Regie: David Kwan und Daniel Scheinert
Parallelwelt und Multiversum...
Wenn man "Everything Everywhere all at once" mit seiner
Oscarkonkurrenz (z.B. Fabelmans, Im Westen nichts Neues, Banshees of
Inisherin, Top Gun, Avatar, Tar, Elvis, Triangle of Sadness, Die
Aussprache) vergleicht, dann ist er völlig anders und sehr eigenständig.
Auch ein Vergleich mit vorherigen Oscarsiegern in der Kategorie "Bester
Film" (Nomadland, Green Book, Moonlight, Argo, Spotlight, Coda, 12
Years a slave, Kings Speech etc) fällt sein Alleinstellungsmerkmal
sofort auf. Tatsächlich hat die Academy am 12. März 2023 eine sehr
mutige Entscheidung getrofffen gerade diesen überdrehten Science-Fiction
Chaos Film als besten Film des Jahres auszuzeichnen.
So ähnlich überraschend wäre gewesen, wenn der Oscar 1987 nicht an
"Platoon" sondern an Carpenters "Big Trouble in Little China" gegangen
wäre.
Regie führten Daniel Kwan und Daniel Scheinert, die auch das
Drehbuch schrieben. Es ist ihr zweiter gemeinsamer Film nach dem
Geheimtipp "Siwss Army Man" aus dem Jahr 2016.
"Everything Everywhere all at once" kann man auch eine gewisse Nähe
zu den vielen Marvel Blockbustern nachsagen, denn es geht darum
Abenteuer zu bestehen, durch Parallelwelten und Multiversen zu wandern
und nicht zuletzt unser Universum vor einer bedrohlichen Macht zu
schützen.
Trotz dieser Fantasy Insignien beschäftigt sich der Film aber auch
noch mit ganz alltäglichen Themen und Problemen aus der Realität - mit
Konflikten zwischen Mutter und Tochter, zwischen Ehemännern und
Ehefrauen, nicht zuletzt auch mit dem Erwachsenwerden und der Suche nach
der eigenen Identität - Träume und Enttäuschungen werden thematisiert,
aber auch banale, jedoch kompliziert gemachte Probleme mit der
Steuerbehörde.
Der Film ist vieles und will auch viel, so wird zwischen vielen
Filmgenres hin und her jongliert (Comedy, Martial Arts, Drama, Science
Fiction, Fantasy, Animation). All dies wird zusammengehalten von der
Waschsalonbesitzerin Evelyn Quan-Wang (Michelle Yeoh), eine
chinesisch-amerikanische Einwanderin mittleren Alters, die mit ihrem Ehemann Waymond (Ke Huh Kwan) einen Waschsalon betreibt. Zwei
Jahrzehnte zuvor flüchteten sie als noch sehr junges verliebtes Paar in
die Vereinigten Staaten und bekamen dort eine Tochter, Joy (Stephanie
Hsu). Derzeit wird der Waschsalon vom Internal Revenue Service (IRS) geprüft; Waymond
versucht, Evelyn die Scheidungspapiere zuzustellen, um ihre
Aufmerksamkeit zu erregen, damit sie über ihre Ehe sprechen können. Evelyns
strenger und anspruchsvoller Vater (genannt Gong Gong und gespielt von
James Hong) kommt zu ihrer chinesischen Neujahrsparty; Töchterchen Joy
leidet unter Depressionenund hat ein angespanntes Verhältnis zu ihrer
Mutter, zu dem auch Evelyns Widerwille gehört, Joys lesbische Beziehung
zu ihrer nicht-chinesischen Freundin Becky (Tallie Medel) zu
akzeptieren. Bei
einem angespannten Treffen mit IRS-Inspektorin Deirdre Beaubeirdre
(Jamie Lee Curtis) wird Waymonds Leiche von Alpha-Waymond übernommen,
einer Version von Waymond aus dem "Alphaverse". Alpha-Waymond
erklärt Evelyn, dass viele Paralleluniversen existieren, weil jede
Lebensentscheidung ein neues alternatives Universum erschafft. Das
Alphaverse, angeführt von der verstorbenen Alpha-Evelyn, entwickelte
eine Jumping“-Technologie, die es Menschen ermöglicht, auf die
Fähigkeiten, Erinnerungen und Körper ihres parallelen Selbst
zuzugreifen, indem sie bizarre Aktionen ausführen, die statistisch
unwahrscheinlich sind. Das Multiversum wird von Jobu Tupaki bedroht und nun kann nur noch Evelyn die Welt retten....
Ab hier sollte man die Logik über Bord werden und sich ganz der
Bilderflut und Action hingeben. Der Film beinhaltet klasse Momente, aber
es kommt auch durch den überforderten Zuschauer vielleicht der eine
oder andere Erschöpfungszustand dazu, aufgrund der ständig in Bewegung
bleibenden Ideenflut. So gesehen auch ein Plädoyer für die
Hyperaktivität oder ein Coming of Age Film für die InternetGeneration.
Der Film spielte an der Kasse ca. 142 Millionen Dollar ein und
erhielt neben dem Oscar als bester Film auch weitere der begehrten
Goldjungen, so siegten die Darsteller Michelle Yeoh, Jamie Lee Curtis,
Ke Huy Kwan (war bereits in den 80er Jahren in den Indiana Jones Filmen
dabei) , Paul Rogers für den besten Schnitt sowie die Macher Kwan und
Scheinert jeweils für die Regiearbeit und auch fürs Drehbuch. Neben
diesen Siegen durfte sich auch Stephanie Hsu (Nebendarstellerin),
Shirley Kurata (Kostümdesign), Son Lux (Musik) und die Macher des Songs
"This is a life" über eine Nominierung freuen.
Bewertung:7,5 von 10 Punkten.
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