Kriegsbilder und Kriegserlebnisse...
2006 kamen zwei Kriegsfilme von Clint Eastwood in die Kinos. "Flags
of our Fathers" schilderte dabei die Schlacht um Iwojima aus
amerikanischer Sicht, der etwas später veröffentlichte "Letters from Iwo
Jima" zeigt eine japanische Betrachtungsweise dieser historischen
Schlacht des Pazifikkrieges.
Es ist eine der bekanntesten Schlachten des zweiten Weltkrieges und
die dort entstandene Fotografie "Raising the Flag on Iwo Jima" ist auch
heute noch eine der berühmtesten Kriegsbilder aller Zeiten. Die
Verluste bei diesem Kampf um dieses nur 21 qkm große Insel waren auf
beiden Seiten sehr hoch. Es gab zwar mehr Tote bei den Japanern, aber
die Gesamtverluste waren bei den Amerikanern noch höher.
Die Budgetierung beider Filme sieht interessanterweise sehr
verschieden aus. Während die Kosten für "Flags of our Fathers" ca. 90
Millionen Dollar hoch waren, war das Budget für "Letters from Iwo Jima"
mit 19 Millionen Dollar bedeutend kleiner. Das Einspielergebnis beider
Filme liegt bei ca. 135 Millionen Dollar, beide Filme haben an der Kasse
etwa den gleichen Umsatz eingespielt. So warf der Doppelpack gesamthaft
einen Gewinn ein und bei den Kritikern standen die Filme gleich hoch im
Kurs. Allerdings gab man dem gefühlvolleren japanischen Part den
Vorzug. "Flags of our Fathers" ist da eher etwas unkonventioneller
ausgefallen und spielt mit Rückblenden, während die drei amerikanische
Soldaten John Doc Bradley (Ryan Philippe), Ira Hayes (Adam Beach) und
Rene Gagnon (Jesse Bradford) zuhause als "Helden von Imo Jima" auf einer
Werbetour feiern lassen sollen. Der Hintergrund dieser Promotion Tour
steht mit der Kriegsmüdigkeit der Amerikaner in Verbindung. Die
Regierung bracht dringend Geld für die Fortsetzung des Krieges - und so
sollen die drei Soldaten die Menschen zum Erwerb von Kriegsanleihen
bewegen. Mit Helden gelingt dies. Denn das von Joe Rosenthal geschossene
Foto hat in den USA wieder eine Umkehr bewirkt und die gilt es
auszunützen. Interessanterweise haben die drei Männer mit anderen
Kameraden aber erst die 2. Flagge an diesem Eroberungstag gehisst - die
Soldaten, die die erste Fahne oben auf dem Berg Suribachi gesteckt
haben, wurden nicht fotografiert und ein anwesender Politiker wollte
zudem dieses Siegessymbol als Souvenier haben. So wurde der Befehl
gegeben, dass man den Vorgang ein zweites Mal macht - diesmal mit
anderen Soldaten. Aber um solche Nebenschauplätze will man im Kriegsjahr
1944 nichts hören, alles was zählt ist der Held und dessen
Symbolwirkung. Er alleine kann den Menschen den Krieg verkaufen. Doch
die drei Männer haben traumatische Erlebnisse gehabt. Ira Hayes hat
indianische Wurzeln und ersäuft seinen Kummer im Alkohol. John hat noch
nicht überwunden, dass sein Freund Iggy (Jamie Bell) von den Japanern
auf schreckliche Art und Weise ermordet wurde. Lediglich Rene Gagnon
versucht die Gunst der Stunde zu nutzen und knüpft bereits berufliche
Beziehungen für das Leben nach dem Krieg. Diese werden ihm aber dennoch
nichts nützen. Als der Krieg vorbei ist, vergisst man auch die Helden
dieser Stunde..
Bei der Oscarverleihung 2007 kam "Letters from Iwo Jima" auf
insgesamt 4 Nominierungen, unter anderem in der Hauptkategorie "Bester
Film" und Clint Eastwood erhielt eine Nominierung als bester Regisseur.
"Flags of our Fathers" erhielt 2 Nominierungen - allerdings lediglich in
den technischen Kategorien Beste Tonmischung und bester Tonschnitt - in
letzterer Kategorie gewann am Ende "Letters from Iwo Jima". Schade,
dass die großartige Kameraleistung von Tom Stern in beiden Filmen nicht
berücksichtigt wurde. Die Optik gleicht in beiden Filmen verblichenem
Dokumaterial. Erst für den Eastwood Nachfolgefilm "Der fremde Sohn"
wurde seine Leistung von der Academy auch durch eine Nominierung
berücksichtigt
"Flags of our Fathers" zeigt eine äusserst interessante Facette in
diesem Genre, weil er Schein und Sein beleuchtet. Ang Lee hat diese Idee
in seinem "Billy Lynn" wieder verwendet. Eastwood stellt den Mythos des
Helden gehörig in Frage und jongliert gekonnt mit den Schauplätzen: Auf
dem einen Seite das schmutzige und dreckige Schlachtfeld - und daheim
muss der Krieg als gute, überlebensgrosse Sache propagiert werden, damit
er weiterlaufen kann,so braucht es auch diese Manipulation und die
sichtbaren Helden, die es gar nicht gab.
Möglicherweise fanden viele Zuschauer die Verzahnung Eastwoods von
verschiedenen Zeitebenen als zu kompliziert, rein oberflächlich könnte
man denken, dass diese Präsentation den Fluß der Geschichte eher
abgekackt erscheinen lässt. Ich finde es aber passend zum Thema des
Films, denn die Protagonisten sind ja auch hin- und hergerissen bei
dieser Werbetour. Was nachwirkt ist der Gedanke, dass diese Menschen
durch das Grauen verändert wurden und ihr weiteres Leben durch diese
Ereignisse geprägt sind.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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