Regie: Hal Ashby
George lässt nichts anbrennen...
In den 70er Jahren gehörte Hal Ashby zu den wichtigsten Regisseuren
der USA. Seine 1971 gedrehte Liebesromanze über das "unmögliche Paar"
Harold und Maude wurde schnell zum Kultfilm. Die Nachfolgefilme waren
alle in der engeren Auswahl bei der jährlichen Vergabe der Academy
Awards.
1975 folgte er mit "Shampoo" einem promiskuitiven Friseur aus Los
Angeles am Wahltag des Jahres 1968. Wie ein Getriebener jagt der von
seinem Arbeitsplatz hin zu den Betten seiner vielen Geliebten und ganz
nebenbei plant er auch noch einen eigenen Friseursalon aufzumachen. Der
Film spielte 60 Millionen Dollar ein und präsentiert eine starke Satire,
die sich auf das Thema Sexualmoral und andere soziale Sitten der späten
60er Jahre bezieht.
Hinter einem heruntergekommenen Kosmetiksalon, der allerdings
megagut besucht wird, lauern die Schwächen einer neuen oberflächlichen
wie rücksichtslosen Gesellschaft, die gierig ist auf Geld, die völlig
beziehungsarm lebt und wo jeder mit jedem ins Bett hüpft.
Friseur George Roundy (Warren Beatty) ist in seinem Umfeld total
erfolgreich. Er arbeitet im Salon von Norman (Jay Robinson) und fühlt
sich durch den Zuspruch seiner vielen Stammkundinnen als wahrer Chef im
Laden. Zu seinen Kundiinnen gehört auch Hollywoodstar Barbara Rush.
Vielen seiner Kundinnen macht George nicht nur die Haare schön, sondern
er steigt, bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bietet, mit den Frauen
ins Bett. Es ist der Vorabend der Präsidentschaftswahlen 1968, aber hier
in Beverly Hills hat jeder ausschließlich mit sich selbst zu tun,
obwohl das TV-Gerät in fast allen Haushalten in Dauerrotation läuft. Mit
der reichen Felicia (Lee Grant) ist er gerade zärtlich, als das Telefon
klingelt. Seine Freundin Jill (Goldie Hawn) ist am Apparat. George
verlässt kurz seine Wohnung, um Jill behilflich zu sein, denn sie leide
an stärksten Panikattacken und nur er wisse wie er sie mental beruhigen
kann. Felicia ist die Ehefrau des reichen Geschäftsmannes Lester (Jack
Warden). Ihn hat George tags darauf um eine Unterredung gebeten. Da die
Bank die Pläne zur Selbständigkeit nicht unterstützt, ist Lester die
letzte Hoffnung an Kapital heran zu kommen. Lester glaubt, dass George
schwul ist und ahnt nicht, dass der Casanova mit seiner Frau ein
Verhältnis hat. Es kommt aber noch schlimmer: Auch Lesters heimliche
Geliebte Jackie Shawn (Julie Christie) hat etwas mit dem attraktiven
Friseur. Lesters frühreife Tochter Lorna (Carrie Fisher) passt in das
breit gefächterte Beuteschema von George...
"Shampoo" ist ein sehr origineller Film, der es schaffte vier Oscarnominierungen zu erhalten. Während es bei Jack Warden (bester Nebendarsteller), Warren Beatty und Robert Towne (Drehbuch) und Richard Sylbert (Szenenbild) bei der Nominierung blieb, gewann Lee Grant in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin". Warren Beatty überzeugt in der Rolle des getriebenen und sexsüchtigen Mannes. Insofern kann man ihn mit Steve McQueens "Shame" vergliechen. Dort spielt Michael Fassbender diesen Typus. Während in den 60er Jahren die Hauptfigur noch sagen kann "ich habe Spass an meinen sexuellen Ausschweifungen", ist McQueens sexuell aktiver Antiheld frustiert und innerlich leer. Der Sex verschafft ihm nicht mehr die Befriedigung, die er sich damit erhofft. Beattys Friseur merkt seine innere Leere noch gar nicht. So wandelt sich die Zeit.
Bewertung: 8 von 10 Punkten. "Shampoo" ist ein sehr origineller Film, der es schaffte vier Oscarnominierungen zu erhalten. Während es bei Jack Warden (bester Nebendarsteller), Warren Beatty und Robert Towne (Drehbuch) und Richard Sylbert (Szenenbild) bei der Nominierung blieb, gewann Lee Grant in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin". Warren Beatty überzeugt in der Rolle des getriebenen und sexsüchtigen Mannes. Insofern kann man ihn mit Steve McQueens "Shame" vergliechen. Dort spielt Michael Fassbender diesen Typus. Während in den 60er Jahren die Hauptfigur noch sagen kann "ich habe Spass an meinen sexuellen Ausschweifungen", ist McQueens sexuell aktiver Antiheld frustiert und innerlich leer. Der Sex verschafft ihm nicht mehr die Befriedigung, die er sich damit erhofft. Beattys Friseur merkt seine innere Leere noch gar nicht. So wandelt sich die Zeit.
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