Samstag, 13. Januar 2018

Fallen Angels







































Regie: Wong Kar Wei

Großstadtnächte...

1995: Hongkong ist eine riesige Metropole, in der die Menschen wie Ameisen wirken und für Sekunden aneinander vorbeirauschen. Die Zeit scheint sich dort noch schneller zu drehen, eine Beständigkeit ist kaum machbar. Millionen von Momenten fliegen rasend schnell an den Menschen vorbei.
Hier lebt der Auftragskiller Wong Chi-Ming (Leon Lai), der sein Metier deshalb liebt, weil es ihn unabhängig bleiben lässt. Trotzdem leistet er sich so etwas wie eine Partnerin (Michelle Reis), die beiden wissen kaum voneinander und sehen sich nur selten. Aber sie sucht dennoch seine Liebe, indem sie ihm seine schmuddelige Wohnung immer mal wieder aufräumt. Sie sitzt in der Bar, dort auf dem Platz wo er immer sitzt, und träumt von einer Zukunft zu zweit - ist sich aber dennoch klar darüber, dass dies eine Illusion sein wird.
Auf beruflichem Sektor organisiert sie seine seine Termine, beseitigt seine Spuren und kundschaftet Opfer und Tatorte aus.
Der Killer, der bei flauer Auftragslage, auch mal als Geldeintreiber jobbt, denkt aber daran die Zusammenarbeit zu beenden.
Ähnlich orientierungslos ist der stumme He Zhiwu  Takeshi Kaneshiro), der immer noch nicht richtig erwachsen geworden ist und bei seinem Vater ( Man-Lei Chan) lebt. Auch er ist beruflich sein eigener Herr und wohnt im gleichen Appartment wie die Agentin. Nachts bricht er in Geschäfte ein um den Betrieb zu später Stunde weiterzuführen und somit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er drangt und zwängt auch harmlosen Leuten seine Dienstleistungen auf so lange auf, bis sie nachgeben und Kohle rausrücken. He Zhiwu lässt somit keine Gelgenheit aus, die Menschen dieser Stadt auf diese Weise kennenzulernen, auch wenn sie sich wiederum gar nicht für ihn interessieren.
Immer wieder begegnet ihm die unglücklich verliebte und reichlich verrückte Charlie (Charlie Yeoung), in die er sich verliebt. Sie braucht ihn erstmal als Detektiv um die Konkurrentin, die ihr den Freund ausgespannt hat, aufzuspüren.
Gemeinsam fahren sie nachts Motorrad oder gehen als Zuschauer zu Fußballspielen.
Der Killer lernt bei einer Late Night Mahlzeit eine Blondine (Karen Mok) kennen, die ihn anquatscht und ihn mit nach Hause nimmt.
Für eine Nacht ist Zweisamkeit angesagt...







Mit seinem typischen, unkonventionellen und suggestiven Erzählrhythmus schafft es der Regisseur Wong kar wei mit "Fallen Angels" - enstanden 1995 - einmal mehr die inneren Seelenzustände seiner Figuren treffend wiederzuspiegeln. In einer reizüberfluteten, anonymen Welt, wo Zeit und Raum sich jeden Moment schon beinahe auflösen, Kommunikation und menschliche Bindungen immer mehr zurückgedrängt wird, ist seine Geschichte über die einsamen Herzen und Seelen der pulsierenden Metropole angesiedelt.
Dabei umgibt die kühle ästehtische Inszenierung ihm immer wieder Gelegenheit eine großartige Poesie herauszufinden, die für kurze Momente eine zarte Melancholie über diese Menschen auszugießen scheint.
Momente wie der Tod des Vaters von He werden auch beim Zuschauer unvergessen bleiben, so wie He diese Sekunden auf eine Videokamera gebannt hat und so das Gesicht des Vaters immer wieder sehen kann.  
Das Ende geht auch mit dieser Hoffnung zu Ende. Ein Motorrad, zwei Menschen: "Der Weg ist nicht sehr lang. Ich werde bald absteigen.
Aber in diesem Moment spüre ich eine große Wärme."
Ein sehr ungewöhnlicher, aber enorm schöner und reifer Film.






Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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