Aus dem Leben eines Rugbystars...
Der britische Regisseur Lindsay Anderson (1923 bis 1994) drehte zuerst Kurz- und Dokumentarfilme. Sein "Thursday´s Children" wurde 1954 mit einem Oscar in der Kategorie "Bester Dokumentarkurzfilm" ausgezeichnet. In den 50er Jahren feilte er gemeinsam mit Karel Reisz und Tony Richardson an der neuen Bewegung des Free Cinema.
Er hat aber nur sehr wenige Kinofilme gedreht - als
Theaterregisseur hat er wesentlich mehr Stücke produziert. 1963 gab er
mit der düsteren Sozialstudie "Lockender Lorbeer" (Original: This
sporting life) sein Filmdebüt, die beiden Hauptdarsteller Richard Harris
und Rachel Roberts wurden für ihre hervorragenden Leistungen in diesem
Film mit einer Oscar-Nominierung belohnt.
"Lockender Lorbeer" wurde zum Filmklassiker und folgerichtig in die
Liste der besten 100 britischen Film des BFI gewählt - er rangiert dort
auf Platz 52. Sein später entstandener Internats-Film "If..." liegt mit
dem 12. Platz noch etwas besser.
Die Geschichte, die Lindsay Anderson erzählt, basiert auf dem
gleichnamigen Roman von David Storey aus dem Jahr 1960. Es erzählt die
Geschichte des Rugby-Spielers Frank Machin (Richard Harris) aus
Wakefield, einer Bergbaustadt in Yorkshire, dessen romantisches Leben
viel weniger erfolgreich verläuft als seine aufstrebende
Sportlerkarriere. Der Roman trägt autobiographische Züge.
Der Star des Rugby-Teams hat in der ersten Szene ein Spiel, dort
wird er grob gefoult und sein Kiefer ist gebrochen. Vom Teamchef und
Mäzen Gerald Weaver (Alan Badel) und seinem Teamkamerad Maurice
Braithwaite (Colin Blakely) wird er zum Kieferchirurg gebracht, dort
erinnert sich der Sportler an seine jüngere Vergangenheit, die
eigentlich gar nicht so hoffnungslos und trist verlief, wie sie jetzt
erscheint. Denn seine ebenso geschickte wie brutale Spielweise gefällt
dem Publikum, den Teamchef und auch dem Vereinspräsidenten wie Charles
Slomer (Arthur Lowe). So macht Frank schnell Karriere und dies
überrascht auch seine verbitterten Vermieterin Mrs. Hammond (Rachel
Roberts), die ihren Mann durch einen Arbeitsunfall verloren hat und
immer noch um ihn trauert. Die Arbeiterwitwe hat zwei Kinder, mit denen
sich Frank sehr gut versteht. Er macht auch der zugeknöpften Witwe immer
wieder Avancen, doch die zeigt ihm die kalte Schulter. Sie ist
teilweise sogar abweisend bis feindselig. Frank lässt aber nicht locker
und irgendwann kommt es doch zum gemeinsamen Sex. Aber in ihrer Trauer
ist es ihr unmöglich Zuneigung zu erwidern. Sie hält nicht mit
Beleidigungen zurück - Frank selbst hat aber auch Probleme mit seinem
neuen wohlhabenderen Leben. Er kann sich in guten Restaurants nicht
benehmen und gibt sogar Weavers Frau Anne (Vanda Godsell) einen Korb,
als die ihn zu sich nach Hause zu einem Schäferstündchen eingeladen
hatte. Seinen alten Freund Dad Johnson (William Hartnell) lässt er
inzwischen auch eher links liegen. Bald gibt es auch Streit mit Mrs.
Hammond und Frank verlässt das Haus. Der Emporkömmling spürt vermehrt
Unsicherheiten, auch auf dem Sportplatz gibts keine Befriedigungen für
das labile Gemüt. Dann erfährt er, dass Mrs. Hammond wegen einer
Gehirnblutung im Krankenhaus liegt...
Am Ende wird er auf dem Platz ausgepfiffen - nein, "Lockender
Lorbeer" ist kein Wohlfühlfilm. Zur Zeit seiner Enstehung war dieses
Liebespaar im Film weit von dem entfernt, was das konservative
Mittelklasse-Kino im Allgemeinen zu bieten hatte. Die Emotionalität
dieser beiden Figuren wirkt zerstörerisch und der psychologische Bereich
der Protagonisten bildet den Schwerpunkt von Andersons Arbeit. Es wird
schnell klar, dass der Bergarbeiter Frank seinem Milieu wahrscheinlich
gar nicht enfliehen kann, so sehr er es sich auch wünschen würde. So
bleiben alle Hoffnungen unerfüllt. Das private Glück bleibt ihm versagt
und am Ende scheint auch sein Ruhm auf dem Platz in Gefahr zu sein.
Alles wirkt etwas irritierend und sperrig. Und Franks Stern, ist im
Begriff zu sinken.
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