Samstag, 28. Juli 2018

Nanuk, der Eskimo

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Robert J. Flaherty
 
Eins mit der Natur...
 
Robert J. Flaherty wird als der "Vater des Dokumentarfilms" bezeichnet, auch wenn sein Welterfolg "Nanuk, der Eskimo" (Originaltitel: Nanook of the North") aus dem Jahr 1922 gar nicht der erste Kinobeitrag dieses Genres war. Der deutsche Bergfilmpionier Arnold Fanck hatte bereits vor ihm Erfolg in diesem Genre. Zur damaligen Zeit waren der Dokumentarfilm noch ganz anders konzipiert als heute, er wollte genauso erfolgreich und kommerziell sein wie der Spielfilm. Die New York Times war bei der Uraufführung auch extrem entzückt "Neben diesem Film sind die üblichen Lichtspiele, die so genannten dramatischen Werke der Leinwand, so dünn und blaß wie das Zelluloid, auf das sie gedruckt sind" - In der Nähe der kanadischen Grenze aufgewachsen, zog es Flaherty schon in jungen Jahren in die Wildnis. Vor einer seiner Reisen schlug ihm ein Bekannter vor, eine Filmkamera mitzunehmen. Zuerst zeigte er sein Material lediglich auf Privatvorführungen in Toronto. Die anwesenden Zuschauer waren begeistert. 1916 filmte er nahe dem Ort Inukjuag in der Arktis von Quebec, Kanada. Beim Verschiffen entzundete sich aber das Filmmaterial. Alles ging in Flammen auf und wurde zerstört. Erst 4 Jahre später hatte Flaherty genug Geld zusammen, um erneut in diese Gegend zurückzukehren und noch einmal zu filmen. Die verlorenen Szenen kannte er ja noch und stellte diese nach. Er konzentrierte sich dabei aber vor allem auf den Inuk Nanuk, einem gefeierten Jäger und dessen Familie. Die beiden Frauen Nyla und Cunayou, der kleine Sohn Allee und Nylas vier Monate alte Baby Rainbow begleiten den stolzen beim alltäglichen Leben. Dabei muss die Familie im Jahreslauf immer mal wieder auf Wanderschaft, denn die Jagd und der damit ständige Überlebenskampf machen dies notwendig. Man sieht die Familie auf dieser Jagdwanderung. Man sieht wie Nanuk die erbeuteten Fälle auf der Handelsstation gegen Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände eintauscht und der Zuschauer wird Zeuge wie ein Iglu aufgebaut wird, die der ganzen Familie Platz und Schutz vor der Kälte bringt. Ausserdem erleben wir ihn als Jäger, wenn er mit anderen Männern auf Robben- oder Walrossjagd geht. Wir sehen den Eskimos zu, wie sie Fische fangen und welchen hohen Stellenwert die Schlittenhunde bei Ihnen einnehmen. 



Neben der Schönheit dieser eiskalten Gegend, zeigt sich auch die Härte dieses Lebens in der Arktis. Bei einem plötzlichen Schneesturm gerät die Familie ins Lebensgefahr und immer wieder wird die Familie mit dem Hunger konfrontiert. Tragisch ist auch das tatsächliche Schicksal dieser Familie, denn 2 Jahre später starb die ganze Familie tatsächlich während eines solchen Schneesturms. Umso eindringlicher sind diese gezeigten Szenen, wenn man dies weiß. Denn so zeigt sich doch - trotz der Inszenierung der einzelnen Szenen - die Authentizität dieser Bilder. Sie wurden zwar gestellt für den Regisseur, für den Zuschauer - aber es sind Bilder des echten Lebens. "Nanuk, der Eskimo" ist einerseits eine romantische Ode an die Natur und an den Mut des Menschen, sich der unbändigen und feindlichen Natur zu stellen - und trotzdem darin sein Glück zu finden. Weil man Teil dieses Systems ist. Flaherty hat viel Alltag dieser Menschen gezeigt und sie dem Zuschauer so auch sehr nahe gebracht. Und trotz der Härte schimmert auch eine gewisse heile, heilende, fast heilige Welt durch. Der Mensch ist zwar gefordert von dieser Natur, aber er fühlt sich so eins mit ihr und alles ist im Einklang miteinander verbunden.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Zelle R 17







































Regie: Jules Dassin

Macht und Ohnmacht...

