Regie: Bong Joon-Ho
Mutter ist die Beste...
Wie in Trance bewegt sich eine ältere Frau über ein Feld. Ihre Haare wehen etwas unordentlich im Wind. Die Frau wirkt etwas wirr und entrückt, aber ihr Gesichtsausdruck scheint seltsam glücklich. Sie summt vor sich hin, scheint sich beinahe tanzend zu bewegen, ein Mensch im Einklang mit der Umwelt ?
Eher nicht, denn die ältere Frau lebt eher isoliert von ihrer Aussenwelt.
Yun Hye-Ja (Kim Hye-Ja) heisst sie und ist alleinerziehende Mutter, die zusammen mit ihrem etwas debilen Sohn Do-Jun (Won Bi) lebt, Getreide verkauft und zudem die Leute ihrer Ortschaft mit Akupunktur behandelt, ohne dafür eine Lizenz zu haben. Der Sohn ist bereits 29, recht hübsch, aber durch seine leichte Behinderung ein Aussenseiter, der auch wegen seiner leichten Behinderung keine Freundin hat.
Lediglich der geldversessene Frauenheld und Möchtegerngangter Jin-tae (Jin Ku) ist eine Art Kumpel. Dieser zieht mit Do-Jun manchmal um die Häuser, der Kontakt wird aber von der fürsorglichen Mama mit Argusaugen betrachtet.
Yun Hye-Ja meint, dass der Kumpel vom Sohn ein schlechter Umgang für ihn ist.
Tatsächlich gibts immer mal wieder Ärger. Als Do-Jun von einem zu schnell fahrenden Auto fast erfasst wird, gehen die beiden jungen Männer dem Fahrerflüchtigen nach und erkennen den Wagen auf einem Golfplatz. Dort wird schnell mal der Spiegel des teuren Wagens demoliert und Mama muss Sohnemann bei der Polizei abholen.
Doch es kommt noch dicker. Tage später wird Do-Jun verhaftet. Er soll ein junges Schulmädchen ermordet haben.
Tatsächlich kann sich Do-Jun erinnern, dass er im betrunkenen Zustand diesem Mädchen nachlief, versucht sie in diesem kleinen Gässchen anzumachen, das Mädchen reagiert aber abweisend und Do-Jun rennt davon. Am nächsten Tag ist aber dieses Schulmädchen tot, ein Golfball neben dem Opfer wird gefunden und so wird der behinderte junge Mann zum Hauptverdächtigen. Die Polizei hat auch schnell ein Geständnis durch subtile Drohung des "Dorfdeppen".
Problematisch ist tatsächlich das Erinnerungsvermögen von Do-Jun, der sich nur unter großer Anstrengungen erinnern kann und durch seine Behinderung generell massive Gedächtnislücken hat.
Die Mutter weiss natürlich, dass ihr Sohn keiner Fliege was zuleide tut und gibt sich nicht mit der abgeschlossenen Ermittlung der Polizei zufrieden. Sie macht sich auf in Eigenregie zu ermitteln...
Bong Joon-Ho ist einer der interessantesten Filmemacher Südkoreas. Auf sein Konto geht das verstörende Meisterwerk "Memories of a Murder", wo es um die Jagd nach einem Serienkiller geht und in dem der Regisseur auch die sehr fragwürdigen und gewalttätigen Ermittlung-Methoden der Polizei offenlegt. In "Mother" setzt sich diese Thematik wieder fort.
Nebenbei schafft er es die Charakterstudie einer besorgten Frau zu zeigen, die einerseits sozial isoliert erscheint und andererseits noch zusätzlich am Rande der Selbstzerstörung agiert.
Für Spannung sorgt ein guter Suspenceanteil, der sogar einen Hitchcockfilm zitiert, den ich jetzt nicht nennen will, da ansonsten die Auflösung vielleicht verraten werden könnte.
Auch ansonsten klingt öfters die abgründige Phantasie vom Master of Suspence an.
Der Film ist durchgehend glaubwürdig, unterhaltsam und spannend komponiert. Darüberhinaus hat Bong Joon-Ho einen großartigen Sinn fürs Visuelle, dies ermöglicht natürlich die Entfaltung einer enormen Wirkung. großen Anteil daran hat die Kamera-Arbeit von Hong Kyung-pyo.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.