Regie: Max Ophüls
Die Zirkusattraktion...
Anläßlich des 100. Geburtstags des Kinos wählte der
Kinematheksverbund die 100 wichtigsten deutschen Filme. Auf Platz 25
landete der zu seiner Entstehungszeit sündhaft teure Historienfilm "Lola
Montez" von Max Ophüls. Sein 1932 entstandenes Liebesdrama "Liebelei"
schnitt drei Plätze besser ab. "Lola Montez" wurde 1955 hergestellt und
basiert auf dem Roman "La vie extraordinaire de Lola Montes" von Cecil
Saint-Laurent und schildert das Leben der irischen Tänzerin und
Kurtisane Lola Montez, die von 1821 bis 1861 lebte. Dargestellt wird die
damals skandalöse Frau von Martine Carol, die Mitte der 50er Jahre zu
den beliebtesten Kinostar gehörte. Sie hatte vor allem Fans wegen ihrer
Schönheit und Attraktivität und galt als "Busenwunder".
Die
Dialoge sind eine Koproduktion zwischen Frankreich und Westdeutschland
und werden größtenteils auf Französisch und Deutsch mit einigen
englischsprachigen Sequenzen geführt. "Lola
Montès", der bis dahin teuerste europäische Film, blieb an den
Kinokassen hinter den Erwartungen zurück, weil die Fans enttäuscht
waren. Es
hatte jedoch einen wichtigen künstlerischen Einfluss auf die
französische New-Wave-Kinobewegung und hat nach wie vor viele angesehene
kritische Bewunderer. Nach
seiner Erstveröffentlichung wurde es aus kommerziellen Gründen stark
überarbeitet (mehrmals) und gekürzt. Alles dreht sich um eine Aufführung
in New Orleans, wo ein Zirkus gastiert. Der peitschenschwingende
Direktor (Peter Ustinov) stellt der neugierigen Menge die "Attraktion
des Jahrhunderts" vor, Es soll das "interessanteste Raubtier" sein - und
nun wird die ehemalige königliche Mätresse Maria Dolores Porriz y
Montez, Gräfin von Landsfeld (Martine Carol) den Zuschauern zum Fraß
vorgeworfen. Sie dürfen der berüchtigten Frau Fragen stelen. Jede Frage
kostet aber 25 Cent, die nicht die Gage aufstocken, sondern der Erlös
soll der Justizanstalt für gefallene Frauen gespendet werden. Natürlich
wollen die Zuschauer alles über die Affären erfahren und Lola Montes
erinnert sich. Diese "Flashbacks" öffnen den Reigen für einige Episoden
aus ihrem Leben. Als erstes erhält der Zuschauer Einblick in die Affäre
mit Franz Liszt (Christian Quadflieg). Beide sind in einer Kutsche auf
dem Weg nach Rom als eine zweite Kutsche ihnen folgt. Er glaubt, dass in
dieser Kutsche bereits der neue Liebhaber von Lola sitzt, sie bräuchte
jetzt nur noch umsteigen, wenn sie ihn verlassen will. Den Liebenden
bleibt noch eine Nacht und am anderen Morgen trennen sie sich
tatsächlich. In der zweiten Kutsche allerdings ist kein Liebhaber, denn
Lola Montez reist alleine weiter. Eine weitere Sequenz gibt Einblicke in
Lolas Kindheit und Jugend bis hin zu ihrer ersten Ehe mit einem
Leutnant (Ivan Desny). Er erweist sich aber als Trinker und schlägt
seine Frau. Die Trennung ist unausweichlich. Viele Jahre später in
München lernt sie König Ludwig I. (Adolf Wohlbrück) kennen und wird
seine Mätresse. Sie muss mit Hilfe eines Studenten (Oscar Werner) über
die Grenze nach Österreich fliehen...
Das Finale des Films zeigt Lolas Sprung von einer Plattform in der Zirkuskuppel ohne Netz auf eine gepolsterte Matte. Der Arzt bittet den Zirkusdirektor, diesmal das Netz gespannt zu lassen, doch der Stallmeister fürchtet, das Publikum zu enttäuschen und entfernt das Netz. Die Sprung-Einstellung aus der Sicht Montez’ lässt den Ausgang offen, man sieht sie aber am Ende in einem vergitterten Wagen sitzen. Die männlichen Zuschauer drängen sich vor dem Wagen, um Lola Montez für einen Dollar die Hand zu küssen.
"Lola Montès" war als Großprojekt geplant, das die Theorie eines europäischen Films in die Praxis umsetzen sollte. Daher wurde der Film in Französisch, Deutsch und Englisch gedreht. Der
deutsche Regisseur Max Ophüls stand dem Stoff zunächst kritisch
gegenüber, begann aber nach dem Studium der Biografie von Lola Montez
mit der Arbeit am Drehbuch für einen Schwarzweißfilm. Die
Produktionsfirmen erwarteten von Anfang an einen Erfolg des Films, der
sich dann aber leider aufgrund der hohen Herstellungskosten nicht
einstellte. Da
Ophüls wollte, dass sich der Film um die Idee eines Zirkus dreht, in
dem Lola Montez vor dem Publikum in der Manege Fragen zu ihrem Leben
beantwortet, entschied sich die Produktions- und Verleihabteilung, den
Film als Farbfilm drehen zu lassen. Das war zwar eine reizvolle Idee,
die Umsetzung ist aber manchmal etwas chaotisch, wenn man die
verschiedenen Sprachen, die gesprochen werden, noch dazunimmt. Dennoch
hat der Film große Szenen - verantwortlicher Kameramann war Christian
Matras. Das Finale des Films zeigt Lolas Sprung von einer Plattform in der Zirkuskuppel ohne Netz auf eine gepolsterte Matte. Der Arzt bittet den Zirkusdirektor, diesmal das Netz gespannt zu lassen, doch der Stallmeister fürchtet, das Publikum zu enttäuschen und entfernt das Netz. Die Sprung-Einstellung aus der Sicht Montez’ lässt den Ausgang offen, man sieht sie aber am Ende in einem vergitterten Wagen sitzen. Die männlichen Zuschauer drängen sich vor dem Wagen, um Lola Montez für einen Dollar die Hand zu küssen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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