Ein dunkler, regnerischer Morgen im Westgate Prison. In einer kleinen Zelle zusammengepfercht hausen mehrere Männer als Gefangene
Vom Fenster aus sehen sie auf den Hof und sie erkennen, dass ihr Zellengenosse Joe Collins (Burt Lancaster) endlich aus der Isolationshaft frei kommt. Begleitet wird er vom Sicherheitschef Captain Munsey (Hume Cronyn), ein Sadist ersten Ranges, der es auf den Posten des Direktors abgesehen hat und die Gefangenen manipuliert oder sie als Informanten missbraucht, indem er ihnen kleine oder auch größere Vergünstigungen in Aussicht stellt.
Joe denkt über einen Ausbruch nach und seine Zellengenossen wollen ihm folgen.
Für diesen Plan braucht Joe aber noch einen anderen klugen Kopf, den er in dem etwas älteren Gallagher (Charles Bickford) sieht.
Allerdings zögert dieser..
Doch zuerst soll Muneys Spitzel Wilson (James 0´Rear) ausgeschaltet werden. Die Männer haben in ihrer Zelle das Bild einer Frau hängen, jeder der Häftlinge sieht in dem Foto das Bild der Freundin oder Frau, die draussen hoffentlich noch wartet.
In Rückblenden erinnern sich die Männer an schöne Frauen (Ann Blyth, Ivonne de Carlo, Ella Rains, Anita Colby).
Dabei ist dieser Wunsch nach einer Zukunft zu Zweit für die meisten Männer reine Illusion.
Der von Ehrgeiz zerfressene Munsey hat es darauf abgesehen, den Willen aller Inhaftierten zu brechen und sie sich gefügig zu machen. Ein sadistisches System aus Belohnung und Bestrafung, aus Versprechen und Sanktionen hat er bereits aufgebaut. Gleichzeitig soll dieses System zur Entmachtung des Direktors führen, dem vorgeworfen wird, dass er die Kriminellen nicht mehr im Griff hat, da Schlägereien an der Tagesordnung sind.
Gefängnisarzt Dr. Walters (Art Smith) ist zwar ein desillusionierter Säufer, aber er ergreift immer mehr die Partei der Gefangenen.
Als ein Häftling durch Munsey in den Freitod getrieben wird, wöllen die Männer den Wachturm stürmen, um so die Kontrolle zur Zugbrücke - dem einzigen Tor zur Freiheit - zu bekommen....




Jules Dassin, einer der berühmten Opfer der McCarthy Hexenjagd, drehte eine ganze Reihe von großartigen Film Noir Klassiker - neben "Zelle R 17" unvergessliche Filme wie "Die nackte Stadt", "Gefahr in Frisco" oder "Die Ratte von Soho". Letzteren durfte er nich tmal mehr selbst schneiden, da ihm der Zutritt ins Studio verwehrt wurde. In Europa realisierte er mit "Rififi" ebenfalls noch einmal im gleichen Genre einen Welterfolg.
"Zelle R 17" war zu seiner Zeit einer der härtesten Gefängnisfilme überhaupt, er zeigt zwei Hauptfiguren, die jeder für sich brutal und unnachgiebig reagieren. Der Gefangene Joe schreckt nicht davor zurück bei der Bestrafung des Spitzels ohne Gnade bis zum äussersten zu gehen. Seine Wertvorstellungen entspringen auch einem Ehrenkodex der Knastes, er hat aber nicht mit einem Todfeind gerechnet, der aus Passion quält und der von Machthunger geblendet keine Skrupel kennt und auch bereit ist, bis zum Äussersten zu gehen.
Die Folterszene ist tatsächlich extrem grausam und sie ist es auch, die aus Hume Cronyn einen unsterblichen Bösewicht des Film Noir macht.
Die Rückblenden mit den Frauen sind vom Produzent so gewünscht worden, Dassin wollte sie nicht - aber die Geldgeber setzten sich durch.
Diese Szenen sind zwar putzig, aber der Film hätte ohne diese Szenen wahrscheinlich noch viel mehr Auswegslosigkeit und Realismus vermittelt.
Phasenweise herrscht Hochspannung und eine klaustrophobische und extrem deprimierende Grundstimmung, die auch durch die Revolte nicht einen Hauch von Entlastung bringt.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Patton







































Regie: Franklin J. Schaffner

Scotts Glanzleistung...

