Donnerstag, 25. Juli 2024

Das verlorene Halsband der Taube


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Nacer Khemir

Der Reisende...

Mit traumhaft schönen Bildern und im Stil von 1001 Nacht entführt der tunesische Regisseur Nacer Khemir den Zuschauer in die Blütezeit der andalusisch-arabischen Hochkultur. Seine Filme erinnern an das weltberühmte mittelalterliche Buch "Das Halsband der Taube - von der Liebe und den Liebenden" - für alle Facetten der Liebe gibt es in der arabischen Sprache sechzig Bedeutungen bzw. Begriffe.
"Das verlorene Halsband der Taube" ist 1991 entstanden und es ist der Mittelteil von Khemirs Märchentrilogie, zu der auch die Filme "Wanderers of the Desert" (Wanderer der Wüste)  aus dem Jahr 1984 und "Bab Aziz - Der Tanz des Windes (2005) gehören. Wobei der Begriff "Märchenfilm" trifft es nicht so ganz, denn Khemir ist am ganz normalen Alltag dieser Zeit interessiert, die Protagonisten werden nicht mit den Wesen aus der Märchenwelt direkt konfrontiert, aber sie glauben daran. Der Gottesglaube ist sehr groß und auch Dschinns (Geister) und Visionen sind in diesem Glauben verhaftet. Eine ganz andere Zeit als heute, in der der Mensch alles was er nicht sieht als nicht real aus seinem geistigen Leben verbannt hat. In der Magie der Geschichte steckt auch etwas ganz Alltägliches.
In dieser Welt entdecken wir das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen, Religionen und Lebensformen. - Premiere der restaurierten Fassung des Films.
In dem Film steckt eine ganz Menge visueller Poesie, die Geschichte spielt in Al Andalus, also Andalusien, und erzählt die Abenteuer zweier junger Männer. Hassan (Navin Chowdhry), der Kalligraph, ist auf der Suche nach einem verlorenen Manuskript, das ihn zu seiner einzig wahren Liebe führen wird.
Zin (Walid Arakji), der noch sehr junge Liebesbote und Sohn eines Dschinn, begleitet ihn und überbringt Briefe und Geschenke an diejenigen, die ihn nicht treffen können.
Ein Blatt aus einem Buch, dass die Prinzessin von Samarkand geschrieben hatte, fällt aus Versehen in die Hände von Hassan, der mit der Frage "Was ist Liebe ?" beschäftigt.
Neben der Leidenschaft sich in eine Frau zu verlieben ist es auch Hassans Leidenschaft für Bücher, von der die sehr schöne Geschichte erzählt. Und von dem verloren gegangen Reichtum von Sprache - es gibt in dieser Zeit 60 Wörter, die die Liebe beschreiben können. Der Liebesbote Zin sehnt sich optimistisch nach Liebe und der Rückkehr seines Vaters, der ihn im Kindesalter verlassen hat und der ein Dschinn ist. Er ist eine kleine Nervensäge, doch niemand versteht wirklich, wie groß seine seelischen Verletzungen wirklich sind - Zin entwickelt eine enge Beziehung zu einem Pavian, denn er glaubt, dass dieser Affe die Reinkarnation seinen verschollenen Vaters ist
Wie alle Kinder hat Zin eine ungestörte Unschuld an sich.



Die Kinematographie ist phänomenal und atemberaubend. Der Film ist vielschichtig, komplex und voller abstrakter Symbolik und er erzählt uns etwas über die große Macht des Glaubens.
Hassan, die Hauptfigur im "Verlorenen Halsband der Taube", ist auf einer Suche und seine Suche ist Sinnbild für das Leben überhaupt. Nacer Khemir spricht von der Verliebtheit, die dem Leben erst das Ziel gibt, von der Passion, die Triebfeder sein kann für alles, was man tut.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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