Regie. William Dieterle
Die Dreyfuß Affäre...
Im Jahr 2019 behandelte Roman Polanski in seinem Film "Intrige" die
Dreyfuß-Affäre, einen Justizskandal der die französische Politik und
Gesellschaft extrem spaltete. Der Artillerie-Hauptmann Alfred Dreyfuß
wurde 1894 durch ein Kriegsgericht in Paris wegen angeblichen
Landesverrats zugunsten des Deutschen Kaiserreichs verurteilt. Diese
Verurteilung basierte auf rechtswidrigen Beweisen und einem mehr als
zweifelhaften Handschriftengutachten. Dieser Justizirrtum weitete sich
in ganz Frankreich zu einem Riesenskandal aus. Obwohl höchte Kreise im
Militär bereits wussten, dass der tatsächliche Verräter Ferdinand
Walsin-Esterhazy war, verhinderten sie die Rehablilitierung des Alfred
Dreyfuß, der inzwischen Gefangener der berüchtigten Teufelsinsel war.
Der bedeutenden Schriftsteller Emile Zola setzte sich für ihn ein und
veröffentlichte den Artikel "I´accuse" (Ich klage an), in dem er die
Wahrheit deklariert. Dies führte zu einer Gefängnisstrafe. Um diese zu
umgehen, flüchtete er nach England. Vor allem thematisierte Polanski die
damals sehr antisemitische Haltung des Militärs, denn es war kein
Zufall, dass gerade der aus dem Elsass stammenden jüdische Offizier als
Schuldiger herhalten sollte.
Diesen eigentlichen Grund wollten die Produzenten des 1937
entstandenen Films "Das Leben des Emile Zola" entfernen. Man wollte
damals die antisemitische Ungerechtigkeit in Frankreich des späten 19.
Jahrhunderts nicht zeigen. Ausserdem fanden es die Macher in Hollywood
sehr brisant, denn man wollte sich ja mit dem erstarkten deutschen Reich
nichts verscherzen. Die jüdische Herkunft des Offiziers wird nur einmal
sichtbar durch ein Formular, dass durch die Hände seiner Verurteiler
geht, dort steht bei seiner Herkunft "Jew". Dies war auch die Zeit, in
der Hollywood als Reaktion auf die vermeintliche Bedrohung durch externe
Zensur den Production Code einführte und somit eine interne Zensur
installierte
In
seinem 2013 erschienenen Buch "The Collaboration: Hollywood's Pact with
Hitler“ schrieb Ben Urwand, dass Hollywood-Produzenten einen Pakt
geschlossen hätten, um Adolf Hitler nicht zu verärgern, und die Nazis
unterstützt hätten, indem sie Filme unterdrückt hätten, die die
Brutalität der Nazis darstellten: „"Die Studios haben mehrere explizit
anti-nationalsozialistische Filme abgesagt.“ Filme,
die für die Produktion geplant waren, und löschte aus mehreren anderen
Filmen alles, was als kritisch gegenüber den Nazis ausgelegt werden
könnte, zusammen mit allem, was als positiv für die Juden angesehen
werden könnte.
Leider muss man sagen. Denn "Das Leben des Emile
Zola" ist ein hervorragend inszenierter Film. Der Regisseur William
Dieterle drehte in den späten 30er Jahren seine besten Filme wie "Louis
Pasteur" oder "Der Glöckner von Notre Dame". Wahrscheinlich ist "Das
Leben des Emile Zola" aber sein Hauptwerk.