"Das Beste was in meinem Leben passierte, war die Ehre und das Privileg die 3. Armee befehligen zu dürfen. Leben sie wohl und Gott beschütze Sie" - am Ende von "Patton" wird dem populären wie umstrittenen US-General die 3. Armee entzogen, da er nach dem Sieg über Nazideutschland zu laut gegen die Russen gewettert hatte. Warum nicht gemeinsam mit den Deutschen "die Roten" wieder angreifen und verjagen ? Solche Aussagen waren nach dem 2. Weltkrieg populär und George Pattons Freund Omar Bradley erkennt, dass es in den neuen Zeiten, die kommen, nicht mehr reichen wird ein guter Soldat zu sein, man muss auch gleichzeitig Diplomat und Verwaltungsbeamter sein. Einen Moment später wird Patton beinahe von einem Ochsenkarren überfahren. Erschrocken und überrascht gibt er zu, dass er nur eine Art des Sterbens akzeptabel findet: Durch die letzte Kugel, in der letzten Schlacht, im letzten Krieg.
Patton, der sich stark für die Feldherren der Vergangenheit interessierte, sah sich auch wie ein Eroberer der Antike - wie ein siegreicher Pharao oder ein römischer Feldherr, die vor mehr als 1000 Jahren von einer Schlacht zurückkehrten und empfangen wurden mit einer triumphalen Parade. Bei diesem überwältigenden Umzug zogen Trompeter, Musiker und seltene Tiere aus den eroberten Gebieten zusammen mit Wagen, alle beladen mit Schätzen oder erbeuteten Rüstungen. Der Eroberer selbst saß auf dem Triumphwagen - die Gefangenen liefen in Ketten vorweg. Manchmal begleiteten seine Kinder den Eroberer. In weiß gekleidet, ritten sie oft die Zugpferde. Ein Sklave stand hinter dem Feldherrn, er hielt eine goldene Krone über sein Haupt und flüsterte ihm eine Warnung ins Ohr "Aller Ruhm ist vergänglich" - mit dieser Erkenntnis endet auch Franklin J. Schaffers Heldenepos über diesen widersprüchlichen General, der gelegentlich auch zu wahnsinnigen Verhaltensweisen neigte. Im Jahr seiner Entstehung war "Patton" alles andere als unumstritten. Der Film entstand auf dem Höhepunkt der Proteste gegen den Vietnamkrieg. Antikriegsfilme wie "M.A.S.H" oder "Catch 22" wurden kultig verehrt und die Kritiker warfen dem Film vor, dass er sich nicht entschieden gegen Krieg aussprach. Was aber irgendwie absurd erscheint, wenn man ein Biopic über einen General macht, dessen Credo "Immer angreifen und nie zurückgreifen" war - in der ersten Szene des Film steht der General vor der amerikanischen Flagge und spricht zu einer unsichtbaren Zuhörerschaft. Es hört sich an, als würde er zu Soldaten sprechen, um deren Moral zu erhöhen. Er spricht von der amerikanischen Nation, die eine Siegernation ist und er spricht über die US-Soldaten, die die Siegergene im Blut haben. Im Tunesienfeldzug liebt es Patton gegen einen gleichwertigen Gegner wie Feldmarschall Rommel (Karl Michael Vogler) zu kämpfen.  Bei der Schlacht von El Guettar ist er erfolgreich, verliert aber seinen Adjudanten Jenson (Morgan Pauli), was ihn sehr belastet. Für die Invasion der Allierten in Sizilien gibts dann konkurrierende Pläne. Die Idee des britischen Heerführers Bernard Montgomery (Michael Bates) bekommt den Vorzug. Doch als Montgomery festsitzt, verweigert Patton Befehle und rückt nordwestlich nach Palermo vor. Damit erreicht Patton den Hafen von Messina als Erster, wird dafür auch gefeiert.  Doch er wird von seinem untergebenen General Bradley (Karl Malden) dafür sehr kritisiert, weil er den Ruhm vor das Wohl seiner Soldaten stellte. Während eines Besuchs in einem Feldlazarett kommt es zu einer folgenschweren Handlung. Ein Soldat, der mit den Nerven am Ende ist, weint vor Patton. Der bezeichnet den Soldaten als Feigling, ohrfeigt ihn vor der ganzen Ärzteschaft und befiehlt, dass der "Drückeberger" sofort wieder an die Front muss. Dies dringt bis zu Eisenhower vor, er muss sich für diese Entleisung entschuldigen und wird als Folge davon von den D-Day Landungen 1944 ausgegrenzt. Der deutsche General Alfred Jodl (Richard Münch) ist aber fest davon überzeugt, dass Patton die Invasion Europas anführen wird. Was aber eine Fehleinschätzung ist. Pattons früherer Umgebener Bradley wird oberster Befehlshaber. Der ist es auch, der Patton wieder ins Spiel bringt. Er bekommt die 3. Armee und brilliert mit schnellen Vorstößen durch Frankreich....






