Samstag, 27. Januar 2018
Das verlorene Wochenende
Regie: Billy Wilder
Saufen ins Delirium...
Zuerst ein Blick auf die Skyline von Manhattan, dann wendet sich die Kamera einer Wohnung mit geöffnetem Fenster zu. Eine Whiskyflasche hängt draussen am Fenster, befestigt mit einer Schnur.
Es ist die Wohnung des Schriftstellers Don Birnam (Ray Milland), der sich seit Jahren vorgenommen hat ein Buch mit autobiographischen Zügen zu schreiben. Doch er hat eine chronische Schreibblockade und so kam das Manuskript von "Die Flasche" nie über die erste Seite hinaus.
Don ist ein starker Alkoholiker. Seine Freundin Helen (Jane Wyman) hält aber seit 3 Jahren zu ihm, obwohl sie viel Kraft an seiner Seite braucht. Immer wieder gab es nach kurzen trockenen Phasen den riesengroßen Absturz. Mit seinem Bruder Wick (Philip Terry) hat er sich verabredet, um für einige Tage aufs Land zu fahren.
Der Zug fährt Nachmittags. Helen kommt noch vorbei, um sich von den beiden zu verabschieden. Unter einem Vorwand kann Don die Reise um ein paar Stunden verschieben und schickt Freundin und Bruder in ein Konzert.
Nun ist er allein und die Sucht siegt wieder. Doch die Flasche, die aus dem Fenster hängt, zerbricht.
Mit 10 Dollar, die eigentlich als Lohn für die Haushälterin gedacht waren, macht sich Don auf, sich in seiner Lieblingsbar bei Nat (Howard de Silva) zu betrinken. Er trifft auf Gloria (Doris Dowling), die schon lange ein Auge auf ihn geworfen hat und betrinkt sich sinnlos.
Dabei erinnert er sich in Rückblenden an die Anfänge seiner Beziehung mit Helen, die nie die Hoffnung aufgegeben hat.
Das Wochenende wird zum großen Saufgelage, er bunkert eine Flasche Whisky in der Wohnung. Weiss aber am anderen Tag nicht wer, wo er die Flasche versteckt hat. Darüberhinaus ist der Drang zum Saufen so groß, dass er selbst vor kleinen Diebstählen nicht mehr Halt macht.
Das Ende des Abstiegs verbringt er in einem Krankenhaus, als er sich heimlich davonstiehlt, kommt es in der Nacht zu einem grausamen Delirium. Ist dies nun der erste Schritt zur Umkehr oder die nächste Stufe des unaufhaltsames Abstiegs...
Billy Wilder lässt am Ende etwas Hoffnung aufkommen, aber "Das verlorene Wochenende" endet offen mit Dons Erkenntnis, dass es in einer Metropole wie New York City Tausende von Leidensgenossen gibt.
Der Film gewann bei der Oscarverleihung 1946 vier Preise. Und zwar für den besten Film - dort setzte er sich u.a. gegen "Ich kämpfe um dich" und "Mildred Pierce" durch, die beste Regie, das beste Drehbuch und auch Ray Milland wurde als bester Darsteller ausgezeichnet.
Aufgrund der düsteren Machart des langsamen menschlichen Verfalls die Wilders eindringliche Alkoholikerstudie aufweist, war es für die Macher extrem schwierig, den Film überhaupt zu vermarkten.
Billy Wilder behauptete einmal, dass die Alkoholindustrie eine ganze Menge Geld anbeboten hätte, wenn man den Film erst gar nicht in den Verleih bringt.
Die Kamera von John F. Seitz untermauert das düstere Setting mit Bildern, die auch in einen Film Noir bestens passen würden. Miklos Rozsa begeistert mit einem Soundtrack und dem Einsatz des Instruments Theremin - das sehr oft für mysteriöse Science-Fiction Filme, für geheimnisvolle Thriller wie "Ich kämpfe um dich" oder für Horrorfilme wie "King Kong" verwendet wurde.
Bewertung: 9 von 10 Punkten
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