Montag, 9. Januar 2023

Was vom Tage übrigblieb


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: James Ivory

Der Butler von Darlington Hall...

Mit dem Produzenten Ismail Merchant und der Drehbuchautorin Ruth Prawer-Jhabwala arbeitete Regisseur James Ivory bereits in den Filmen "Die Damen von Boston" (1984), "Zimmer mit Aussicht" (1986), "Maurice" (1987) und "Wiedersehen in Howards End" (1992) zusammen. So war es keine Überraschung, dass das Trio auch für "Was vom Tage übrig blieb" erneut zusammenkam. Obwohl zuerst Mike Nichols, der mit produzierte, Regie führen wollte. Alle diese Filme zeichnen sich durch eine sehr anspruchsvolle und sorgfältige Inszenierung und durch riesigen Detailreichtum aus und in jedem dieser Filme konnten die Schauspieler ihr Können unter Beweis stellen. Denn im Vordergrund dieser Filme steht nicht nur die Epoche, sondern der Mensch, der in dieser Zeit lebt.
Der Unterschied zu den E. M. Foster Verfilmungen besteht aber darin, dass "The Remains of the Day" (Originaltitel) ein eher trauriger und nachdenklicher Film ist und am Ende durch eine Beinahe Berührung der Hände zweier Menschen die Melancholie noch auf die Spitze treibt. Aber es ist auch ein logisches Ende in der Geschichte eines Mannes, der nur für sein Metier lebte und aus diesem Grunde nie wirklich zu leben beginnt. Alles was ihn ausmacht ist das Pflichtgefühl und die Hingabe zu seinem Herrn ihm das nötige Selbstbewusstsein verleiht. Natürlich führt uns "Was vom Tage übrig blieb" in eine vergangene Zeit, wobei der Film im Jahr 1956 beginnt und mit sich eine Rückblende für den Zuschauer eröffnet. Ort des Geschehens ist Darlington Hall, ein inzwischen vom Verfall bedrohtes Anwesen in England. Dort lebte der inzwischen verstorbene Lord Darlington (James Fox), der vor dem 2. Weltkrieg einer der führenden Appeasement Politiker auf der Insel war und damit irgendwann bei seinen Landsleuten geächtet wurde. Der amerikanische Kongressabgeordnete Lewis (Christopher Reeve) hat den Landsitz gekauft. Zum "Inventar" gehört immer noch der Butler Mr. Stevens (Anthony Hopkins). Da nur noch wenig Personal dort arbeitet, erinnert sich Stevens an die ehemalige Angestellte Miss Kenton (Emma Thompson), die ihre Arbeit als Hausdame und Wirtschafterin perfekt ausübte. Als Miss Kenton einen Mr. Benn heiratete, verließ sie Darlington Hall. Mit der Limousine seines neuen Arbeitgebers macht sich Mr. Stevens nun vom Landsitz Darlington Hall in Oxfordshire auf, um seine ehemalige Kollegin in Südwestengland zu treffen. Die Korrespondenz mit ihr klingt vielversprechend, es könnte gut möglich sein, dass man wieder zusammen ein Team sein könnte. Denn die Ehe mit Mr. Benn (Tim Bigott-Smith) scheint nicht mehr zu funktionieren. Und sie schreibt in einem Brief "Die Jahre mit Ihnen, Mr. Stevens, waren für mich die schönsten Jahre". Mit der Fahrt wird auch der Rückblick auf diese früheren Jahre eröffnet, in die 30er Jahre. Zuerst ist Mr. Stevens der neuen Miss Kenton etwas misstrauisch gesinnt. Doch sie ist ihm ebenbürtig und nimmt bald einen wichtigen Platz in seinem Leben ein. Er sieht sie als wichtiges Teil in dem Team der Angestellten. Gefühle erlaubt er sich nicht und zeigt sie auch nicht. Obwohl es bald offensichtlich ist, dass Miss Kenton mehr empfindet für diesen gefühlskalt wirkenden Butler. Stevens bewahrt in jeder Situation die Haltung. Auch als sein Vater - auch als Butler angestellt - in der oberen Etage stirbt und unten einen Gesellschaft diniert, ist es für Stevens klar, dass das Wohl des Herrn an erster Stelle steht...








"Was vom Tage übrig blieb" erzählt von Möglichkeiten das persönliche Glück zu finden, aber von der Barriere, die daran hindern diesen Gelegenheiten tatsächlich zu ergreifen. Zeitweise scheint es sogar, dass sich Stevens und Miss Kenton näherkommen könnten. Aber er blockiert mit seiner Haltung sämtliche Bemühungen. Eine traurige Gestalt, von Ivory aber mit großer Zuneigung portraitiert. Ein Mann, der in einer Zeit lebte, wo es selbstverständlich war, dass viele sich bescheiden mussten, damit wenige sich selbst verwirklichen konnte. So taucht auch hier wieder das britische Gesellschaftsbild vergangener Tage auf, ein Lieblingsthema von James Ivory. Hopkins und Emma Thompson spielen in Oscar-Regionen, sie waren auch beide für den begehrten Filmpreis als beste Schauspieler 1994 nominiert. Da Anthony Hopkins den Preis schon zwei Jahre zuvor und Emma Thompson ein Jahr vorher bekamen, unterlagen sie diesmal Tom Hanks, der für "Philadelphia" seinen ersten oscar erhielt und Holly Hunter für ihre hervorragende Leistung in "Das Piano". Insgesamt brachte es "Was vom Tage übrig blieb" auf 8 Nominierungen - er ging jedoch am Ende total leer aus.








Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

 

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