Regie: Sidney Lumet
Alkoholiker und Anwalt...
Sidney Lumet, einer der wichtigsten US-Regisseure der 70s, drehte immer wieder ausgezeichnete Gerichts- und Polizeifilme. Die Auswahl der Stoffe war eher progressiv und die Hauptfiguren eher Antihelden. Es gelang ihm meistens in seinen Filmen wichtige Kritik am Rechtssystem sehr klar zu vermitteln, obwohl die Drehbücher teilweise sehr komplex waren.Seine grössten Kassenerfolge nach seinem Welterfolg "Die 12 Geschworenen" in 1957 hatte er vor allem in den 70er Jahren mit Klassikern wie "Hundstage", "Serpico" oder "Network".
"The Verdict" wurde 1981 gedreht und gilt inzwischen ebenfalls als einer der gelungensten Gerichtsfilme. Fünfmal oscarnominiert, allerdings keinen gewonnen und in seiner intelligenten und auch unspektakulären Erzählweise, die auch den Mut hat Position zu beziehen, vielleicht einer der letzten Ausläufer des progressiven 70er Jahre US-Kino, vor allem in diesem Jahrzehnt war es möglich, solche Stoffe auch erfolgreich in die Kinos zu bringen. Der Zuschauer hatte damals noch Lust, sich unbequemen, komplexen, politischen und gesellschaftskritischen Geschichten zu stellen.
Dies ist vielleicht auch der grosse Unterschied zu den neuen Gerichtsfilmen ala John Grisham, die eher glattgebügelter und etwas oberflächlicher konzipiert sind.
Im Inszenierungsstil ist "The Verdict" Lumets eigenem Klassiker von 1957 nicht mal unähnlich. Es sind vor allem die Dialoge, auf die Lumet auch in "The Verdict" grössten Wert legt und die dann auch stellenweise dominant an eine klasse gespielte Theaterinszenierung erinnern.
Das intelligente Drehbuch wurde von David Mamet geschrieben und der Film funktioniert vor allem deshalb so gut, weil er vier charismatische Schauspieler gewinnen konnte.
Paul Newman als der heruntergekommene, alkoholkranke Anwalt...von der Gegenseite (Krankenhaus, katholischer Träger) erhält er noch vor der Verhandlung ein überaus grosszügiges Angebot der Schadensregulierung. 210.000 Dollar...für diesen Kunstfehler, durch den eine junge Frau im Koma liegt.
Alle wären zufrieden: Die Verwandten aus ärmlichen Verhältnissen, die Gegenseite mit zwei renommierten Ärzten, die Kirche...auch unser Anwalt selbst, denn er würde 1/3 der Summe kassieren.
Das Geld annehmen heisst aber auch den Fall vertuschen. Und an diesem Punkt wacht Frank Galvin (Paul Newman) auf. Ihm zur Seite stehen sein Helfer Morrissey (Jack Warden) und die Frau, die er erst kürzlich kennenlernte (Charlotte Rampling)...die Gegenseite wartet mit einem der besten Anwälte (James Mason) auf. Der Kampf David gegen Goliath beginnt und am Ende entscheiden wieder 12 Geschworene....
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen