Donnerstag, 23. Mai 2024

Ein Schweinchen namens Babe


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Chris Noonan

Babe gewinnt...

Zweifelsohne muss der 1995 entstandene australische Film "Babe" (deutscher Titel: Ein Schweinchen namens Babe) zu den schönsten Familienfilmen aller Zeiten gezählt werden. Für die Rolle des wunderbaren Ferkels Babe wurden 48 Schweine ausgebildet, in einigen Szenen kamen aber auch animatronische Tiere zum Einsatz. Bei den Dreharbeiten soll auch keines der Tiere zu Schaden gekommen sein. Es wurde sogar vertraglich vereinbart, dass die im Film eingesetzten Ferkel niemals zur Schlachtung verwendet werden durften. So schön dieses Happyend für die 48 Schweine auch ist, wäre es jedoch noch schöner, wenn sich viele Menschen nach diesem Film - wie Hauptdarsteller James Cromwell - vegan, zumindest aber vegetarisch ernähren würden.
Bei der Oscarwahl 1996 ging "Ein Schweinchen namens Babe" überraschend als einer der Topfavoriten ins Rennen. Auch wenn am Ende Mel Gibsons "Braveheart" die meisten Trophäen gewann, konnte "Babe" von den 7 Nominierungen (bester Film, bester Nebendarsteller James Cromwell, beste Regie Chris Noonan, Noonan und Geroge Miller für das beste Drehbuch, Kerrie Brown und Roger Ford fürs Szenenbild, Marcus D´Arcy und Jay Friedkin für den Schnitt) den Sieg in der Kategorie "Beste visuelle Effekte" (Scott E. Anderson, John Cox, Charles Gibson, Neil Scanlan) entgegen nehmen.
Nachdem das verwaiste Ferkel Babe bei einem "Gewicht schätzen“-Wettbewerb auf einem Jahrmarkt eingesetzt wurde, wird es nach Hause auf die Farm des Gewinners des Wettbewerbs, Arthur Hoggett (James Cromwell), gebracht. Dort wird er von Border Collie Fly, ihrem jähzornigen Kumpel Rex und ihren Welpen aufgenommen und freundet sich mit einer Ente namens Ferdinand an, die jeden Morgen die Menschen weckt, indem sie wie ein Hahn kräht, damit er als nützlich gilt und nicht gefressen wird. Ferdinand ist bestürzt, als die Hoggetts (Frau Hogget wird von Magda Szubanski gespielt) einen Wecker kaufen, und überredet Babe, ihm dabei zu helfen, dieses Gerät loszuwerden. Dabei wecken sie Duchess, die Katze der Hoggetts, und zerstören das Zimmer, indem sie diverse Eimer mit Farbe verschütten.  Rex weist Babe streng an, sich von Ferdinand und dem Haus fernzuhalten. Als Babe sieht, dass Fly traurig ist, als ihre Welpen zum Verkauf angeboten werden, lässt sie sich von ihr adoptieren. Da die Verwandten von Hoggett zu Weihnachten zu Besuch sind, entscheidet sich Hoggett dagegen, Babe zum Weihnachtsessen zu wählen, und gibt seiner Frau Esme einen Vorwand, dass Babe auf dem nächsten Jahrmarkt einen Preis für Schinken bringen könnte. Stattdessen wird Ferdinands Liebe Rosanna bedient, was Ferdinand dazu veranlasst, von der Farm zu fliehen. Babe untersucht die Felder, wo er Zeuge wird, wie zwei Schafdiebe Hoggetts Schafe stehlen, und alarmiert schnell Fly und den Bauern, um die Viehdiebe daran zu hindern, die ganze Herde zu stehlen. Hoggett ist beeindruckt, als er gesehen hat, wie Babe die Hühner sortiert und die braunen von den weißen trennt, und nimmt ihn mit, um zu versuchen, die Schafe zu hüten. Von einem älteren Mutterschaf namens Maa ermutigt, bringt Babe die Schafe durch freundliche Bitten zur Kooperation, doch Rex empfindet Babes Verhalten als Beleidigung der Schäferhunde. Nachdem Fly sich für Babe eingesetzt hat, greift Rex sie an, verletzt sie und beißt Hoggett in die Hand, als er einzugreifen versucht. Anschließend wird Rex an die Hundehütte gekettet und mit Beruhigungsmitteln behandelt, sodass Babe die Aufgabe als Schafhüterin überlassen wird. Eines Morgens verscheucht Babe ein Trio wilder Hunde, die die Schafe angreifen, doch Maa wird tödlich verletzt und stirbt an den Folgen. Hoggett, der glaubt, Babe sei dafür verantwortlich, bereitet sich darauf vor, ihn zu erschießen, aber Fly erfährt von den anderen Schafen die Wahrheit und lenkt Hoggett lange genug ab, damit Esme ihn über die Angriffe der Hunde auf benachbarte Farmen informieren kann. Als Esme zu einer Reise aufbricht, meldet Hoggett Babe für einen örtlichen Schäferwettbewerb an. Eine Entscheidung, die dem Bauern reichlich Spott einbringen könnte...







