Regie: Anthony Harvey
Weihnachten in Chinon...
Der 1968 gedrehte Historienfilm "Der Löwe im Winter" blieb der
einzige Erfolg seines Regisseurs Anthony Harvey und entstand nach dem
gleichnamigen Theaterstück von James Goldman. Harvey begann seine
Filmkarriere als Editor und war für den Schnitt der beiden Kubrick
Klassiker "Lolita" (1962) und "Dr. Seltsam" (1964) verantwortlich.
Harvey bekam für "Der Löwe im Winter" sogar eine Oscarnominierung als
bester Regisseur. Von seinen insgesamt sieben Oscarnominierungen (u. a.
Bester Film, Regie, Kostüme, Peter O´Toole) konnten drei Siege
eingefahren werden und dies völlig zu Recht. Das Drehbuch von James
Goldman gewann, ebenso der geniale Mittelaltersoundtrack von John Barry,
der einfach begeistert (v.a. Intro, Main Title, Chinon und Eleanors
Arrival) und vor allem spielt Katharine Hepburn als Eleanore von
Aquitanien die Rolle ihres Lebens. Die Szene, in der die Frau von König
Henry (Peter O´Toole) aus ihrer Gefangenschaft auf Schloß Old Sarum auf
dem Wasserweg mit der riesigen Barke am Weihnachtstag des Jahres 1183
auf der franzöischen Burg Chinon ankommt, ist eine der besten Filmszenen
überhaupt - von den düsteren choralen Klängen der Filmmusik begleitet
und edelst von Douglas Slocombe fotografiert.
Dieses Weihnachtsfest auf Chinon hat es tatsächlich in sich. Henry
ist mittlerweile 50 Jahre alt, aber er weiß, dass er nicht ewig lebt. Er
ist beschäftigt mit der Frage welchem seiner missratenen Söhnen er den
Thron vermachen will. Dabei agiert er als König äusserst spontan und
emotional, er ist schwankend in seinen Meinungen. Ganz anders als seine
verhasste Frau Eleanor (Katharine Hepburn), die gut durchdachte
Strategin. Sie will den 26jährigen Richard (Anthony Hopkins) auf dem
Thron sehen. Der älteste Sohn Henry ist verstorben und auch Geoffrey, 25
Jahre (John Castle), ein kalter und berechnender Sohn und der noch
tölpelhafte John (Nigel Terry). Der ist Liebling des Vaters, aber auch
der schwächste der drei potentiellen Thronanwärter. Henrys Geliebte
Alais (Jane Merror) fühlt sich unglpcklich, weil sie Eleanors Schliche
kennt und fürchtet, dass ihr Henry immer noch Gefühle für Medusa Eleanor
hegt. Als weiterer Gast noch noch der 18jährige Philipp, König von
Frankreich (Timothy Dalton) hinzu, der insgeheim Henry hasst, weil
dieser seinen Vater ständig gedemütigt hat. Ausserdem hat er noch ein
Geheimnis, dass er mit Richard teilt. Die beiden hatten eine verbotene
widernatürliche Affäre....
Die Frage nach der Thronfolge beherrscht die Szenerie und das Fest
der Liebe wird zum Fest des Ränkeschmiedens. Irgendwann im Verlauf des
Festes zerstreitet sich jeder mit jedem und bald kommt Henry zum Schluß,
dass keiner seiner Söhne als Nachfolger geeignet erscheint. Vor allem
er und seine Frau Eleanor liefern sich einen Schlagabtausch vom
Feinsten, da wird keiner geschont und keine Bosheit ausgelassen. Hass
und Neid werden in epischer Breite zelebriert und der Film ist ein
großes Highlight im Genre des historischen Films. Mit 22,3 Millionen
Dollar Kasseneinspiel wurde Anthony Harveys Meisterstück auf Platz 12
der Kino-Jahrescharts notiert.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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