Franklin J. Schaffner hatte den Ruf eines guten Handwerkers und auch Patton wird dieser Sichtweise mehr als gerecht - die Kamera arbeitet grandios in Augenhöhe. Die Sequenzen auf den Schlachtfeldern des 2. Weltkriegs sind auch spannend und dynamisch gut gelungen.
Wenn man Schaffners Arbeiten in dem Zeitraum vom Ende der 60s bis Anfang 70s anschaut, dann entdeckt man neben "Patton" noch weitere Werke, die in dieser Dekade Filmgeschichte geschrieben haben: Planet der Affen, Papillon oder Nikolaus und Alexandra, was angesichts dieser Werkschau bedeutet, dass Schaffner docht auch prägend für diese Epoche war und ich wage mal zu bezweifeln, dass dies einem "nur" souverän agierenden Handwerker kaum gelingen hätte können.
"Patton" lebt vom grossartigen Schauspiel des George C.Scott, der die Vorstellung seines Lebens gibt. Scott liefert eine so derart vielschichtige und brilliante Charakterzeichnung ab, dass einem stellenweise der Atem stockt. Wenn jemals ein Schauspieler für eine biographische Rolle einen Oscar verdient hat (und solche Rollen wurden ja für meine Begriffe schon zu oft honoriert), dann war es Scott in dieser wuchtigen, zwiespältigen und am Ende gebrochenen Performance. In 7 Oscar-Kategorien war Schaffners Epos erfolgreich: Bester Film, bester Darsteller, bestes Drehbuch, beste Regie, bester Schnitt, bester Ton und bestes Szenenbild. In den Kategorien beste Kamera Fred J. Koenekamp, beste visuelle Effekte und beste Musik Jerry Goldsmith gabs leide keinen Sieg. Was besonders in der Kategorie der besten Filmmusik schade ist. Der Score von Goldsmith war auf jeden Fall sehr preiswürdig. Er verlor gegen die romantischen und wehmütigen Klänge der "Love Story", komponiert von Francis Lai.







Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Dienstag, 24. Juli 2018

Dinner um acht







































Regie: George Cukor

Menschen in schönen Räumen....

