Regie: Ciro Guerra und Cristina Gallego
Drogen aus Kolumbien...
Mit dem 2015 gedrehten Film "Der Schamane und die Schlange" wurde der
kolumbianische Regisseur Ciro Guerra einem internationalen Publikum
bekannt. Mit diesem Film gelang es ihm sogar eine Oscarnominerung als
bester ausländischer Film zu erhalten. Auch der drei Jahre später
entstandene Gangsterfilm "Birds of Passage", den er gemeinsam mit
Cristina Gallego inszenierte, wurde von Kolumbien ins Oscarrennen
geschickt und kam immerhin in die Short List. Trotz der spannenden Story
ist Giro Guerra vor allem darauf spezialisiert, die Geschichte und
Kultur der indigenen Völker seines Heimatlandes Kolumbiens auf die große
Leinwand zu bringen. Dementsprechend sind seine Protagonisten keine
eiskalten Gangster, sondern das Volk der Wayuu, die ganz im Norden des
Landes auf der Teils wüstenähnlichen Halbinsel Guajira leben. Es ist die
Geschichte ihres Einstiegs in den Drogenhandel, der 1968 beginnt und
einen katastrophalen Verlauf nimmt. Die Handlung beginnt im Jahr 1968.
Rapayet (José Acosta) hat keine Familie mehr. Daher ist er ein
Außenseiter in der clanbasierten Gesellschaft der Wayuu. Dennoch möchte
er die bildschöne Zaida (Natalia Reyes) heiraten. Doch diese entstammt
einer hoch angesehenen Familie, der Brautpreis ist beträchtlich und
Zaidas Mutter Ursula (Carmina Martinez) hat Bedenken, weil ihre Träumen
eher spirtuell negativ ausfallen. Zaida tanzt an diesem Tag. Die junge
Frau im flatternden roten Kleid verfolgt mit ausgebreiteten Armen ihren
rückwärts laufenden Bruder Leonidas (Yanker Diaz, später als erwachsener
Mann Greider Meza), bis dieser stürzt. Dieser Tanz ist der öffentliche
Abschluss eines Übergangsritus. Sie wird an diesem Tag durch diese
Zeremonie als Erwachsene angesehen. Dem energischen Raphayet gelingt es dank der Ratschläge seines Onkels Peregrino (Jose Vincente Cotes) im Rennen zu bleiben. Doch
um an das nötige Brautgeld zu gelangen, welches er vor einer
Eheschließung übergeben muss, sind noch einige Anstrengungen nötig. Mit
seinem Freund Mo Étienne (Jhon Narvaez) vergrößert er seinen Handel mit
verschiedenen Gütern und es ist sein Freund, der ihn darauf aufmerksam
macht, dass die hier lebenden US-Entwicklungshelfer eine größere Menge
von Marijuana erwerben wollen. Rapayet
und sein Freund Moisés gehen zu Rapayets Verwandten Anibal (Juan
Bautista), der Marihuana anbaut. Einer der Amerikaner ist von ihrem
Produkt schwer beeindruckt und bietet Rapayet einen Geschäftsabschluss
zum Export der Drogen an. Mit dem Geld aus dem Handel kann Rapayet
Zaidas Mitgift vollständig bezahlen, obwohl Ursula seine Geschäfte mit
Ausländern missbilligt. Einige Jahre später ist Rapayet glücklich mit
Zaida verheiratet und das Exportgeschäft ist zu einem Großbetrieb
angewachsen. Moisés drängt Rapayet, das Geschäft auszuweiten und mit
anderen Züchtern zusammenzuarbeiten, aber Rapayet bleibt Anibal treu. Während
einer Übergabe erkennt Rapayet, dass die Amerikaner, mit denen er
zusammenarbeitet, mit anderen zu tun haben. Moisés tötet zwei der
Männer, wird jedoch von Rapayets Drohungen davon abgehalten, einen
dritten zu töten. Die Familie Pushaina drängt Rapayet, Moisés als
Vergeltung für das vergossene Blut zu töten. Aus Respekt vor ihrer
Freundschaft sagt Rapayet Moisés jedoch, dass er in der Branche nicht
mehr willkommen sei. Moisés und seine Männer töten ihren Mittelsmann
Gabriel (Anibals Bruder) und dessen Männer aus Rache, und Rapayet ist
gezwungen, Moisés zu töten. Mit der Unterstützung der Familie Pushaina
schließt er einen neuen Deal mit Anibal ab, allerdings gegen eine höhere
Gebühr. Ende der 1970er Jahre genießen Rapayet und seine Familie ein
wohlhabendes Leben und werden eingeladen, Gabriels zweiter Beerdigung
beizuwohnen. Trotz Ursulas Widerwillen nimmt die ganze Familie teil. Leonidas,
Ursulas jüngster Sohn, der nur mit extravagantem Reichtum aufgewachsen
ist, versucht im betrunkenen Zustand Anibals Tochter zu verführen und
zwingt später einen ihrer Leibwächter, gegen Geld Hundekot zu essen. Als
Vergeltung verlangt Anibal, dass Leonidas auf seinen Feldern arbeitet.
Obwohl Ursula Rapayet drängt, nicht nachzugeben, drängt Zaida ihn dazu,
in der Hoffnung, einen Krieg zu vermeiden. Während er sich in Anibals
Anwesen aufhält, vergewaltigt Leonidas seine Tochter und löst damit
entgültig einen Krieg zwischen den Familienclans aus....
Fünf Kapitel oder fünf Gesänge "Wildes Gras", "Gräber", "Wohlstand", "Krieg" und "Vorhölle" schildern den auf wahre Begebenheiten zurückgehende Aufstieg und Untergang eines Familienclans der Wayuu im aufkommenden Drogenhandel während der 70er Jahre. Der Film scheint dabei das Genre zu wechseln: vom ethnografischen Film, der die Riten der Wayuu kenntnisreich schildert, zum Kriminaldrama, in dem eine Spirale der Rache alle Beteiligten ins Unglück stürzt und bei dem es keinen einzigen Sieger gibt. Die Gewaltspirale, die immer mehr Einzug ins Leben hält, hat am Ende alle Beteiligten verschlungen.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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