Regie: John Singleton
Das tägliche Brot in South Los Angeles...
"Jeder 21. schwarze Amerikaner wird ermordet und meistens ist ein
schwarzer Amerikaner sein Mörder" - so die ernüchternde Widmung am
Anfang von John Singletons bekanntestem Film "Boyz´N the Hood - Jungs im
Viertel". Dieses autobiographisch gefärbte Debüt etablierte eine
eigenständige so genannte schwarz-amerikanische Kinosprache. Es wurde
ein ausserordentlicher Erfolg an der Kinokasse, alleine in den USA
spielte dieser wichtige Film des New Black Cinema fast 58 Millionen
Dollar ein und auch die Kritiker waren begeistert. So konnte John
Singleton zwei Oscarnominierungen erreichen - einmal für die beste Regie
und zum zweiten für das beste Drehbuch.
"Boyz´N the Hood" zeichnet ein realistisches Bild des South Central, dem gefährlichsten Bezirk der Riesenmetropole Los Angeles.
Singleton erzählt dem Zuschauer die Geschichte des Tre Styles (als 10
jähriger: Desi Arnez Hines II, als 17 jähriger: Cuba Gooding jr), der
bei seiner Mutter Reva (Angela Basset) in im Stadtteil Watts von South
Los Angeles lebt. Es ist 1984 und die Olympiade ist zu Ende, die die
Stadt ausgerichtet hat. Immer wieder hat der etwas aggressive Junge
Ärger in der Schule und fällt durch Schlägereien auf. Daher entschließt
Reva, dass der Junge ab sofort beim Vater Jason "Furious" Styles
(Laurence Fishburne) aufwachsen soll, der soll ihn zu einem
verantwortungsbewussten Mann erziehen. Der Vater ist streng, aber er
liebt seinen Sohn und versucht das Beste. Doch auch in Crenshaw herrscht
eine große Kriminalität, Einbrüche sind an der Tagesordnung. Gemeinsam
mit den Jungs aus der Nachbarschaft Doghboy (10 Jahre: Baha Jackson/17
Jahre: Ice Cube) und dem Footballverrückten Ricky (10 Jahre: Donovan
McCray/17 Jahre: Morris Chestnut) sieht er jeden Tag Armut, Bandenkriege
und Polizeikriminalität.
Sieben Jahre später ist aus Tre tatsächlich ein aufstrebender junger
Mann geworden, der mit der Nachbarin Brandi (Nia Long) anbandelt. Ricky
hat große Chancen eine Karriere als Footballstar einzuschlagen und
Doughboy ist inzwischen Mitglied in einer Gang und war schon mehrmals im
Knast. Er ist aber eifersüchtig auf seinen Bruder Ricky, der von der
Mutter Mrs. Baker (Tyra Ferrell) immer ein bisschen bevorzugt wird. Sie
ist genervt von seinem Rumgehänge mit den Kumpels Chris (Redge Green)
oder Dooky (Dedrick D. Gobert) und seinen kriminellen Aktivitäten.
Doughboys Verbindung zur Unterwelt ist auch für die ganze Umgebung eine
große Gefahr, wie sich bald herausstellen wird....
Unvergessen bleibt die schreckliche Szene des Drive-by-Shooting, als die
Fensterscheiben heruntergehen und der Killer im roten Baseballcap und
schwarzer Kleidung (Lloyd Avery II) eröffnet mit seiner Knarre das
Feuer. Singleton hat dies alles sehr authentisch und auch emotional
aufwühlend in Szene gesetzt. Heute ist "Boyz´N the Hood" ein Klassiker
des amerikanischen 90er Jahre Kinos. "Boyz´N the hood" wird mit einem
Maximum an Ehrlichkeit und Wirklichkeitsnähe erzählt. Es wurden sogar
Gangmitglieder als Berater hinzugezogen, die Vorschläge in Hinblick auf
Kleidung, Sprache und Dialoge machten. Wenn man heute ein bisschen mehr
über die Schauspieler erfahren will, dann fällt auch auf, dass viele
Darsteller, die damals in Nebenrollen zu sehen waren nicht mehr leben.
Lloys Avery II wurde für einen Doppelmord zu lebenslänglich verurteilt
und wurde selbst im Gefängnis ermordet. Auch Dedrick D. Gobert wurde
ermordet - er war Opfer eines Gang-fights und somit gehört auch er zu
den Schwarzen, die von Schwarzen getötet wurden. Gemeinsam mit "Menace
II Society" und "Clockers" ist "Boyz´N The Hood" der beste Ghettofilm
der 90er Jahre.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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