Edmund Gouldings Kinohit "Menschen im Hotel" aus dem Jahr 1932 gilt als der erste offensichtliche All Star Cast Film, der ins Kinorennen geschickt wurde. Ausführender Produzent war Irving Thalberg, der in dieser Geschichte, die mehrere Schicksale binnen eines Zeitraums von 24 Stunden im Berliner Grand Hotel zeigt, den Idealfall sah mehrere seiner Topstars und Kinozugpferde gemeinsam in einem Film auftreten zu lassen. Es war die Zeit der Weltwirtschaftskrise, die massive Zuschauereinbrüche zur Folge hatte. So mussten neue Strategien gewählt werden, um wieder mehr Menschen ins kino zu locken. Man setzte auf die Anziehungskraft mehrerer Stars - mit Greta Garbo, Joan Crawford, John Barrymore, Lionel Barrymore und Wallace Beery gelang dies eindrücklich und "Menschen im Hotel" wurde zum Kinohit des Jahres. An diesem Erfolg orientierte sich auch David O. Selnick und setzte auf die Verfilmung von "Dinner um Acht" - einem Bühnenstück von George S. Kaufman und Edna Ferber. Mit Jean Hersholt, Wallace Beery, John Barrymore und Lionel Barrymore wurden denn auch gleich vier Schauspieler aus "Menschen im Hotel" wurden engagiert. Dazu wurde die damals sehr populäre Oscarpreisträgerin Marie Dressler engagiert. Trotz fortgeschrittenem Alter war sie ein Big Star und Regisseur George Cukor setzte Jean Harlow durch, die in diesem Film eine ihrer besten Rollen hatte. Die Schauspielerin starb leider schon 1937 im Alter von 26 Jahren an einer Vergiftung aufgrund eines Nierenversagens. Sie bleibt aber unvergessen als eine der ersten blonden Sexgöttinnen Hollywoods und war sozusagen die Mutter der nachfolgenden Diven wie Lana Turner oder Marilyn Monroe.
"Dinner um Acht" wurde ein Riesenerfolg. Weltweit spielte der Film 2.156.000 US-Dollar ein und bescherte MGM einen Gewinn von fast einer Million Dollar. Natürlich sieht man dem Film den Ursprung des Theaters, der Bühne sehr stark an. Er zeigt ein Bild der High Society Manhattans in den dreißiger Jahren. Millicent Jordan (Billie Burke), die etwas frustierte und blasierte Gattin des reichen Reeders Oliver Jordan (Lionel Barrymore) ist völlig aus dem Häuschen. Denn sie organisiert gerade ein Prestige Dinner am nächsten Freitag um Acht. Dabei sollen Lord und Lady Ferncliff aus England die Ehrengste sein. Mit diesen Snobs kann man prahlen und großen Eindruck schinden. Auch die alternde Schauspielerin Carlotta Vance (Marie Dressler), die schon bessere Tage gesehen hat, ist eingeladen. Ebenso der Unternehmer Dan Packard (Wallace Beery), der sich heimlich Olivers angeschlagene Reederei unter den Nagel reißen will. Seine zweite Frau Kitty (Jean Harlow) ist wesentlich jünger als er, ziemlich gelangweilt und auch recht fulgär. Aber inzwischen ist aus der ExHutverkäuferin eine verwöhnte anspruchsvolle Gattin geworden, die sich während der Abwesenheit ihres umtriebigen Gatten, der nur Geld im Kopf hat, mit dem Arzt (Edmund Lowe) vergnügt. Sehr zum Leidwesen von dessen Ehefrau (Karen Morley). Paula (Madge Evans), die Reederstochter ist zwar mit dem jungen Ernest de Graf (Philipps Holmes) verlobt, hat aber eine heimliche Affäre mit dem alternden Vaudeville Schauspieler Larry Renault (John Barrymore). Der Alkoholiker ist auf dem Tiefpunkt seiner Karriere angelangt und hofft auf eine Hauptrolle, die er aber nie mehr bekommen wird. Soweit die Ausgangsituationen und wie der Titel sagt, trifft man beim Dinner um Acht aufeinander...


