Regie: Mike Nichols
Die Frauen von Jonathan und Sandy...
Schon seine erste Regiearbeit "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" im
Jahr 1966 katapultierte Mike Nichols an die Spitze der neuen Garde
hoffnungsvoller Regietalente. Sein zweiter Film "Die Reifeprüfung"
bestätigte dies noch eindrücklicher mit einem phänomenalen
Einspielergebnis von fast 200 Millionen Dollar. Der Film wurde ein
Welthit und war auch im Jahrgangsranking 1967 auf Platz 1 der
erfolgreichsten Filme. Der dritte Film hieß "Catch 22" und konnte die
hohe Meßlatte leider nicht halten. Die Antikriegfilm-Satire ging im
Vergleich zu Robert Altmans "MASH" leider unter und spielte lediglich 24
Millionen Dollar ein, was angesichts des Budget kein riesiger Erfolg
war. Erst im Laufe der Zeit wurden die sehr guten Qualitäten von "Catch
22" anerkannt. Film Nr. 4 führte Nichols zurück an seine Ursprünge im
Theater. Anfang der 60er Jahre gründete er gemeinsam mit Elaine May in
New York eine Kleinkunst-Comedy Gruppe, die sich mit viel Humor über das
Verhälnis zwischen Mann und Frau und dem Unterschieden der Geschlechter
lustig machten und alles satirisch aufbereiteten. Vom gleichen Kaliber
ist die Verfilmung "Carnal Knowledge - die Kunst zu lieben".
Der Film schildert die sexuellen Ausschweifungen zweier
Zimmergenossen am Anherst College und beginnt in den späten 40er Jahren.
Jonathan Fuerst (Jack Nicholson) und Sandy (Art Garfunkel) teilen sich
dort ein Zimmer und sind beste Freunde. Das Hauptgesprächsthema sind die
Frauen - dabei könnten die beiden Freunde nicht unterschiedlicher sein.
Sandy ist eher sanft und passiv, Jonathan wirkt hart und aggressiv.
Sandy vergöttert die Frauen, während Jonathan die Frauen zu Objekten
degradiert. Jonathan verwendet oft den Begriff "Ballbuster", damit will
er ausdrücken, dass sie Frauen ein Hauptvergnügen besonders pflegen: Die
Verweigerung vom Vergnügen. Er denkt auch in Schubladen und meint, dass
Frauen immer an Heirat denken, die Männer aber so lange wie möglich
ihre ungebundene Freiheit genießen wollen. Natürlich sind beide Männer
aufgrund ihres extremen und egoistischen Frauenbildes nur sehr selten in
der Lage eine echte Beziehung zu führen. Im Laufe der nächsten 25
Jahren machen die beiden Männer einige Bekanntschaften.
Die attraktive Susan (Candice Bergen) gefällt beiden Männern.
Zuerst geht der eher schüchterne Sandy mit Susan eine sehr
rücksichtsvolle Beziehung ein. Ganz heimlich datet aber auch Jonathan
das Objekt der Begierde. Er hat zumindest auf sexuellem Gebiet die
schnelleren Erfolge vorzuweisen. Dennoch heiraten Sandy und Susan,
trennen sich aber wieder. Jonathan geht eine Beziehung mit Bobbie (Ann
Margaret) ein, die vor allem wegen ihrem großen Busen bei ihm punktet.
Bobbie wird bald darauf sehr passiv und neigt zu Depressionen. Nach der
Scheidung ist Sandy mit der resoluten Cindy (Cynthia O´Donnell) lliert.
Jonathan schlägt den beiden einen Partnertausch vor. Jahre später ist
Sandy mit der wesentlich jüngeren Jennifer (Carol Kane) zusammen....
"Carnal Knowledge" wirkt etwas kammerspielhaft und manchmal wirkt es als würden die beiden unterschiedlichen Männer gewollt eine gewisse Symbiose eingehen. Im Grunde zeigt Nichols Film Kälte und Unbarmherzigkeit, ganz sicher aber ein aufschlußreicher Angriff auf den männlichen Chauvinismus.
"Carnal Knowledge" wirkt etwas kammerspielhaft und manchmal wirkt es als würden die beiden unterschiedlichen Männer gewollt eine gewisse Symbiose eingehen. Im Grunde zeigt Nichols Film Kälte und Unbarmherzigkeit, ganz sicher aber ein aufschlußreicher Angriff auf den männlichen Chauvinismus.
"Carnal Knowledge" ist ein Film, der wahrscheinlich nur in den 70er
Jahren realisiert werden konnte. Damals bestand eine große Bereitschaft
des Kinopublikums sich mit provokanten Themen und interessanten
Charakteren auseinandersetzen zu wollen. Ganz anders als in unserer
heutigen Zeit, wo es zu genügen scheint, dass ein paar starke
Superhelden die Welt retten wollen. Es gab sogar in Georgia eine
Strafanzeige für den Kinobetreiber, der "Carnal Knowledge" zeigte. Er
wurde verurteilt wegen des Verbrechens der Verbreitung von obszönem
Material. Erst Jahre später wurde das absurde Urteil aufgehoben. Bei der
Vergabe der Academy Awards wurde Ann Margarets Leistung in der
Kategorie "Beste Nebendarstellerin" gewürdigt Sie musste sich zwar von
Cloris Leachman in "Die letzte Vorstellung" geschlagen geben - dafür
klappte es bei der Golden Globe Verleihung besser. Dort waren auch ihre
beiden männlichen Kollegen Nicholson und Art Garfunkel nominiert, sie
konnte am Ende auch den Sieg feiern.
Bewertung: 8 von 10 Punkten
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