Regie: J. Lee Thompson
Himmelfahrtskommando in der Ägäis...
Der
Kriegsfilm "Die Kanonen von Navarone" ist einer der besten Arbeiten des
britischen Filmregisseurs J. Lee Thompson (Die Frau im Morgenrock,
Brennendes Indien, Ein Köder für die Bestie) und wurde dementsprechend
im Jahr 1962 für insgesamt 6 Oscars nominiert. Als bester Film unterlag
er allerdings der "West Side Story" - ein Schicksal, dass in diesem
Oscarjahr auch weitere Kinomeisterwerke wie "Haie der Großstadt",
"Urteil von Nürnberg" und "Fanny" teilten. Immerhin wurden die Special
Effekte von Bill Warrington und Chris Greenham ausgezeichnet. Aber in
den Kategorien "Bester Original Score" von Dimitri Tiomki, Bester Ton
John Cox, Bestes Drehbuch Carl Foreman und bester Schnitt Alan Osbiston
wurden auch keine Siege erzielt.
Auch
J. Lee Thompson, der immerhin als bester Regisseur ins Rennen ging,
ging am Ende leer aus. Dennoch avancierte "Die Kanonen von Navarone" zu
einem Klassiker im Kriegsfilm-Genre. Rein oberflächlich könnte man ihn
als einen Vorläufer von späteren Klassikern wie "Agenten sterben einsam"
von Brian G. Hutton oder "Das dreckige Dutzend" von Robert Aldrich
ansehen, denn die Konstellation ist ähnlich: Das Himmelfahrtskommando
eines AlliiertenTeams gegen die Übermacht der Nazis. Eine weitere
Gemeinsamkeit gibts mit "Agenten sterben einsam" - in beiden Fällen
handelt es sich um die Verfilmung eines Romans des schottischen
Schriftstellers Alistair MacLean.
Ganz offensichtlich ist die ereignisreiche Handlung mit viel
Action-Gehalt und Spannung - jedoch ist "Die Kanonen von Navarone" auch
schwermütig und komplex.
Im Jahr 1943 planen die Achsenmächte einen Angriff auf die Insel
Kheros - dort sind 2.000 britischen Soldaten von den Deutschen
eingekesselt. Eine Rettung durch die Royal Navy wird durch zwei massive
und gigantische Kanonen auf der nahegelegenen Insel Navarone fast
unmöglich gemacht. Bombenangriffe sind bereits gescheitert. Somit muss
der Geheimdienst ran. Ein Team soll auf das feindliche Gebiet in der
Ägäis geschickt werden, um diese beiden gigantischen Waffen zu
zerstören. Angeführt von Majon Roy Franklin (Anthony Quayle) besteht das
kleine Team aus Captain Keith Mallory (Gregory Peck), der für die
Spionage tätig ist und darüberhinaus ein exzellenter Bergsteiger ist.
Sein Kompagnon Oberst Andrea Stavrou (Anthony Quinn), dessen Frau und
Kinder von den Nazis ermordet wurden sowie Franklins Freund Corporal
Miller (David Niven), ein Sprengstoffexperte, der mit Authoritäten so
seine Probleme hat. Ausserdem der dort in Navarone gebürtige
griechisch-amerikanische Spyros Pappadimos (James Darren) und "Butcher"
Brown (Stanley Baker), ein Ingenieur und Messerheld. Doch der ist durch
den Krieg inzwischen etwas traumatisiert. Als griechische Fischer
verkleidet segeln sie mitten im Feindgebiet auf einem heruntergekommenen
Fischerboot. Doch bereits diese Überfahrt wird zur tödlichen Gefahr,
als plötzlich ein deutsches Patrouillenboot auftaucht.
Diese erste Hürde kann gemeistert werden, aber beim Klettern auf
den Klippen verletzt sich Franklin schwer. Nun übernimmt Keith Mallory
die Führung. Wie vereinbart treffen sie an einem vereinbarten Ort die
beiden Widerstandskämpferinnen Maria (Irene Papas), die sich als
Schwester von Spyros herausstellt und ihre Freundin Anna (Gia Scala),
die bereits Folterungen durch die Nazis durchmachen musste und seither
nicht mehr redet....
In dieser Konstellation soll das Unternehmen gelingen, doch es gibt
immer wieder Rückschläge. So ist besonders der verletzte Franklin immer
wieder Gegenstand der Diskussionen unter den Team-Mitgliedern. Soll man
ihn zurücklassen ? Dann aber könnten die Nazis durch Folter oder
Medikamente von ihm etwas über das Himmelfahrtskommando erfahren. Oder
soll man ihn mitschleppen ? Was die Mission in die Länge zieht. Oder gar
erschießen ? Vor eine ähnliche Frage wird die Gruppe auf dem Höhepunkt
des Films noch einmal gestellt. Dabei erweist sich Gregory Pecks Figur
Mallory als unheimlich kalt und brutal. Er will das Ziel mit allen
Mitteln erreichen und ist auch in der Lage für dieses Ziel alles
unterzuordnen, gegebenenfalls auch kaltblütig zu töten. Er schreckt
nicht vor Lügen zurück und sein Kumpel Andrea hat noch eine offene
Rechnung mit ihm zu begleichen. Gut fotografiert ist dieser spannende
Genrebeitrag natürlich auch - der Brite Oswald Morris (Oliver, Moulin
Rouge, Moby Dick, Unser Mann in Havanna) war der Chefkameramann und
gewann 10 Jahre später für "Anatevka" den Oscar.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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