Regie: Anthony Mann
Männer im Krieg...
1957 inszenierte Regisseur Anthony Mann mit "Tag ohne Ende" (Original:
Men in War) einen atmosphärisch dichten udn glaubwürdigen
Kriegsfilmklassiker, der leider etwas in Vergessenheit geraten ist. Von
Anthony Mann sind eher seine Western mit James Stewart (Meuterei am
Schlangenfluß, Winchester 73, Nackte Gewalt, Der Mann aus Laramie, Über
den Todespass) im kollektiven Gedächtnis geblieben. Der Film wurde
damals vom Pentagon abgelehnt und von der Zensur stark überwacht.
Vielleicht wird dies am ehesten deutlich durch den etwas schwächelnden
Schlußpart. Dennoch ist die Klasse des Film vor allem in der ersten
Stunde jeden Moment sichtbar. Der Film basiert auf der Novelle "Day
without End (Combat) von Van Van Praag und schildert ein nüchternes,
aber umso wirkungsvolleres Bild über eines der Tausenden unrühmlichen
kleinen Kapitel des Krieges. Die Handlung spielt sich innert von 24
Stunden ab. Dort in der sengenden Hitze befindet sich eine vom Bataillon
abgeschnittene Einheit von 17 Soldaten unter dem Befehl des besonnenen
und mutigen Lieutenant Benson (Robert Ryan), der bei seinen Männern
großen Respekt und Vertraugen genießt. Doch die Lage scheint
aussichtslos zu sein. Der Trupp befindet sich mitten im Feindesland.
Dort in der ruhig wirkenden Natur befinden sich lautlos und unsichtbar
überall feindliche Heckenschützen. Die tauchen wie aus dem Nichts
plötzlich aus einem Gebüsch auf und töten die US-Boys lautlos mit dem
Messer oder dem Bajonett. Die Kameraden merken nicht mal, dass der Feind
für Sekunden in den eigenen Reihen war. Corporal James Zwickley (Vic
Morrow) ist krank und hat Fieber, ihr Jeep ist liegen geblieben und
nicht reparabel und das Funkgerät wurde vom Feind zerstört. Der Befehl
an diesem 6. September 1950 lautet: Höhe 46 erreichen und einnehmen. Von
ihrem Versteck aus sind das ca. 20 Kilometer Fußmarsch. Trotzdem haben
die Männer keine Eile, weil sie den Tod vor den Augen ahben. Dann
taucht wie aus dem Nichts plötzlich ein Jeep auf. Sergeant Montana
(Aldo Ray) will seinen Vorgesetzten Colonel (Robert Keith) auf dem
schnellsten Weg ins ins nächste Lazarett bringen. Dieser steht unter
Schock. Doch Benson beschlagnahmt den Wagen, um damit die Munition für
seine Einheit zu transportieren. Montana und der Colonel müssen sich
Benson wohl oder übel anschließen. Eine gewisse Rivalität zwischen den
beiden Männern ist zu spüren, aber sie bemerken sehr schnell, dass sie
auf sich angewiesen sind. Die körperlichen Strapazen sind gegenwärtig.
Die Hitze, die unaufhörlich knallende Sonne, die zu Ende gehenden
Wasservorräte, die schweißgetränkte Kleidung. Als der Vorposten Sergeant
Killian (James Edwards) von zwei koreanischen Soldaten in einem
Augenblick der Unachtsamkeit getötet wird (er sah Blumen auf dem Feld,
pflückte davon und steckte sie auf seinen Helm), werden die Männer immer
nervöser....
Der Weg scheint unendlich und führt durch feindliches Sperrfeuer,
ausserdem müssen sie ein gefährliches Minenfeld überqueren. Die meiste
Zeit geht es einfach nur um die Angst der Soldaten. Anthony Mann wie ein
kleiner Fußmarsch zu einer schier endlosen Tortur wird, der Tod sitzt
im Nacken und ist ständiger Begleiter. Sowohl die Amerikaner als auch
die Koreanischen Soldaten werden nicht als Helden, Opfer, starke Kämpfer
dargestellt. Es sind Männer, die ihre Pflicht erfüllen und meist von
Angst erfüllt sind. Hier gibt es keinen Patriotismus und falschen
Heldentum. Kampfhandlungen gibt es nicht viele, aber die Psychologie
dieser Mission sorgt dennoch für Hochspannung. Man kann sich voll in die
Situation hineinfühlen, denn der Film zeigt eindrücklich wie ganz
normale Menschen in solch harten Situationen klar kommen müssen, um am
Leben zu bleiben.
Anspannung und Bedrohung sind in jeder Sekunde präsent. Robert Ryan und
Aldo Ray spielen zwei Archetypen. Der eine will alles tun, um seine
Männer lebend hinter die eigenen Linien bringen. Er agiert besonnen und
human, auch weiß, dass auch die Feinde nur Menschen sind. Dagegen ist
sein rangniederer Konkurrent Montana skrupellos, wenn es drauf ankommt,
er hält sich nicht an Regeln und reagiert aus dem Bauch heraus. Beide
Männer so verschieden sie sind, ergänzen sich auch im Überlebenskampf.
"Tag ohne Ende" ist ein echter Antikriegsfilm, der im Jahr 1957 schon
einige wegweisende Arbeiten über den Vietnamkrieg eindrucksvoll vorweg
nahm. Optisch ist der Film so minimalistisch wie möglich gehalten.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
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