Regie: Robert J. Flaherty
Eins mit der Natur...
Robert J. Flaherty wird als der "Vater des Dokumentarfilms"
bezeichnet, auch wenn sein Welterfolg "Nanuk, der Eskimo"
(Originaltitel: Nanook of the North") aus dem Jahr 1922 gar nicht der
erste Kinobeitrag dieses Genres war. Der deutsche Bergfilmpionier Arnold
Fanck hatte bereits vor ihm Erfolg in diesem Genre. Zur damaligen Zeit
waren der Dokumentarfilm noch ganz anders konzipiert als heute, er
wollte genauso erfolgreich und kommerziell sein wie der Spielfilm. Die
New York Times war bei der Uraufführung auch extrem entzückt "Neben
diesem Film sind die üblichen Lichtspiele, die so genannten dramatischen
Werke der Leinwand, so dünn und blaß wie das Zelluloid, auf das sie
gedruckt sind" - In der Nähe der kanadischen Grenze aufgewachsen, zog es
Flaherty schon in jungen Jahren in die Wildnis. Vor einer seiner Reisen
schlug ihm ein Bekannter vor, eine Filmkamera mitzunehmen. Zuerst
zeigte er sein Material lediglich auf Privatvorführungen in Toronto. Die
anwesenden Zuschauer waren begeistert. 1916 filmte er nahe dem Ort
Inukjuag in der Arktis von Quebec, Kanada. Beim Verschiffen entzundete
sich aber das Filmmaterial. Alles ging in Flammen auf und wurde
zerstört. Erst 4 Jahre später hatte Flaherty genug Geld zusammen, um
erneut in diese Gegend zurückzukehren und noch einmal zu filmen. Die
verlorenen Szenen kannte er ja noch und stellte diese nach. Er
konzentrierte sich dabei aber vor allem auf den Inuk Nanuk, einem
gefeierten Jäger und dessen Familie. Die beiden Frauen Nyla und Cunayou,
der kleine Sohn Allee und Nylas vier Monate alte Baby Rainbow begleiten
den stolzen beim alltäglichen Leben. Dabei muss die Familie im
Jahreslauf immer mal wieder auf Wanderschaft, denn die Jagd und der
damit ständige Überlebenskampf machen dies notwendig. Man sieht die
Familie auf dieser Jagdwanderung. Man sieht wie Nanuk die erbeuteten
Fälle auf der Handelsstation gegen Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände
eintauscht und der Zuschauer wird Zeuge wie ein Iglu aufgebaut wird,
die der ganzen Familie Platz und Schutz vor der Kälte bringt. Ausserdem
erleben wir ihn als Jäger, wenn er mit anderen Männern auf Robben- oder
Walrossjagd geht. Wir sehen den Eskimos zu, wie sie Fische fangen und
welchen hohen Stellenwert die Schlittenhunde bei Ihnen einnehmen.
Neben
der Schönheit dieser eiskalten Gegend, zeigt sich auch die Härte dieses
Lebens in der Arktis. Bei einem plötzlichen Schneesturm gerät die
Familie ins Lebensgefahr und immer wieder wird die Familie mit dem
Hunger konfrontiert. Tragisch ist auch das tatsächliche Schicksal dieser
Familie, denn 2 Jahre später starb die ganze Familie tatsächlich
während eines solchen Schneesturms. Umso eindringlicher sind diese
gezeigten Szenen, wenn man dies weiß. Denn so zeigt sich doch - trotz
der Inszenierung der einzelnen Szenen - die Authentizität dieser Bilder.
Sie wurden zwar gestellt für den Regisseur, für den Zuschauer - aber es
sind Bilder des echten Lebens. "Nanuk, der Eskimo" ist einerseits eine
romantische Ode an die Natur und an den Mut des Menschen, sich der
unbändigen und feindlichen Natur zu stellen - und trotzdem darin sein
Glück zu finden. Weil man Teil dieses Systems ist. Flaherty hat viel
Alltag dieser Menschen gezeigt und sie dem Zuschauer so auch sehr nahe
gebracht. Und trotz der Härte schimmert auch eine gewisse heile,
heilende, fast heilige Welt durch. Der Mensch ist zwar gefordert von
dieser Natur, aber er fühlt sich so eins mit ihr und alles ist im
Einklang miteinander verbunden.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.