Regie: George Cukor
Menschen in schönen Räumen....
Edmund Gouldings Kinohit "Menschen im Hotel" aus dem Jahr 1932 gilt als der erste offensichtliche All Star Cast Film, der ins Kinorennen geschickt wurde. Ausführender Produzent war Irving Thalberg, der in dieser Geschichte, die mehrere Schicksale binnen eines Zeitraums von 24 Stunden im Berliner Grand Hotel zeigt, den Idealfall sah mehrere seiner Topstars und Kinozugpferde gemeinsam in einem Film auftreten zu lassen. Es war die Zeit der Weltwirtschaftskrise, die massive Zuschauereinbrüche zur Folge hatte. So mussten neue Strategien gewählt werden, um wieder mehr Menschen ins kino zu locken. Man setzte auf die Anziehungskraft mehrerer Stars - mit Greta Garbo, Joan Crawford, John Barrymore, Lionel Barrymore und Wallace Beery gelang dies eindrücklich und "Menschen im Hotel" wurde zum Kinohit des Jahres. An diesem Erfolg orientierte sich auch David O. Selnick und setzte auf die Verfilmung von "Dinner um Acht" - einem Bühnenstück von George S. Kaufman und Edna Ferber. Mit Jean Hersholt, Wallace Beery, John Barrymore und Lionel Barrymore wurden denn auch gleich vier Schauspieler aus "Menschen im Hotel" wurden engagiert. Dazu wurde die damals sehr populäre Oscarpreisträgerin Marie Dressler engagiert. Trotz fortgeschrittenem Alter war sie ein Big Star und Regisseur George Cukor setzte Jean Harlow durch, die in diesem Film eine ihrer besten Rollen hatte. Die Schauspielerin starb leider schon 1937 im Alter von 26 Jahren an einer Vergiftung aufgrund eines Nierenversagens. Sie bleibt aber unvergessen als eine der ersten blonden Sexgöttinnen Hollywoods und war sozusagen die Mutter der nachfolgenden Diven wie Lana Turner oder Marilyn Monroe.
"Dinner um Acht" wurde ein Riesenerfolg. Weltweit spielte der Film
2.156.000 US-Dollar ein und bescherte MGM einen Gewinn von fast einer
Million Dollar. Natürlich sieht man dem Film den Ursprung des Theaters,
der Bühne sehr stark an. Er zeigt ein Bild der High Society Manhattans
in den dreißiger Jahren. Millicent Jordan (Billie Burke), die etwas
frustierte und blasierte Gattin des reichen Reeders Oliver Jordan
(Lionel Barrymore) ist völlig aus dem Häuschen. Denn sie organisiert
gerade ein Prestige Dinner am nächsten Freitag um Acht. Dabei sollen
Lord und Lady Ferncliff aus England die Ehrengste sein. Mit diesen Snobs
kann man prahlen und großen Eindruck schinden. Auch die alternde
Schauspielerin Carlotta Vance (Marie Dressler), die schon bessere Tage
gesehen hat, ist eingeladen. Ebenso der Unternehmer Dan Packard (Wallace
Beery), der sich heimlich Olivers angeschlagene Reederei unter den
Nagel reißen will. Seine zweite Frau Kitty (Jean Harlow) ist wesentlich
jünger als er, ziemlich gelangweilt und auch recht fulgär. Aber
inzwischen ist aus der ExHutverkäuferin eine verwöhnte anspruchsvolle
Gattin geworden, die sich während der Abwesenheit ihres umtriebigen
Gatten, der nur Geld im Kopf hat, mit dem Arzt (Edmund Lowe) vergnügt.
Sehr zum Leidwesen von dessen Ehefrau (Karen Morley). Paula (Madge
Evans), die Reederstochter ist zwar mit dem jungen Ernest de Graf
(Philipps Holmes) verlobt, hat aber eine heimliche Affäre mit dem
alternden Vaudeville Schauspieler Larry Renault (John Barrymore). Der
Alkoholiker ist auf dem Tiefpunkt seiner Karriere angelangt und hofft
auf eine Hauptrolle, die er aber nie mehr bekommen wird. Soweit die
Ausgangsituationen und wie der Titel sagt, trifft man beim Dinner um
Acht aufeinander...
Der Film orientiert sich an der Theatersituation und spielt in schönen
Räumen, egal ob es sich dabei um die Hotelzimmer handelt, um das
traditionsreiche Reedersbüro oder den sündhaft teuer ausgestatteten
Räumen der Gastgeber. Hier hat der Ausstatter der alten Hollywood
Schinken Cedric Gibbons ganze Arbeit geleistet. Dinner um Acht spielt
oberflächlich in der reichen Ecke, aber hinter den Fassaden ist nicht
nur die Weltwirtschaftskrise zu spüren. Sondern auch Tod, Elend und
Niedergang. Für seine Zeit könnte man sogar von einer fiesen Enthüllung
einer dem Niedergang geweihten Gesellschaft sprechen. Unvergessen der
Ehekrieg zwischen Wallace Beery und einer herrlich aufspielenden Jean
Harlow, die die besten Szenen hat und so inspirierend für Filmemacher
war, dass ihr Typus bis heute immer wieder in den Filmen auftaucht. Man
denke da an die oscarnominierte Rolle von Lesley Ann Warren als nervige
Blondine Norma Cassidy in Blake Edwards "Viktor/Viktoria".
Neben witzigen Szenen haben aber die tragischen Momente genauso viel
Raum. So gibts noch unwiderrufliche Diagnosen von schweren Krankheiten
und ein Selbstmord, weil einer der Figuren neben allem anderen auch
seine Würde und Selbstachtung verloren hat.
Fünfmal wurde George Cukor für den Oscar nominiert, beim letzten Anlauf
1965 klappte es mit dem Kinohit "My fair Lady". Seine besten Filme sind
"Die Frauen", "Die Nacht vor der Hochzeit", "Das Haus der Lady Alquist"
und auch dieses 1933 inszenierte "Dinner um Acht".
Bewertung. 8 von 10 Punkten.
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