Der
Film spielt Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts und schildert Émile
Zolas (Paul Muni) frühe Freundschaft mit dem postimpressionistischen
Maler Paul Cézanne (Vladimir Sokoloff) und seinen Aufstieg zu Ruhm durch
sein produktives Schreiben. Es untersucht seine späte Beteiligung an der Dreyfus-Affäre. Im Paris des Jahres 1862 teilt sich der kämpfende Schriftsteller Zola mit Cézanne eine kleine Pariser Mansardenwohnung. Seine
Verlobte Alexandrine (Gloria Holden) verschafft ihm einen Job als
Angestellter in einer Buchhandlung, doch er wird bald entlassen, nachdem
er mit seinem provokanten Roman „Die Geständnisse des Claude“ den Zorn
seines Arbeitgebers und eines Polizeiagenten erregt hat. Anschließend
wird er Zeuge zahlreicher Ungerechtigkeiten in der französischen
Gesellschaft, etwa eines überfüllten Slums direkt am Fluß,
rechtswidriger Bergbaubedingungen und Korruption in Armee und Regierung. Schließlich
inspiriert ihn eine zufällige Begegnung mit einer Straßenprostituierten
(Erin O´Brien Moore), die sich vor einer Razzia der Polizei versteckt,
zu seinem ersten Bestseller „Nana“, einem Exposé über die erotische
Seite des Pariser Lebens. Trotz
der Bitte des Chefzensors schreibt Zola weitere erfolgreiche Bücher wie
„Der Untergang“, eine vernichtende Kritik an den Fehlern und der
Uneinigkeit der französischen Kommandeure, die zu einer verheerenden
Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 führten. Er wird
reich und berühmt und heiratet Alexandrine und richtet sich in seiner Villa auf ein angenehmes Leben ein. Eines Tages besucht ihn sein alter Freund Cézanne, noch arm und unbekannt, bevor er die Stadt verlässt. Er wirft Zola vor, wegen seines Erfolgs selbstgefällig geworden zu sein und kündigt ihre Freundschaft. Ein abgefangener Brief an die deutsche Botschaft bestätigt, dass es im französischen Generalstab einen Spion gibt. Ohne
lange nachzudenken kommen die Armeekommandanten zu dem Schluss, dass
Hauptmann Alfred Dreyfus (Joseph Schildkraut), ein Jude, der Verräter
ist. Er wird vor ein Kriegsgericht gestellt, öffentlich degradiert und auf der Teufelsinsel in Französisch-Guayana eingesperrt. Später
entdeckt Oberst Picquart (Henry O´Neill), der neue Chef des
Geheimdienstes, Beweise dafür, dass Major Walsin-Esterhazy (Robert
Barrat), ein Infanterieoffizier ungarischer Abstammung, der eigentliche
Spion ist. Picquart
wird jedoch von seinen Vorgesetzten angewiesen, zu schweigen, um eine
offizielle Peinlichkeit zu vermeiden, und wird schnell auf einen
entlegenen Posten versetzt. Vier Jahre sind seit der Degradierung von Dreyfus vergangen. Seine treue Frau Lucie (Gale Sondergaard) fleht Zola an, sich für die Sache ihres Mannes einzusetzen. Zola möchte sein angenehmes Leben nur ungern aufgeben, doch Lucie bringt neue Beweise vor, um seine Neugier zu wecken. Er
veröffentlicht in der Zeitung L'Aurore einen offenen Brief namens
„J'accuse“, in dem er dem Oberkommando vorwirft, die ungeheuerliche
Ungerechtigkeit zu vertuschen, was in ganz Paris einen Feuersturm
auslöst. Zola
entkommt nur knapp einem wütenden Mob, der von Provokateuren des
Militärs angestachelt wird, als es auf den Straßen der Stadt zu Unruhen
kommt. Natürlich folgt auch seine Anklage...
Die Kritiken waren euphorisch und daher ist es nicht verwunderlich, dass Dieterles Film 10 Oscarnominierungen (Bester Film, Nebendarsteller Joseph Schildkraut, Originaldrehbuch, Hauptdarsteller Paul Muni, Musik Max Steiner, Szenenbild, Regieassistenz, bester Ton, beste Originalgeschichte und natürlich William Dieterle selbst in der Regie-Kategorie). Von diesen Nominerungen konnte drei in Siege verwandelt werden. Joseph Schildkraut gewann die Trophäe und auch die Drehbuchautoren Heinz Herald, Géza Herczeg und Norman Reilly Raine durften sich freuen. Der Hauptpreis "bester Film" komplettiert das Siegertrio.
Die Kritiken waren euphorisch und daher ist es nicht verwunderlich, dass Dieterles Film 10 Oscarnominierungen (Bester Film, Nebendarsteller Joseph Schildkraut, Originaldrehbuch, Hauptdarsteller Paul Muni, Musik Max Steiner, Szenenbild, Regieassistenz, bester Ton, beste Originalgeschichte und natürlich William Dieterle selbst in der Regie-Kategorie). Von diesen Nominerungen konnte drei in Siege verwandelt werden. Joseph Schildkraut gewann die Trophäe und auch die Drehbuchautoren Heinz Herald, Géza Herczeg und Norman Reilly Raine durften sich freuen. Der Hauptpreis "bester Film" komplettiert das Siegertrio.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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