"Ein Schweinchen namens Babe" spielte 254 Millionen Dollar ein und in Deutschland kauften sich 6 Millionen Zuschauer eine Eintrittskarte für den Kinobesuch. "Mad Max" Macher George Miller schrieb mit Noonan das Drehbuch und beteiligte sich auch an den Kosten für die Realisierung des Films. Ein optimaler Film für Jung und Alt, der aufzeigt, dass die Gefühlswelt der Tiere gar nicht so verschieden ist wie die menschliche.








Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Wie ein wilder Stier



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Martin Scorsese

La Motta im Ring...

Für den Boxfilmklassiker "Wie ein wilder Stier" von Martin Scorsese musste Hauptdarsteller Robert de Niro sein Gewicht von 66 kg auf 97 kg bringen, um dem älteren nicht mehr aktiven Boxer Jake La Motta gerecht zu werden. Martin Scorsese bestand darauf, dass eine Kamera, die vom Kameramann Michael Chapman bedient wurde, im Ring platziert würde, da er die Rolle eines Gegners spielen und anderen Kämpfern aus dem Weg gehen würde, damit die Zuschauer die Emotionen der Kämpfer sehen könnten aus der Sicht von La Motta.
Die genauen Bewegungen der Boxer sollten als Tanzroutinen nach den Informationen eines Buches über Tanzlehrer im Stil von Arthur Murray ausgeführt werden. Zwischen den Einstellungen benutzte De Niro einen Boxsack in der Mitte des Rings, bevor er aggressiv direkt zur nächsten Szene überging. So vermied es Scorsese die Kämpfe aus der Sicht des Zuschauers zu zeigen, alles sollte sich hautnah am Mann abspielen.
Im Jahr 1941 erleidet Jake LaMotta (Robert de Niro), ein junger, aufstrebender Boxer im Mittelgewicht, nach einer kontroversen Entscheidung seine erste Niederlage gegen Jimmy Reeves (Floyd Anderson). Jakes Bruder Joey (Joe Pesci) bespricht mit einem seiner Mafia-Verbindungen, Salvy Batts (Frank Vincent), eine mögliche Chance auf den Titel im Mittelgewicht, lehnt jedoch wiederholt die Hilfe der Mafia ab und möchte die Meisterschaft zu seinen eigenen Bedingungen gewinnen. Einige Zeit später entdeckt Jake ein fünfzehnjähriges Mädchen namens Vickie (Cathy Moriarty) in einem Schwimmbad in seinem Viertel in der Bronx. Er geht schließlich eine Beziehung mit ihr ein, obwohl er bereits verheiratet und Vickie minderjährig ist. 1943 besiegt Jake Sugar Ray Robinson (Johnny Barnes) und kommt drei Wochen später zum Rückkampf. Obwohl Jake Robinson während des Kampfes dominiert, entscheiden die Kampfrichter überraschenderweise zugunsten von Robinson, den Joey nur deshalb für gewonnen hält, weil er in der folgenden Woche zur Armee eingezogen wird. 1945 heiratet Jake Vickie. Jake kontrolliert und dominiert Vickie und macht sich ständig Sorgen, dass sie Gefühle für andere Männer hat. Seine Eifersucht wird deutlich, als er seinen nächsten Gegner, Tony Janiro (Kevin Mahon), vor den Augen von Tommy Como (Nicholas Colasanto), dem örtlichen Mafiaboss und Vickie brutal mit fiesen Schlägen besiegt. Während Joey mit Journalisten an der Copacabana über den Sieg spricht, wird er abgelenkt, als er sieht, wie Vickie mit Salvy und seiner Crew an einen Tisch geht. Joey spricht mit Vickie, die andeutet, dass sie mit ihrer Ehe mit Jake unzufrieden ist. Joey hat den falschen Eindruck, dass Vickie eine Affäre mit Salvy hat,und greift ihn in einem Kampf, der sich auch außerhalb des Clubs ausbreitet, brutal an. Como befiehlt ihnen später, sich zu entschuldigen, und lässt Joey Jake sagen, dass er zuerst einen Sprung machen muss, wenn er eine Chance auf den Meistertitel haben will, den Como kontrolliert. Jake verliert absichtlich sein nächstes Match gegen Billy Fox (Eddie Mustafa Muhammed) und wird nach einer glanzlosen Leistung aus dem Gebäude ausgebuht. Kurz darauf wird er wegen des Verdachts, den Kampf abgebrochen zu haben, vom Vorstand suspendiert, was ihn sehr betrübt. Er wird schließlich wieder eingesetzt und gewinnt 1949 den Meistertitel im Mittelgewicht gegen Marcel Cerdan (Louis Raftis). Ein Jahr später wird Jake zunehmend paranoid, weil er sich sicher ist, dass Vickie eine Affäre hat. Er fragt Joey, ob er dieser Lover sei, was Joey wütend macht und so aufbringt, dass es zum Bruch der beiden Brüder kommt.  Nachdem er 1950 seinen Meisterschaftsgürtel in einem zermürbenden Fünfzehn-Runden-Kampf gegen Laurent Dauthuille (Johnny Turner) verteidigt hat leitet sich langsam aber sicher der Niedergang seiner Karriere ein. Er verliert einen erneuten Kampf gegen Robinson. 1956 geht er in den Ruhestand, die Ehe wird geschieden und er kommt sogar ins Gefängnis. Im Jahr 1964 tritt Jake in verschiedenen Clubs als Stand-up-Comedian auf. Backstage vor einer Show bereitet er sich auf seinen Auftritt vor, indem er Schattenboxen macht, Szenen aus „Die Faust im Nacken“ zitiert und mit dem Spruch "Ich bin der Boss“ die Bühne des Nachtclubs betritt...







