Montag, 23. Juli 2018

Lolita







































Regie: Stanley Kubrick

Verbotenes Begehren...

Es ist schon erstaunlich, dass es Stanley Kubrik im Jahr 1962 gelang einen so skandalösen Filmstoff wie "Lolita" an den Zensoren vorbeizuschleusen und für die Freigabe durchzuwinken. "Lolita" entstand nach Vladimir Nabokovs gleichnamigen Roman. Das Drehbuch verfasste der Schriftsteller selbst, Kubrick bestand aber darauf das Alter von Dolores Haze leicht anzuheben. So ist die 12jährige Roman-Lolita im Film bereits knapp 14 Jahre alt - es ist aber dennoch bemerkenswert, dass "Lolita" ohne die Grenzen der Zensur werkgetreu verfilmt und dem Publikum auch so präsentiert werden konnte.
Der Film beschreibt das Tabuthema der Parthenophilie, dieses sexuell erotische Interesse erwachsener Männer an pubertierenden Mädchen. Im Grunde die Unmöglichkeit der verbotenen pädophilen Liebesbeziehung.
Mit diesem anstößigen Begehren ist der Literaturwissenschaftler Humbert Humbert (James Mason) konfrontiert, der den Sommer in Ramsdale, New Hampshire verbringen möchte, bevor er seine in Beardsley, Ohio antreten wird. Auf seiner Suche nach einer geeigneten ruhigen Wohnung, besichtigt er auch das Haus der verwitweten Charlotte Haze (Shelley Winters), die sehr gerne im Leopardenkostüm herumläuft. Die Frau ist aufgeschlossen und kunstinteressiert und ist sofort daran interessiert, dass der attraktive Intellektuelle bei ihr einzieht. Doch der zögert noch...bis zu dem Zeitpunkt als Dolores ihm den Garten zeigt und ihre dort in der Sonne liegende frühreife Tochter Dolores (Sue Lyon). Damit entsteht spontan der Mietvertrag und jeden Tag ist Humbert von dem jungen Mädchen mehr fasziniert. Die Mutter deutet aber viel auf sich und verliebt sich in den neuen Mieter, der so zuvorkommend zu ihr ist und sich um ihre Kleine auch wie eine liebevoller Vater kümmert. Bei einer Party unterstützen John und Jean Farlow (Jerry Stovin, Diana Decker) die Ambitonen von Dolores wieder eine Partnerschaft einzugehen. Unter den Gästen ist auch der Lebenmann und Filmproduzent Clare Quilty (Peter Sellers) in Begleitung der Avantgarde-Künstlerin Vivian Darkbloom (Marianne Stone), die wie eine Kopie von Morticia Adams aussieht.
Humberts Augen sehen aber nur seine angebetete Lolita, die von ihrer Mutter spontan in einem Ferienlager untergebracht wird. Als Dolores ihm einen Heiratsantrag macht, willigt er schließlich ein - so kann er immerhin zukünftig als "Vater" nahe bei seinem Objekt der Begierde sein. Doch er macht einen verhängnisvollen Fehler, weil er über seine Gefühle und Gedanken Tagebuch führte. Dolores liest dies heimlich und kommt dahinter, dass sein Interesse nur der frühreifen Tochter gilt. Sie konfrontiert Humbert mit diesen Wahrheiten. Der hat zum ersten Mal Mordgedanken in sich, doch zur Ausführung kommt es nicht. Ein Unfall draußen vor der Haustür geschieht. Dolores in ihrer Verzweiflung rannte auf die straße und wird dort von einem Auto erfasst. Sie ist auf der Stelle tot. Nun liegt es am Humbert Lolita zu benachrichtigen. Doch er wartet damit ab und holt das Mädchen vom Ferienlager ab. Er informiert Lolita, dass die Mutter im Krankenhaus wäre und nimmt statdessen mit seinem Töchterchen irgendwo ein Hotelzimmer...



Der Film beginnt allerdings mit der Konfrontationsszene zwischen Humbert Humbert und seinem pädophilen Rivalen Clare Quilty, der von Lolita irgendwann im Laufe der Geschichte als "Genie" bezeichnet wird - und auch als den einzigen Mann, den sie je geliebt hatte. So ist der Beginn des Zusammenseins zwischen Vater Humbert und Lolita auch der Beginn des doppelten Bodens, indem der Mann sämtlichen Halt verliert und von dem Mädchen an der Nase herum geführt und ausgenutzt wird. Es wird der Beginn einer einseitigen Leidenschaft, die Lolita zu Nutzen weiß, und zu einer gemeinsamen zweijährigen Odyssee quer durch die USA führt. Natürlich auch begleitet vom Klatsch einiger Nachbarn, denn der Streit, den Vater und Tochter lautstark ausfechten, hört sich an wie der Streit zankender und eifersüchtiger Ehepartner. Der britische Kameramann Oswald Morris war verantwortlich für die Optik - seine Bilder wirken nüchtern und es schimmert auch etwas die Hoffnungslosigkeit durch. Auch wenn sich der Protagonist dagegen auflehnt und sein Glück zu Zweit anstrebt. Er ist aber von Beginn an der Verlierer, da er seine Obsessionen nicht mehr steuern kann.
Im Film selbst erweist sich Peter Sellers als Verwandlungskünstler - er darf sich als andere Personen verkleiden, um Humbert zu täuschen. So taucht er auch als Polizist und als Schulpsychologe Dr. Zemph auf. Im nächsten gemeinsamen Projekt engagierte Kubrick wieder Peter Sellers für drei verschiedene Rollen im Film "Dr. Seltsam".
Das Drehbuch von Vladimir Nabokov wurde für den Oscar nominiert. Der Film selbst spielte 9 Millionen Dollar ein - ein ganz guter Erfolg, aber kein Mega-Blockbuster. Dies wäre er vielleicht geworden, wenn Kubrick das Ganze mit mehr Erotik aufgepumpt hätte und mehr Skandal mit dem Stoff provoziert hätte. Interessanterweise hat sich der Film aber trotz der eher subtilen Herangehensweise mit dem Tabuthema gut gehalten - er wirkt erotisch, absurd, obsessiv und von bösem Schwarzen Humor gekennzeichnet.



Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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