Sonntag, 15. Januar 2023

Carnal Knowledge - Die Kunst zu lieben


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Mike Nichols

Die Frauen von Jonathan und Sandy...

Schon seine erste Regiearbeit "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" im Jahr 1966 katapultierte Mike Nichols an die Spitze der neuen Garde hoffnungsvoller Regietalente. Sein zweiter Film "Die Reifeprüfung" bestätigte dies noch eindrücklicher mit einem phänomenalen Einspielergebnis von fast 200 Millionen Dollar. Der Film wurde ein Welthit und war auch im Jahrgangsranking 1967 auf Platz 1 der erfolgreichsten Filme. Der dritte Film hieß "Catch 22" und konnte die hohe Meßlatte leider nicht halten. Die Antikriegfilm-Satire ging im Vergleich zu Robert Altmans "MASH" leider unter und spielte lediglich 24 Millionen Dollar ein, was angesichts des Budget kein riesiger Erfolg war. Erst im Laufe der Zeit wurden die sehr guten Qualitäten von "Catch 22" anerkannt. Film Nr. 4 führte Nichols zurück an seine Ursprünge im Theater. Anfang der 60er Jahre gründete er gemeinsam mit Elaine May in New York eine Kleinkunst-Comedy Gruppe, die sich mit viel Humor über das Verhälnis zwischen Mann und Frau und dem Unterschieden der Geschlechter lustig machten und alles satirisch aufbereiteten. Vom gleichen Kaliber ist die Verfilmung "Carnal Knowledge - die Kunst zu lieben".
Der Film schildert die sexuellen Ausschweifungen zweier Zimmergenossen am Anherst College und beginnt in den späten 40er Jahren. Jonathan Fuerst (Jack Nicholson) und Sandy (Art Garfunkel) teilen sich dort ein Zimmer und sind beste Freunde. Das Hauptgesprächsthema sind die Frauen - dabei könnten die beiden Freunde nicht unterschiedlicher sein. Sandy ist eher sanft und passiv, Jonathan wirkt hart und aggressiv. Sandy vergöttert die Frauen, während Jonathan die Frauen zu Objekten degradiert. Jonathan verwendet oft den Begriff "Ballbuster", damit will er ausdrücken, dass sie Frauen ein Hauptvergnügen besonders pflegen: Die Verweigerung vom Vergnügen. Er denkt auch in Schubladen und meint, dass Frauen immer an Heirat denken, die Männer aber so lange wie möglich ihre ungebundene Freiheit genießen wollen. Natürlich sind beide Männer aufgrund ihres extremen und egoistischen Frauenbildes nur sehr selten in der Lage eine echte Beziehung zu führen. Im Laufe der nächsten 25 Jahren machen die beiden Männer einige Bekanntschaften.
Die attraktive Susan (Candice Bergen) gefällt beiden Männern. Zuerst geht der eher schüchterne Sandy mit Susan eine sehr rücksichtsvolle Beziehung ein. Ganz heimlich datet aber auch Jonathan das Objekt der Begierde. Er hat zumindest auf sexuellem Gebiet die schnelleren Erfolge vorzuweisen. Dennoch heiraten Sandy und Susan, trennen sich aber wieder. Jonathan geht eine Beziehung mit Bobbie (Ann Margaret) ein, die vor allem wegen ihrem großen Busen bei ihm punktet. Bobbie wird bald darauf sehr passiv und neigt zu Depressionen. Nach der Scheidung ist Sandy mit der resoluten Cindy (Cynthia O´Donnell) lliert. Jonathan schlägt den beiden einen Partnertausch vor. Jahre später ist Sandy mit der wesentlich jüngeren Jennifer (Carol Kane) zusammen....





   "Carnal Knowledge" wirkt etwas kammerspielhaft und manchmal wirkt es als würden die beiden unterschiedlichen Männer gewollt eine gewisse Symbiose eingehen. Im Grunde zeigt Nichols Film Kälte und Unbarmherzigkeit, ganz sicher aber ein aufschlußreicher Angriff auf den männlichen Chauvinismus.
"Carnal Knowledge" ist ein Film, der wahrscheinlich nur in den 70er Jahren realisiert werden konnte. Damals bestand eine große Bereitschaft des Kinopublikums sich mit provokanten Themen und interessanten Charakteren auseinandersetzen zu wollen. Ganz anders als in unserer heutigen Zeit, wo es zu genügen scheint, dass ein paar starke Superhelden die Welt retten wollen. Es gab sogar in Georgia eine Strafanzeige für den Kinobetreiber, der "Carnal Knowledge" zeigte. Er wurde verurteilt wegen des Verbrechens der Verbreitung von obszönem Material. Erst Jahre später wurde das absurde Urteil aufgehoben. Bei der Vergabe der Academy Awards wurde Ann Margarets Leistung in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin" gewürdigt Sie musste sich zwar von Cloris Leachman in "Die letzte Vorstellung" geschlagen geben - dafür klappte es bei der Golden Globe Verleihung besser. Dort waren auch ihre beiden männlichen Kollegen Nicholson und Art Garfunkel nominiert, sie konnte am Ende auch den Sieg feiern.





Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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