Montag, 15. Januar 2018

Brief einer Unbekannten







































Regie: Max Ophüls

Die Liebe der Lisa Berndl...

Was für ein wunderschöner leiser Liebesfilm, der zu meinen Lieblingen in dieser Sparte gehört. Nach der Novelle "Brief einer Unbekannten" von Stefan Zweig drehte der deutsch-französische Filmemacher Max Ophüls den gleichnamigen Film im Jahr 1947. Es ist die Geschichte des ausserordentlich begabten Konzertpianisten Stefan Brand (Louis Jordan), der im Wien um 1900 lebt. Der junge Mann ist gutaussehend und smart und ist dementsprechend auch erfolgreich bei der Damenwelt. Als er zur Miete in das Haus der Eltern der 14jährigen Lisa Berndl (Joan Fontaine) zieht, fängt die Schwärmerei des jungen Mädchens für den Künstler an. Lisa romantisiert den Gentleman-Dandy, während dieser aber in seinen weiblichen Eroberungen fast gleichgültig nur verfügbare Objekte wahrnimmt. Dies alles hält der heimlichen großen Liebe der Lisa stand, wie der Brief offenbart, den Stefan heute Nacht in den Händen hält. Er will verschwinden, denn ein gehörnter Ehemann einer seiner "Damen" will sich im Morgengrauen mit ihm duellieren. Und "Ehre" will er sich nicht leisten, doch der Brief wird ihn in den nächsten Stunden fesseln, da er damit beginnt, dass die Briefeschreiberin ihren nahen Tod vorwegnimmt. Es ist der Brief dieser Unbekannten und deren Liebe zu Stefan, die bestehen bleibt trotz des Umzugs von Wien nach Linz. Dort macht man Lisa sogar einen Heiratsantrag, doch zwischen einer Beziehung mit einem jungen Mann steht immer noch der unerreichbare Stefan. Mit 18 verlässt sie ihr Elternhaus und zieht wieder nach Wien. Das Schicksal will es, dass sie Stefan wieder trifft. Er erkennt in der jungen Frau das Mädchen von früher nicht wieder. Die beiden beginnen eine Affäre. Lisa ist für kurze Zeit glücklich, da sie meint, dass die Gefühle gleich stark sind. Sind sie vielleicht auch, aber als er sie für 2 Wochen wegen eines Konzerts in Italien verlässt ist dies ein Abschied auf Dauer. Sie sieht ihn nicht wieder, ist aber schwanger. Sie heiratet den viel älteren Johann (Howard Freeman) und glaubt sich glücklich, auch 10 Jahre nach dem Abschied von Stefan. Leider kommt es noch einmal zu einer Begegnung, wo die Empfindungen von damals wieder spontan wach werden.




Max Ophüls Film ist ein Melodram, allerdings ist er von einer hinreissenden Schönheit und durch die tiefen Gefühle, die der Film behandelt, wehmütig und melancholisch. Er handelt auch von dem einen Augenblick der wahren Liebe und zeigt eindringlich die Illusion, denn zum großen Glück gehören zwei. Ophüls schafft eine Identifikation mit der Sehnsucht. Gleichzeitig ist auch ständig sichtbar, dass dir romantische Liebe ein Mythos ist.  Die Inszenierung hat einen hypnotischen Stil, fast scheint es ein Traum zu sein, der sich wiederholt...mit raffinierten Wechseln der Stimmungen und Standpunkte. Großartig ist der expressive Stil der Darsteller. Louis Jordan ist eine perfekte Besetzung und die 2013 im Alter von 96 Jahren verstorbene Joan Fontaine, Schwester von Olivia de Havilland,  glänzt in ihrer besten Rolle - noch vor "Rebecca".



Bewertung: 10 von 10 Punnkten.

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