Montag, 23. Juli 2018

Withnail and I







































Regie:  Bruce Robinson

Erinnerungen ans Ende der 60s...

Der britische Filmregisseur Bruce Robinson debütierte als Schauspieler in Franco Zefirellis "Romeo und Julia" - dort hatte er die Rolle von Romeos Freund Benvolio. Auch in "Tschaikowsky - Genie und Wahnsinn" und auch in "Die Geschichte von Adele H" war er zu sehen. Dann gabs weniger Angebote für ihn und er fing an Drehbücher zu schreiben. Für sein hervorragendes Drehbuch zu Roland Joffes "The Killing Fields" bekam er sogar eine Oscarnominierung und gewann den BAFTA Award für diese Arbeit.
1987 absolvierte er sein Regiedebüt mit der wunderbar eigenwilligen Komödie "Withnail and I" - dabei gelang ihm ein Kultfilm mit vielen wehmütigen und nostalgischen Tendenzen. Der Film wurde vom British Film Institute in seiner Umfrage über die besten 100 britischen Filme auf Platz 29 gewählt.
Der Song am Anfang verrät schon ein bisschen, dass "Withnail and I" Ende der 60er Jahre spielt. "A Whiter Shade of Pale" in der Instrumentalversion von King Curtis ist zu hören. Auch "Jeans On" Sänger David Dundas steuerte einiges für den Filmsoundtrack bei, der genauso very britisch daherkommt wie der Film selbst.
In diesem September 1969 leben zwei arbeitslose Schauspieler, der extravagante Alkoholiker Withnail (Richard E. Grant) und der eher introvertierte Marwood (Paul McGann) gemeinsam in einer extrem unordentlichen Wohnung in Camden Town in London. Die beiden hoffen auf ein baldiges Engagement und auf eine gute Rolle - derzeit sind beide arbeitslos und pleite. Einziger regelmäßiger Besucher ist ihr Drogenhändler Danny (Ralph Brown), der auch schon gerne mal ins Philosophieren kommt. Withnail stammt aus der Upper Class, das einzige was ihm geblieben ist, das ist die Eitelkeit und die Egozentrik, Marwood ist etwas verantwortungsvoller und noch eher auf dem Boden der Realität geblieben. Um dem Dreck ihrer Bruchbude zu entfliehen, beschließen die beiden einen sinnvollen Tapetenwechsel - hinaus aufs Land. Dort hat Withnails schwuler Onkel Monty (Richard Griffith) ein kleines putziges Landhaus im Grünen. Die ländliche Hütte ist in der Nähe von Penrith. Einer Gegend, wo sich die Füchse Gute Nacht sagen. Doch es kostet Withnail einige Überredungskünste und auch einige Lügen, damit der begüterte Onkel Ja sagt. Der melodramatische Ästhet ließ sich deshalb überreden, weil Withnail seinen besten Kumpel als homosexuellen Stricher geoutet hatte, der es nie leicht im Leben hatte. Dabei ist kein einziges Wort davon wahr. Und Marwood weiß natürlich nicht, was für einen Unsinn Withnail da verzapft hat. Am nächsten Tag fahren sie zur Hütte. Das Wetter ist kalt und nass, die Hütte ohne Essen. Auch fließendes Wasser und Strom ist nicht so einfach zu haben. Erschwerend hinzu kommt, dass die Einheimischen recht unfreundlich sind. Vor allem ein Wilderer, der die beiden Urlauber beobachtet. Und dann taucht auch noch Onkel Monty auf...



Das aberissene, von Alkohol und Drogen besessene Paar muss sich in der Folge natürlich mit allerlei ländlichen Sitten und Gebräuchen vertraut machen und Marwood im Besonderen bekommt es auch noch mit der Lust des Onkels zu tun.  Dabei bezog sich Robinson auch auf eigene Erfahrungen und Erinnerungen. Er selbst verarbeitete seine Erlebnisse in der Wohngemeinschaft mit einem anderen Schauspieler. Und die Figur des Onkel Monty hat ähnliche Eigenschaften wie Franco Zefirelli, der dem jungen Bruce Robinson bei den Dreharbeiten zu "Romeo und Julia" damals heftige Avancen gemacht haben soll. Am Ende distanziert sich Marwood (das "Ich") von Withnails veranwortungslosen Müßiggang und wird erwachsen. "Withnail and I" wurde schnell zum Kultfilm, einige Szenen sind besonders bei den Briten unvergessen und im Vordergrund der Tragikömödie steht vor allem auch der verbale und visuelle Gag und die subtilen, aber sehr grotesken Übertreibungen. Wer ein Faible für exzentrische Filmcharaktere hat, dem seien "Withnail and I" besonders ans Herz gelegt.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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