Die Geschichte eines Findelkindes...
Tony Richardson Verfilmung des Historienromans "Tom Jones: Die
Geschichte eines Findelkinds" von Henry Fielding war einer der großen
Oscar-Abräumer des Jahres 1964. Die Mischung aus Comedy und Abenteuer
wurde zum besten Film des Jahres gekürt, Tony Richardson wurde bester
Regisseur und auch die Fillmmusik und das beste adaptierte Drehbuch von
John Osborne wurden ausgezeichnet. Desweiteren gabs noch Nominierungen
für vier Nebendarstellungen (Hugh Griffith, Edith Evans, Diane Cilento
und Joyce Redman) und für das beste Szenenbild von Ralph Brinton. "Tom
Jones" war damals auch ein großer Publikumserfolg - er lag mit 37
Millionen Dollar Einspielergebnis in den Kino-Jahrescharts auf Platz 4,
für das British Film Institute zählt der Film immer noch zu den 100
besten britischen Filme aller Zeiten.
Genau genommen ist "Tom Jones" mit dem deutschen Zusatz "Zwischen
Bett und Galgen" nicht nur ein sehr innovativ wirkender Historienfilm
über einen unverbesserlichen Schelm, er strahlt darüberhinaus viel
Sixties Flair aus und daher ist die frivole Machart immer wieder sehr
präsent. Die 60s mit dem Umbruch auch im Kino. Weg mit den Zensuren und
weg frei für mehr sexuelle Freiheit. Dies repräsentiert Richardsons mit
viel Situationskomik und durch viel originellen Einfällen. So ist der
Prolog wie ein Stummfilm konzipiert. Der wohlhabende und gutmütige
Squire Allworthy (George Devine) lebt mit seiner Schwester Bridget
(Rachel Kempson) auf seinem Landsitz in Sommerset. Er hält sich aber
schon für längere zeit in London auf. Als er zurückkehrt, findet er ein
Baby in seinem Bett vor. Als Eltern werden die Haushälterin Jenny Jones
(Joyce Redman) und der Schulmeister Partridge (Jack McGowran) ermittelt
und die beiden werden verjagt. Das Kind wächst jedoch in der Obhut des
Gutsherren Allworthy auf und die Jahre vergehen. Aus dem Kind wird ein
attraktiver junger Mann (Albert Finney), dem die Frauenherzen zufliegen.
Neben dem guten Aussehen hat er aber auch ein freundliches Herz und
er liebt Sophie Western (Susannah York), doch als "Bastard" hat er
keine Chancen die hübsche Frau zu ehelichen. Obwohl Sophies Vater (Hugh
Griffith) ebenfalls große Sympathien für den jungen Draufgänger hegt.
Sophie soll den jungen Bilfil (David Warner) heiraten - einen
Langweiler, aber Sohn von Bridget und von Adel. Währenddessen hat Tom
aber ein Verhältnis mit Molly Seagrim (Diane Cilento), die aber auch
einen weiteren hohen Männerverschleiß hat. Gemeinsam mit den beiden
Lehrern Mr. Thwackum (Peter Bull) und Mr. Square (John Moffat) startet
der eifersüchtige Blifil ein Komplott gegen Tom mit dem Ergebnis, dass
Mr. Allworthy Tom für einen fiesen Schurken hält. Er wirft ihn aus dem
Haus. Sophie haut auch von zu Hause ab, um Tom nahe zu sein. Und Squire
Western mit seiner resoluten wie betagten Schwester (Edith Evans)
verfolgen die flüchtige Sophie. Währenddessen hat Tom ein Techtelmechtel
mit einer Mrs. Waters (Joyce Redman), die er vor der Gewalt eines
aggressiven Soldaten rettet. Nach diesem Abenteuer erreicht er London
und dort hat die geheimnisvolle Lady Bellaston (Joan Greenwood) ein Auge
auf Tom geworfen. Durch ein weiteres Komplott landet unser Tom im
Kerker von Tyburn und eine aufgepeitschte Menschenmenge erwartet dann
seine Hinrichtung...
Ob er dem Galgen entrinnen kann ? Ja, schließlich ist es eine
Schelmengeschichte und gleich von Anbeginn macht der Film nichts anderes
als auf das geniale HappyEnd zuzusteuern. Susannah York und Albert
Finney geben ein klasse Filmliebespaar ab und das gesamte
Schauspieler-Ensemble agiert hervorragend. Der Film ist eine Ode an die
Sinnenfreude. Expemplarisch dafür steht die Wirtshausszene mit Tom und
seiner Begleiterin, die sich schwelgerisch den Gaumenfreuden hingeben
und diese Szene zum Sinnbild des Genusses erhöhen, auch anspielend auf
die anschließende Sexualität. Das vitale Sittengemälde spielt um 1750
und es werden auch einige Sozialkritische Bezüge hinter der Comedy
sichtbar.Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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