucker. Verantwortlicher Kameramann war William H. Daniels (Menschen im Hotel, Ninotschka, Rendezvous nach Ladenschluß, Zelle R 17, Über den Todespass, Katze auf dem heißen Blechdach), der in den 30er Jahren als "Garbos Kameramann" bekannt wurde und für "Stadt ohne Maske" den Oscar gewann.
Nominiert wurde "Verdammt sind sie alle" in den Kategorien "Beste Hautpdarstellerin" (Shirley McLaine) "Beste Nebendarstellerin" ( Martha Hyer), "Bester Nebendarsteller" (Arthur Kennedy), "Bester Filmsong" und "Beste Kostüme".  Leider ging der Film am Ende leer aus, dennoch ist das Melodram ein echtes Meisterwerk und einer der besten Hollywoodfilme der 50er Jahre. Die Geschichte von James Jones hat nichts von ihrer Kraft eingebüßt - seine Vorlage heißt "Die Entwurzelten".
Die Geschichte spielt im Jahr 1948 und erzählt die Geschichte des Armeeveteranen und Schriftstellers Dave Hirsh (Frank Sinatra), der nach 16 Jahren als Buspassagier in seinen Heimatort Parkman, Indiana zurückkehrt. Mit im Gepäck hat er viel Geld, dass er beim Glücksspiel gewonnen hat und ein leichtes Mädchen namens Ginnie Moorehead (Shirley McLaine). Betrunken wie er war hat er das Mädchen einfach eingeladen und mitgenommen. Jetzt im nüchternen Zustand will er sie sofort wieder loswerden. Doch die sehr naive und ungebildete Ginnie hat einen Narren an Dave gefressen und ist ziemlich geknickt als er ihr 50 Dollar in die Hand drückt und ihr rät mit dem nächsten Bus wieder zurück nach Chicago zu fahren. Besondere Lust seinen älteren Bruder Frank (Arthur Kennedy zu sehen), der Besitzer eines Schmuckgeschäftes und Vorstand einer im Ort ansässigen Bank ist, hat Dave nicht. Doch der erfährt sehr schnell, dass sich der Heimkehrer in einem Motel ein Zimmer genommen hat. Er lädt ihn zu sich nach Hause ein. Daves Frau (Leora Dana) mag Dave nicht besonders, aber Tochter Dawn (Betty Lou Keim) findet ihren Onkel cool. Durch Frank lernt Dave auch Professor Robert Haven French (Larry Gates) und dessen Tochter Gwen (Martha Hyer) kennen. Gwen interessiert sich brennend für Literatur und auch für den Schriftsteller Dave. Der verliebt sich in die etwas reservierte Frau, die als Lehrerin in der Stadt arbeitet. Seine Annäherungsversuche laufen ins Leere, da hat er bei Ginnie weit mehr Erfolg. Sie himmelt ihn an, wird aber von ihrem ehemaligen Liebhaber Raymond Lanchak (Steven Peck) gestalkt. Inzwischen macht Dave mit dem ausgekochten Spieler Bama Dillert (Dean Martin) Bekanntschaft, beide Männer freunden sich an...





"Verdammt sind sie alle" heißt im Original "Some came running" und das ultimative Verliererepos. Frank Sinatra spielt einen Mann, der die aufgesetzte Bürgerlichkeit hasst, aber sich genau in diesen Typ von Frau verliebt. Shirley Mclaine spielt m.E. die Rolle ihres Lebens - sie verleiht ihrer Figur Würde und Verletzlichkeit. Sie hat zusammen mit Martha Hyer auch die beste Szene des Films - Ginnie hält es nicht mehr aus und besucht Daves geliebte Lehrerin in deren Schule. Dean Martins Vorstellung als alkohlsüchtiger Gambler ist ebenfalls perfekt - im Duett mit Frank Sinatra passt das einfach prächtig.
Die Karnevalsszene am Ende des Films ist für Regisseur Martin Scorsese eine der besten und ausdrucksstärksten Anwendungen des CinemaScope. An der Kinokasse war Minellis Film ein riesiger Erfolg. Mit 6,3 Millionen Dollar erreichte er in den Kino Jahresbestenliste den 10. Rang.




Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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