Regie: Nacer Khemir
Der Reisende...
Mit traumhaft
schönen Bildern und im Stil von 1001 Nacht entführt der tunesische
Regisseur Nacer Khemir den Zuschauer in die Blütezeit der
andalusisch-arabischen Hochkultur. Seine Filme erinnern an das
weltberühmte mittelalterliche Buch "Das Halsband der Taube - von der
Liebe und den Liebenden" - für alle Facetten der Liebe gibt es in der
arabischen Sprache sechzig Bedeutungen bzw. Begriffe.
"Das
verlorene Halsband der Taube" ist 1991 entstanden und es ist der
Mittelteil von Khemirs Märchentrilogie, zu der auch die Filme "Wanderers
of the Desert" (Wanderer der Wüste) aus dem Jahr 1984 und "Bab Aziz -
Der Tanz des Windes (2005) gehören. Wobei der Begriff "Märchenfilm"
trifft es nicht so ganz, denn Khemir ist am ganz normalen Alltag dieser
Zeit interessiert, die Protagonisten werden nicht mit den Wesen aus der
Märchenwelt direkt konfrontiert, aber sie glauben daran. Der
Gottesglaube ist sehr groß und auch Dschinns (Geister) und Visionen sind
in diesem Glauben verhaftet. Eine ganz andere Zeit als heute, in der
der Mensch alles was er nicht sieht als nicht real aus seinem geistigen
Leben verbannt hat. In der Magie der Geschichte steckt auch etwas ganz
Alltägliches.
In dieser Welt entdecken wir
das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen, Religionen und
Lebensformen. - Premiere der restaurierten Fassung des Films.
In
dem Film steckt eine ganz Menge visueller Poesie, die Geschichte spielt
in Al Andalus, also Andalusien, und erzählt die Abenteuer zweier junger
Männer. Hassan (Navin Chowdhry), der Kalligraph, ist auf der Suche nach
einem verlorenen Manuskript, das ihn zu seiner einzig wahren Liebe
führen wird.
Zin
(Walid Arakji), der noch sehr junge Liebesbote und Sohn eines Dschinn,
begleitet ihn und überbringt Briefe und Geschenke an diejenigen, die ihn
nicht treffen können.
Ein
Blatt aus einem Buch, dass die Prinzessin von Samarkand geschrieben
hatte, fällt aus Versehen in die Hände von Hassan, der mit der Frage
"Was ist Liebe ?" beschäftigt.
Neben der
Leidenschaft sich in eine Frau zu verlieben ist es auch Hassans
Leidenschaft für Bücher, von der die sehr schöne Geschichte erzählt. Und
von dem verloren gegangen Reichtum von Sprache - es gibt in dieser Zeit
60 Wörter, die die Liebe beschreiben können. Der Liebesbote Zin sehnt
sich optimistisch nach Liebe und der Rückkehr seines Vaters, der ihn im
Kindesalter verlassen hat und der ein Dschinn ist. Er ist eine kleine
Nervensäge, doch niemand versteht wirklich, wie groß seine seelischen
Verletzungen wirklich sind - Zin entwickelt eine enge Beziehung zu einem
Pavian, denn er glaubt, dass dieser Affe die Reinkarnation seinen
verschollenen Vaters ist
Wie alle Kinder hat Zin eine ungestörte Unschuld an sich.
Die Kinematographie ist phänomenal und atemberaubend. Der Film ist vielschichtig, komplex und voller abstrakter Symbolik und er erzählt uns etwas über die große Macht des Glaubens.
Die Kinematographie ist phänomenal und atemberaubend. Der Film ist vielschichtig, komplex und voller abstrakter Symbolik und er erzählt uns etwas über die große Macht des Glaubens.
Hassan, die Hauptfigur im "Verlorenen Halsband der Taube", ist auf
einer Suche und seine Suche ist Sinnbild für das Leben überhaupt. Nacer
Khemir spricht von der Verliebtheit, die dem Leben erst das Ziel gibt,
von der Passion, die Triebfeder sein kann für alles, was man tut.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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