Sonntag, 19. Mai 2024

Ein Mann sucht sich selbst


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Bob Rafelson

Der Mann, der wegläuft...

Der 2022 verstorbene Regisseur Bob Rafelson war einer der wichtigsten Vertreter des New Hollywood Kinos, dass viele Meisterwerke der 70er Jahre hervorbrachte. Seine beste Visitenkarte als Filmemacher war der 1970 entstandene "Five Easy Pieces - Ein Mann sucht sich selbst" mit Jack Nicholson und Karen Black, die beide für ihre hervorragende Leistung oscarnominiert wurden. Beide gingen zwar leer aus, aber Karen Black nahm immerhin den "Golden Globe" entgegen. Der Film selbst erhielt in den Kategorien "Beste Regie" und "Bestes Drehbuch" noch zwei weitere Oscarnominierungen. Es ist eine sehr einfache Story, aber eine tiefgehende Charakterstudie eines Mannes, der es nirgendwo aushält.
Vor allem die letzte Sequenz ist von höchster Qualität. Bobby Dupea (Jack Nicholsen) beschließt, sowohl seine Freundin, die an einer kleinen Tankstelle kurze einen Kaffee holt als auch seine Familie zu verlassen und das Leben völlig aufzugeben. Nachdem er auf der Toilette war, bittet er einen LKW-Fahrer, dass er ihn mitnimmt, egal wohin. Er lässt die Freundin ohne irgend etwas zu sagen, im Stich und fährt ihn an einen Ort, an dem es "sehr kalt“ ist: das Land des Todes. Rafelson und sein Kameramann László Kovács hält die Szene für immer in unserer Erinnerung,  diese graue, herbstliche Vegetation des pazifischen Nordwestens; das bereits alternde Gesicht von Nicholson und voller ahnender Schatten, fixiert hinter der Windschutzscheibe. Alles hat versagt:  Religion, Liebe und Familie..am Ende gibt es absolut nichts als diese Reise ins Nirgendwo zurückbleibt, für die der Mann sich spontan entscheidet.
Bobby Dupea arbeitet auf einem Ölfeld im Kern County, Kalifornien. Die meiste Zeit verbringt er mit seiner Freundin Rayette (Karen Black), einer Kellnerin, die davon träumt, Country-Musik zu singen oder mit seinem Freund, dem Ölarbeiterkollegen Elton (Billy Green Bush), mit dem er bowlt, sich betrinkt und mit dem er Frauen abschleppt. Während Bobby die Rolle eines Arbeiters spielt, ist er insgeheim ein ehemaliger klassischer Pianist, der aus einer Musikerfamilie der Oberschicht stammt. Als Bobby Rayette schwängert und Elton verhaftet wird, kündigt Bobby seinen Job und geht nach Los Angeles, wo seine Schwester Partita (Lois Smith), ebenfalls Pianistin, eine Aufnahme macht. Partita erzählt ihm, dass ihr Vater (William Chalee), von dem Bobby entfremdet ist, zwei Schlaganfälle erlitten hat und drängt ihn, zum Haus der Familie in Washington zurückzukehren. Rayette droht, sich umzubringen, wenn Bobby sie verlässt, also bittet er sie widerwillig mitzukommen. Als sie nach Norden fahren, nehmen sie zwei gestrandete Frauen auf, die auf dem Weg nach Alaska sind: Terry (Toni Basil) und Palm (Helena Kallianiotis). Letztere beginnt mit einem Monolog über die Übel des Konsums. Die vier werden aus einem Restaurant geworfen, nachdem Bobby in einen sarkastischen Streit mit einer hartnäckigen Kellnerin gerät, die sich weigert, seiner Bitte um einen Toast nachzukommen. Dann meldet Bobby seine Freundin sie in einem Motel an, bevor er alleine zum Haus der Familie auf einer Insel  fährt. Er findet, wie Partita ihrem Vater die Haare schneidet, und der alte Mann scheint ihn überhaupt nicht zu bemerken. Beim Abendessen trifft Bobby Catherine Van Oost (Susan Anspach), eine junge Pianistin, die mit seinem liebenswürdigen Bruder Carl (Ralph Waite), einem Geiger, verlobt ist. Trotz unterschiedlicher Persönlichkeiten fühlen sich Catherine und Bobby sofort zueinander hingezogen und haben später Sex in ihrem Zimmer. Rayette geht im Motel das Geld aus und sie kommt unangemeldet zum Dupea-Anwesen. Ihre Anwesenheit schafft eine unangenehme Situation, aber als eine aufgeblasene Freundin der Familie, Samia Glavia (Irene Daile<), sie lächerlich macht, übernimmt Bobby die Verteidigung für seine einfach gestrickte Freundin. Doch gleichzeitg versucht er immer noch Catherine zu "mehr" zu überreden, obwohl diese ihm bereits klar gemacht hat, dass sie nicht mit einem so ruhelosen Geist eine Zukunft möchte..







Der Film spielte 18 Millionen Dollar ein. Weitere Erfolge von Bob Rafelson waren der heute weitestgehend Unbekannte Independent-Film "König von Marvins Garden", "Wenn der Postmann zweimal klingelt" und "Die schwarze Witwe". Bereits vor seinem verdienten Oscar-Triumph mit "Einer flog übers Kuckucksnest" hat Hauptdarsteller in den vorherigen Filmen wie "Chinatown", "Das letzte Kommando" oder "Beruf: Reporter" sein großes Können bewiesen. Der Film von Rafelson zählt auf von Nicholsons intensivem Spiel sicherlich auch zu seinen besten Rollen überhaup. Unterlegt wird die Geschichte mit Hits von Tammy Wynette.







Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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