Regie: Jules Dassin
Die Nacht des Verlierers...
Jules Dassin war eines der bekannten Opfer der McCarthy Kommunistenjagd. Edward Dmytryk denunzierte ihn 1951 vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe. Den für Fox-Produktionschef Darryl F. Zanuck in London gedrehten Film "Die Ratte von Soho" (Original: Night and the City) konnte er daher auch nicht mehr selbst schneiden, weil ihm der Zutritt auf das Studiogelände in Hollywood verwehrt wurde. Dassin gab die Schnittanweisungen per Telefon weiter. Beim Kinostart verrissen die Kritiker den Unterweltthriller, heute gilt er nicht nur als einer von Dassins stärksten Filmen, sondern er ist anerkannt als einer der ganz großen Film Noir Beiträge.
Dassin ging nach Europa, konnte aber auch dort erst nach fünf Jahren wieder einen Film drehen, da europäische Produzenten befürchteten, dass seine Filme in den USA nicht vertrieben würden.
In der Eröffnungssequenz flüchtet der junge Kleinganove Harry Fabian (Richard Widmark) vor seinem Verfolger, dem er Geld schuldet. Er hält sich mit Gaunereien über Wasser, seine Freundin Mary Bristol (Gene Tierney) ist Clubsängerin und hat etwas Geld für eine gemeinsame bürgerliche Zukunft gespart. Doch harte Arbeit ist nicht so das Ding von Harry, er träumte schon immer von der zündenden Idee und der damit beginnenden Karriere.
Mal will er einen kukrativen Nachtclub eröffnen, ein anderes Mal Hunderennen gewinnbringend veranstalten.
Doch real muss er kleinere Brötchen backen. Für den gewieften Nachtclubbesitzer Phil Nosseross (Francis L. Sullivan) schleppt er gerne mal unbedarfte amerikanische Touristen ins dortige Etablissement, die sollen dann von den Mädels und von Nosseross´ jüngerer Frau Helen (Googie Withers) wie Weihnachtsgänse ausgenommen werden.
Wenn gar kein Geld aufzutreiben ist, geht Harry auch schon mal an die Geldbörse seiner Freundin.
Als er den griechischen Ringer-Altstar Georgius (Stanislaus Zbyszko) und dessen Schützling Nikolas von Athen (Ken Richmond) in der Boxarena von Georgius´Sohn Kristo (Herbert Lom) kennenlernt, scheint seine große Stunde gekommen zu sein.
Mit raffiniertem Eifer kann er es so einfädeln, dass die große Ringerlegende ihn zum exklusivem Manager für den aufstrebenden Nikolas macht, der noch den klassischen griechisch-römischen Kampfstil zelebriert. Doch um den lukrativen Kampf zu organisieren und damit ganz vorne als Nr. 1 in der Wrestlingszene zu stehen, braucht er Geld. Und davon hat er leider nie genug...
"Die Ratte von Soho" ist vor allem ein packendes Portrait über einen großen Verlierer, der immer noch ganz hoch hinaus will und der bereits in der Anfangssequenz auch seine Verletzlichkeit preisgibt, auch wenn er vordergründig das Großmaul abgibt. Eine wie immer sehr gute Performance von Richard Widmark.
Gene Tierney als Freundin geht etwas unter, ist aber dennoch eine Schlüsselfigur. Sehr gut getroffen sind die Nachtclubbesitzer Nosseross, Googie Withers und Francis L. Sullivan verleihen ihren schrägen Figuren viel Leben und Authentizität.
Sehr schön eingefangen die Hektik der Metropole und das schnelle Leben. Alles gipfelt dann in einer Jagd durch die Docks und Werften des Hafen.
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