Donnerstag, 12. Juli 2018

Nur die Sonne war Zeuge







































Regie: Rene Clement

Eiskalter Tom Ripley....

Zwei Filme von Rene Clement wurden mit dem Oscar als bester fremsprachiger Film ausgezeichnet: 1951 mit "Die Mauern von Malapaga" und zwei Jahre später "Verbotene Spiele", sein wahrscheinlich bekanntester Film. Sein bester Film ist aber für mich der 1960 entstandene "Nur die Sonne war Zeuge" (Originaltitel: Plein Soleil), der nach dem Roman "Der talentierte Mr. Ripley" von Patricia Highsmith entstand. Die war zwar von der Darstellung des jungen Alain Delon extrem fasziniert, war aber dennoch enttäuscht, dass Regisseur Clement das Ende abänderte und Ripley im Film am Ende des Mordes überführt wird. Im Roman kommt der eiskalte Killer ungestraft davon. Aber auch das amerikanische Remake aus dem Jahr 1999 mit Matt Damon als Tom Ripley macht einige Abweichungen und hält sich nicht strikt an die Highsmith-Vorlage.
Jedenfalls ist die Darstellung von Alain Delon auch heute noch eine Wucht, perfekt spielt er seine Figur, die nach Identität sucht, weil er völlig leer ist . Leer aber unheimlich attraktiv und darüberhinaus eine fiese skrupellose Ratte. Ein bisschen ist in der Figurenkonstellation zwischen Tom Ripley und dem reichen Philippe Greenleaf (Maurice Ronet) noch die homoerotische Komponente zu spüren, die der Roman aufwarf. Jedenfalls ist es schwer nachzuvollziehen, warum der reiche Müßiggänger und Millionärssohn so sehr darauf erpicht ist Tom Ripley in seiner Nähe zu belassen. Dieser ist nach Italien gereist, weil er von Philippes Vater engagiert wurde den verlorenen Sohn wieder heim in die Vereinigten Staaten zu bringen. Als Belohnung für seine hoffentlich erfolgreichen Dienste soll Tom Ripley 5.000 Dollar bekommen. Doch Philippe denkt gar nicht daran, dass Dolce Vita im sonnigen Italien zu beenden. Stattdessen verbringt er die Zeit mit Tom und lässt den spüren, dass er das große Geld hat. Ripley findet sofort Gefallen an diesem Leben, denn so leben wie Philippe wäre ein echter Traum. Viel Geld und dazu noch die schöne Freundin Marge (Marie Laforet). Obwohl Marge lieber mit ihrem Philippe alleine eine Bootsfahrt machen würde, nimmt dieser Anhängsel Tom mit. Der wird von Philippe an Bord reichlich schikaniert und auch bloßgestellt. Doch auch Tom distanziert sich nicht aus diesem Umfeld. Im Gegenteil: Nach einem Streit will Marge an Land gebracht werden und dadurch sind die beiden "Freunde" alleine an Bord. Hier will Philippe Tom auf den Zahn fühlen, er hat bemerkt, dass dieser gerne in die Rolle des Millionärs schlüpft und auch gerne in dessen Klamotten. Tom Ripley erzählt Philippe, dass er schon lange einen Plan habe und in einem Überraschungsmoment sticht er Philippe ein Messer ins Herz. Er beschwert die Leiche mit einem Anker und wirft sie über Bord. Dann nimmt der die Identität des Toten an. Freddie Miles (Billy Kearns), ein etwas aufdringlicher Bekannter von Philippe, kommt Tom aber langsam auf die Spur und so bleibt diesem nichts anderes übrig als einen zweiten Mord zu begehen...





Dadurch schaltet sich die Kripo unter der Leitung von Inspektor Riccordi ein, der von Erno Crisa gespielt wird. Der verdächtigt zunächst den verschwundenen Philippe Greenleaf. Zumindest hätte er ihn gerne verhört, aber Tom Ripley weiß es zu verhindern, indem er mit der Identität des Toten immer wieder seinen letzten Aufenthalt verlässt und so selbst für Philippes Freundin Marge Philippe langsam zum Phantom wird.  Als "Substitute" für den nicht anwesenden Philippe bietet sich natürlich Tom als Seelentröster für die traurige Freundin an. Und auch dieser Plan scheint zu funktionieren. Doch Clement wollte nicht, dass am Ende der Verbrecher belohnt wird. Daher lässt er den durchtriebenen Tom Ripley auffliegen. Beim Verkauf von Philippes Boot siegt die Moral. Vielleicht wäre das Romanende besser gewesen, wer weiß es schon. Dennoch hat Clement mit dem charmanten Schurken Delon einen echten Klassiker des Kriminalfilms geschaffen. In der herrlichen Sommeratmosphäre Italiens und einer bestechenden Postkartenidylle hat Clement einen ganz dunklen Punkt hineingesetzt und täuscht mit der Sonne den Zuschauer. Dieser wird mit einem bösen Plan konfrontiert, mit dem der schöne Mörder sein mangelndes Selbstwertgefühl zu kompensieren versucht. Die tollen Kameraeinstellungen sind von Henri Decae geschaffen worden. In einer Sequenz am Anfang ist die junge Romy Schneider zu sehen.






Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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