Der Film orientiert sich an der Theatersituation und spielt in schönen Räumen, egal ob es sich dabei um die Hotelzimmer handelt, um das traditionsreiche Reedersbüro oder den sündhaft teuer ausgestatteten Räumen der Gastgeber. Hier hat der Ausstatter der alten Hollywood Schinken Cedric Gibbons ganze Arbeit geleistet. Dinner um Acht spielt oberflächlich in der reichen Ecke, aber hinter den Fassaden ist nicht nur die Weltwirtschaftskrise zu spüren. Sondern auch Tod, Elend und Niedergang. Für seine Zeit könnte man sogar von einer fiesen Enthüllung einer dem Niedergang geweihten Gesellschaft sprechen. Unvergessen der Ehekrieg zwischen Wallace Beery und einer herrlich aufspielenden Jean Harlow, die die besten Szenen hat und so inspirierend für Filmemacher war, dass ihr Typus bis heute immer wieder in den Filmen auftaucht. Man denke da an die oscarnominierte Rolle von Lesley Ann Warren als nervige Blondine Norma Cassidy in Blake Edwards "Viktor/Viktoria".
Neben witzigen Szenen haben aber die tragischen Momente genauso viel Raum. So gibts noch unwiderrufliche Diagnosen von schweren Krankheiten und ein Selbstmord, weil einer der Figuren neben allem anderen auch seine Würde und Selbstachtung verloren hat.
Fünfmal wurde George Cukor für den Oscar nominiert, beim letzten Anlauf 1965 klappte es mit dem Kinohit "My fair Lady". Seine besten Filme sind "Die Frauen", "Die Nacht vor der Hochzeit", "Das Haus der Lady Alquist" und auch dieses 1933 inszenierte "Dinner um Acht".


Bewertung. 8 von 10 Punkten.

Detour - Umletung


Regie: Edgar G. Ulmer

Auf dem Weg nach Los Angeles...

Der Pianoplayer Al (Tom Neal) ist ein labiler Typ und fühlt sich vom Leben schlecht behandelt. Er arbeitet für ein paar Kröten in einem New Yorker Nachtclub, erst als Sue (Claudia Drake) als Sängerin dort einsteigt, könnte es mental aufwärts gehen. Heiratspläne werden gemacht, die Sue aber kurz vor der Realisierung verschiebt. Die Frau will erstmal Karriere in Hollywood machen. Sie trennen sich, doch Sue stellt in Aussicht, dass sie sich bald wieder unter günstigeren Voraussetzungen erneut ihrer gemeinsamen Zukunft widmen könnten. Wochen vergehen. Dann beschließt Al, der es ohne Sue nicht mehr aushält als Tramper von New York nach Los Angeles zu reisen. Doch er kommt nur langsam voran auf der Marathonstrecke vom Osten nach Westen der USA. In Arizona kann er mit dem Buchmacher Charles Haskell jr. (Edeard MacDonald) weiterfahren, der ihm ein warmes Essen spendiert und der ihm anbietet bis Los Angeles mit ihm fahren zu können. Auf der Fahrt erzählt er Al einiges aus seiner Lebensgeschichte. Al meint sich dem Ziel immer näher, stattdessen hat das Schicksal ihm eine sehr gefährliche Umleitung offeriert, die später durch die durchtriebene Vera (Ann Savage) zur ultimativen Sackgasse wird...




"Umleitung" von Edgar G. Ulmer ist ein B-Picture Noir und gilt wegen seiner nüchternen Optik als ein Rohdiamant des Genres. Der Film selbst kostete nur 117.226 Dollar und wurde in 14 Tagen heruntergedreht. Also mit wenig Geld und wenig Zeit entstanden, aber das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen. 1945 kam der Film in die Kinos und bekam sehr gute Kritiken, verschwand dann aber von der Bildfläche und geriet in Vergessenheit. Erst Mitte der 50er Jahre von Cathiers de Cinema wiederentdeckt...als verschollenes Meisterwerk der schwarzen Serie. Ulmer selbst gab an, dass er die künstlerische Freiheit der B-Pictures schon imer der kreativen Kontrolle der großen Studios vorgezogen hätte. "Detour" - so der Orignaltitel lebt von seiner rauen Atmosphäre und vom staubigen Road Movie Charakter. Mit 67 Minuten ist der Film knackig kurz und beschränkt sich aufs Wesentliche. Es erzählt von der Geschichte des labilen Al, der sich aufgrund der dominanten Frau unterordnet und sich von ihrer zerstörerischen Dynamik leiten lässt. Er unternimmt sehr wenig Eigeninitative sein Schicksal zu korrigieren, sondern schlittert wie ein Lemming zum Abgrund. Ein echtes Highlight der Serie. Ann Savage ist klasse in der Rolle der abgebrühten, jungen Vera.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.