Samstag, 28. Juli 2018

Patton







































Regie: Franklin J. Schaffner

Scotts Glanzleistung...

"Das Beste was in meinem Leben passierte, war die Ehre und das Privileg die 3. Armee befehligen zu dürfen. Leben sie wohl und Gott beschütze Sie" - am Ende von "Patton" wird dem populären wie umstrittenen US-General die 3. Armee entzogen, da er nach dem Sieg über Nazideutschland zu laut gegen die Russen gewettert hatte. Warum nicht gemeinsam mit den Deutschen "die Roten" wieder angreifen und verjagen ? Solche Aussagen waren nach dem 2. Weltkrieg populär und George Pattons Freund Omar Bradley erkennt, dass es in den neuen Zeiten, die kommen, nicht mehr reichen wird ein guter Soldat zu sein, man muss auch gleichzeitig Diplomat und Verwaltungsbeamter sein. Einen Moment später wird Patton beinahe von einem Ochsenkarren überfahren. Erschrocken und überrascht gibt er zu, dass er nur eine Art des Sterbens akzeptabel findet: Durch die letzte Kugel, in der letzten Schlacht, im letzten Krieg.
Patton, der sich stark für die Feldherren der Vergangenheit interessierte, sah sich auch wie ein Eroberer der Antike - wie ein siegreicher Pharao oder ein römischer Feldherr, die vor mehr als 1000 Jahren von einer Schlacht zurückkehrten und empfangen wurden mit einer triumphalen Parade. Bei diesem überwältigenden Umzug zogen Trompeter, Musiker und seltene Tiere aus den eroberten Gebieten zusammen mit Wagen, alle beladen mit Schätzen oder erbeuteten Rüstungen. Der Eroberer selbst saß auf dem Triumphwagen - die Gefangenen liefen in Ketten vorweg. Manchmal begleiteten seine Kinder den Eroberer. In weiß gekleidet, ritten sie oft die Zugpferde. Ein Sklave stand hinter dem Feldherrn, er hielt eine goldene Krone über sein Haupt und flüsterte ihm eine Warnung ins Ohr "Aller Ruhm ist vergänglich" - mit dieser Erkenntnis endet auch Franklin J. Schaffers Heldenepos über diesen widersprüchlichen General, der gelegentlich auch zu wahnsinnigen Verhaltensweisen neigte. Im Jahr seiner Entstehung war "Patton" alles andere als unumstritten. Der Film entstand auf dem Höhepunkt der Proteste gegen den Vietnamkrieg. Antikriegsfilme wie "M.A.S.H" oder "Catch 22" wurden kultig verehrt und die Kritiker warfen dem Film vor, dass er sich nicht entschieden gegen Krieg aussprach. Was aber irgendwie absurd erscheint, wenn man ein Biopic über einen General macht, dessen Credo "Immer angreifen und nie zurückgreifen" war - in der ersten Szene des Film steht der General vor der amerikanischen Flagge und spricht zu einer unsichtbaren Zuhörerschaft. Es hört sich an, als würde er zu Soldaten sprechen, um deren Moral zu erhöhen. Er spricht von der amerikanischen Nation, die eine Siegernation ist und er spricht über die US-Soldaten, die die Siegergene im Blut haben. Im Tunesienfeldzug liebt es Patton gegen einen gleichwertigen Gegner wie Feldmarschall Rommel (Karl Michael Vogler) zu kämpfen.  Bei der Schlacht von El Guettar ist er erfolgreich, verliert aber seinen Adjudanten Jenson (Morgan Pauli), was ihn sehr belastet. Für die Invasion der Allierten in Sizilien gibts dann konkurrierende Pläne. Die Idee des britischen Heerführers Bernard Montgomery (Michael Bates) bekommt den Vorzug. Doch als Montgomery festsitzt, verweigert Patton Befehle und rückt nordwestlich nach Palermo vor. Damit erreicht Patton den Hafen von Messina als Erster, wird dafür auch gefeiert.  Doch er wird von seinem untergebenen General Bradley (Karl Malden) dafür sehr kritisiert, weil er den Ruhm vor das Wohl seiner Soldaten stellte. Während eines Besuchs in einem Feldlazarett kommt es zu einer folgenschweren Handlung. Ein Soldat, der mit den Nerven am Ende ist, weint vor Patton. Der bezeichnet den Soldaten als Feigling, ohrfeigt ihn vor der ganzen Ärzteschaft und befiehlt, dass der "Drückeberger" sofort wieder an die Front muss. Dies dringt bis zu Eisenhower vor, er muss sich für diese Entleisung entschuldigen und wird als Folge davon von den D-Day Landungen 1944 ausgegrenzt. Der deutsche General Alfred Jodl (Richard Münch) ist aber fest davon überzeugt, dass Patton die Invasion Europas anführen wird. Was aber eine Fehleinschätzung ist. Pattons früherer Umgebener Bradley wird oberster Befehlshaber. Der ist es auch, der Patton wieder ins Spiel bringt. Er bekommt die 3. Armee und brilliert mit schnellen Vorstößen durch Frankreich....






Franklin J. Schaffner hatte den Ruf eines guten Handwerkers und auch Patton wird dieser Sichtweise mehr als gerecht - die Kamera arbeitet grandios in Augenhöhe. Die Sequenzen auf den Schlachtfeldern des 2. Weltkriegs sind auch spannend und dynamisch gut gelungen.
Wenn man Schaffners Arbeiten in dem Zeitraum vom Ende der 60s bis Anfang 70s anschaut, dann entdeckt man neben "Patton" noch weitere Werke, die in dieser Dekade Filmgeschichte geschrieben haben: Planet der Affen, Papillon oder Nikolaus und Alexandra, was angesichts dieser Werkschau bedeutet, dass Schaffner docht auch prägend für diese Epoche war und ich wage mal zu bezweifeln, dass dies einem "nur" souverän agierenden Handwerker kaum gelingen hätte können.
"Patton" lebt vom grossartigen Schauspiel des George C.Scott, der die Vorstellung seines Lebens gibt. Scott liefert eine so derart vielschichtige und brilliante Charakterzeichnung ab, dass einem stellenweise der Atem stockt. Wenn jemals ein Schauspieler für eine biographische Rolle einen Oscar verdient hat (und solche Rollen wurden ja für meine Begriffe schon zu oft honoriert), dann war es Scott in dieser wuchtigen, zwiespältigen und am Ende gebrochenen Performance. In 7 Oscar-Kategorien war Schaffners Epos erfolgreich: Bester Film, bester Darsteller, bestes Drehbuch, beste Regie, bester Schnitt, bester Ton und bestes Szenenbild. In den Kategorien beste Kamera Fred J. Koenekamp, beste visuelle Effekte und beste Musik Jerry Goldsmith gabs leide keinen Sieg. Was besonders in der Kategorie der besten Filmmusik schade ist. Der Score von Goldsmith war auf jeden Fall sehr preiswürdig. Er verlor gegen die romantischen und wehmütigen Klänge der "Love Story", komponiert von Francis Lai.







Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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