Bereits Ende der 1980er Jahre hatte "Raging Bull" seinen Ruf als moderner Klassiker gefestigt.
In zahlreichen Kritikerumfragen wurde er zum besten Film der 1980er Jahre gewählt und wird regelmäßig sowohl als Scorseses bester Film als auch als einer der besten amerikanischen Filme aller Zeiten bezeichnet. In der Liste der wichtigsten und besten US-Filme, die das American Film Institut herausbrachte, landete "Raging Bull" hinter "Citizen Kane", "Der Pate" und "Casablanca" auf den vierten Platz. Für Robert de Niro wurde der Film ebenfalls zum großen Triumph. Bei der Oscarverleihung bekam er nach "Der Pate 2" seinen zweiten Oscar zugesprochen. Auch Thelma Schoomaker für den Filmschnitt wurde zur Oscarsiegerin gekürt. Desweiteren gab es Nominierungen in den Kategorien "Bester Film", Beste Regie; Nebendarsteller Joe Pesci, Nebendarstellerin Cathy Moriarty, Kameramann Michael Chapman und bester Ton. An der Kasse wurde ein Umsatz von ca. 24 Millionen Dollar erreicht. Für die fachliche Beratung stand Jake la Motta selbst bereit. Scorsese gelang eine äusserst beklemmende psychologische Studie über einen Mann, der ständig zu Gewalt und zur Selbstzerstörung neigt. Auch das Umfeld "Little Italy" in New York wird treffend skizziert. Die Kampfszenen stellen alle anderen Boxerfilme in den Schatten.









Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Walkabout


Regie: Nicholas Roeg

Überleben im Outback...

Seine Filmkarriere begann Nicholas Roeg (1928 bis 2018) als Kameramann der Filme "Toll trieben es die alten Römer", "Fahrenheit 451" oder "Die Herrin von Thornhill". Mit dem Film "Performance" wechselte der Brite erfolgreich ins Regiefach. Zu seinen bemerkenswertesten Filmen zählen "Wenn die Gondeln Trauer tragen", "Der Mann, der vom Himmel fiel" und "Walkabout", die zweite Regiearbeit aus dem Jahr 1971. In vielen seiner Filme finden sich Mystik, Mythos, Erotik, Sinnlichkeit und auch Momente der Halluzination. Auch "Walkabout" ist schwer faßbar und der Zuschauer wird dabei aufgefordert selbst über die Geschichte, die Roeg zeigt, nachzudenken. Natürlich war Roeg nicht nur Regisseur des Films, sondern war auch Kameramann. Im Grunde ist die Geschichte recht einfach strukturiert. Es beginnt alles in einer teuren Wohnung eines Mannes (John Meillon), dessen beide Kinder, die 16jährige Tochter (Jenny Agutter) und ihr kleiner Bruder (Luc Roeg) sich unten im Swimmingpool aufhalten. Er ruft die Kinder und sie fahren gemeinsam in den australischen Outback. Dort angekommen fängt der Vater auf die Kinder an zu schießen. Die beiden gehen in Deckung und verstecken sich. Nachdem er sie vergeblich zurückruft, setzt er seinen Wagen in Brand und erschießt sich. Die beiden Geschwister bleiben in der Wüste zurück. Das Mädchen beruhigt ihren Bruder, der den Tod des Vaters nicht mitbekommen hat und meint sie müssten nun alleine weiter laufen, der Vater käme bald nach. An einer ausgetrockneten Wasserstelle treffen sie auf einen jungen Aborigine (David Gulpilil) auf seinem "Walkabout" - einer Zeit ausserhalb seiner Gemeinschaft, in der er mit der Natur kommunizieren muss, auch um zu überleben. Er spricht kein Englisch, was das Mädchen sehr frustriert war, aber ihr Bruder ahmt ihr Bedürfnis nach Wasser nach, und der Neuankömmling zeigt ihnen fröhlich, wie man es aus dem trocknenden Bett der Oase holt. Die drei reisen zusammen, wobei der Aborigine-Junge Känguruhfleisch teilt, das er bei der Jagd gefangen hat. Die Jungen lernen, bis zu einem gewissen Grad mit Wörtern aus der Sprache und Gesten des anderen zu kommunizieren; Das Mädchen unternimmt keine derartigen Versuche. Außerdem entdecken die Kinder einen Wetterballon, der einem nahegelegenen Forschungsteam gehört, das in der Wüste arbeitet. Nachdem er Markierungen für ein Haus im modernen Stil gezeichnet hat, führt der Aborigine-Junge sie schließlich zu einer verlassenen Farm und bringt den Jungen zu einer nahegelegenen Straße. Der Aborigine-Junge jagt einen Wasserbüffel und ringt ihn zu Boden, als zwei weiße Jäger in einem Lastwagen auftauchen und ihn schnell überfahren. Er sieht schockiert zu, wie sie mutwillig mit einem Gewehr auf mehrere Büffel schießen. Der Junge kehrt dann zur Farm zurück, geht aber wortlos vorbei. Später liegt der Aborigine-Junge in Trance zwischen einer Menge Büffelknochen und hat sich mit zeremoniellen Abzeichen bemalt. Er kehrt zum Bauernhaus zurück, überrascht das sich ausziehende Mädchen und leitet ein Balzritual ein, indem er vor ihr einen Tanz aufführt. Obwohl er den ganzen Tag und bis in die Nacht draußen tanzt, bis erschöpft ist, hat sie Angst, versteckt sich vor ihm und sagt ihrem Bruder, dass sie ihn am nächsten Tag verlassen werden. Am Morgen, nachdem sie ihre Schuluniformen angezogen haben, bringt der Bruder sie zum Körper des Aborigine-Jungen, der an einem Baum hängt. Das Mädchen zeigt wenig Emotionen und wischt Ameisen von der Brust des toten Jungen. Als die Geschwister die Straße hinaufwandern, finden sie eine schnell verlassene Bergbaustadt, wo ihnen ein mürrischer Angestellter den Weg zu einer nahegelegenen Unterkunft weist. Jahre später kommt ein Mann (John Illingsworth) von der Arbeit nach Hause, während das mittlerweile erwachsene Mädchen das Abendessen zubereitet. Während er sie umarmt und Büroklatsch erzählt, erinnert sich daran, wie sie, ihr Bruder und der Aborigine-Junge nackt in einem Billabong im Outback spielen und schwimmen....








Viele Antworten muss man sich selbst geben. Hat der Junge sich getötet, weil er an der Welt verzweifelte oder weil sein Wunsch mit dem Mädchen und dem kleinen Jungen zusammen zu bleiben nicht auf Gegenliebe stieß. Diese Geheimnisse werden nicht gelüftet, aber es bleibt ein Stück weit diese Sehnsucht nach einem erfüllteren Leben. Möglicherweise fernab der Zivilisation, eher in der Wildnis - obwohl auch dort Grausamkeit herrscht, nur der Stärkere überlebt. Es entsteht ein krasser Kontrast zwischen dem Verhalten in der Zivilisation zur Wildnis. Roeg zeigt auch den brutalen lebenskampf von Lebewesen fernab unserer geordneten Welt. Der Eingeborene tötet um Nahrung zu bekommen, der zivilisierte Mensch tötet zum Vergnügen oder kennt diesen täglichen Kampf gar nicht mehr.










Bewertung: 9 von 10 Punkten.