Regie: Giorgos Lanthimos
Bella Baxters Welt...
Laut Kameramann Robbie Ryan (Fish Tank, Ich Daniel Blake, The
Favourite) war vor allem Francis Ford Coppolas Horrorfilm "Bram Stokers
Dracula" aus dem Jahr 1992 die Hauptinspirationsquelle für alle
Beteiligten, die an dem Film "Poor Things" (Arme Dinger) mitwirkten. Und
dies wird bereits in der ersten Szene des Films sichtbar, als eine Frau
von der Tower Bridge in die Themse springt, um sich das Leben zu
nehmen. Dieser Moment sieht genauso aus wie die Szene, in der Winona
Ryder als Elisabetha sich das Leben nimmt, als sie vom Tod ihres
Bräutigams Dracul erfährt. Regisseur dieser neuen, recht unanständigen
"Frankenstein" Variante ist der griechische Filmemacher Giorgos
Lanthimos, der durch Filme wie "Dogtooth", "The Killing of a Sacred
Deer" oder "Lobster" bekannt wurde und bereits mehrere europäische
Filmpreise (u.a. auch für seinen vorherigen Oscarerfolg "The Favourite")
gewinnen konnte.
In der Tat ist "Poor Things" aber auch einigermassen
genresprengend, denn neben dem "Gothic Style" ist der Film auch grelle
Sexkomödie, nicht zuletzt mit feministischer Dominanz. Denn die
Hauptfigur "Bella", obwohl das Produkt eines Mad Scientist, wird im
Laufe ihres Lebens durchaus sehr empanzpiert und kann sich letztendlich
gegen eine Männerwelt durchsetzen.
Im
viktorianischen London wird der Medizinstudent Max McCandles (Rami
Youssef) vom verrückten und körperlich entstellten Wissenschaftler
Godwin Baxter (Willem Dafoe) angeworben, um das Verhalten einer
seltsamen, fast stummen Frau (Emma Stone) aufzuzeichnen, die in Godwins
Haus lebt. Godwin enthüllt, dass Bellas Körper der einer Frau ist, die
schwanger war und Selbstmord beging, indem sie von einer Brücke sprang;
Godwin ersetzte das Gehirn der Frau durch das des Fötus, gab ihr den
Geist eines Kindes und nannte sie Bella Baxter. Im Laufe der Wochen
verbessert sich Bellas Wortschatz und sie zeigt kindliches Staunen über
die Welt. Mit Godwins Ermutigung verliebt sich Max in Bella und macht
ihr einen Heiratsantrag. Bella nimmt an, entdeckt aber bald Masturbation
und sexuelle Lust, was sie dazu bringt, mit Duncan Wedderburn (Mark
Ruffalo), einem ausschweifenden Anwalt, nach Lissabon durchzubrennen.
Dort haben sie fast ständig Geschlechtsverkehr, da Bella nur für das
Vergnügen lebt. Sie wird von einem anderen Hotelgast fälschlicherweise
als "Victoria Blessington“ angesprochen. Als
Duncan Bella immer schwerer zu bändigen hat, schmuggelt er sie auf ein
Kreuzfahrtschiff, wo sie sich mit zwei Passagieren (Hanna Schygulla,
Jerrod Carmichael) anfreundet, die ihr die Philosophie näherbringen.
Duncan versucht vergeblich, ihre Entwicklung zu hemmen, und gibt sich
dem Trinken und Glücksspiel hin. Während eines Zwischenstopps in
Alexandria wird Bella Zeugin des Leidens der Armen und ist verzweifelt.
Sie möchte ihnen helfen und vertraut Duncans Gewinn skrupellosen
Mitgliedern der Crew an, die ihnen fälschlicherweise versprechen, ihn
ihnen zu geben. Da sie sich den Rest der Reise nicht leisten können,
werden Bella und Duncan in Marseille abgesetzt und machen sich mittellos
auf den Weg nach Paris. Auf der Suche nach Geld und einer Unterkunft
beginnt Bella in einem Bordell zu arbeiten. Wütend bricht Duncan
zusammen und Bella verlässt ihn. Im Bordell wird sie von Madame Swiney
(Kathryn Huntr) betreut und beginnt eine Beziehung mit der
Prostituierten Toinette (Suzy Bemba), die sie in den Sozialismus
einführt. Godwin ist inzwischen todkrank und bittet Max, Bella zu ihm zu
bringen. Max
findet sie, nachdem er Duncan aufgespürt hat, der in einer Anstalt
untergebracht ist. Zurück in London versöhnt sich Bella mit Godwin und
erneuert ihre Pläne, Max zu heiraten, doch ihre Hochzeit wird von Duncan
und General Alfie Blessington (Christopher Abbott) unterbrochen.
Letzterer, der Bella als Victoria anspricht, erklärt, dass sie vor ihrem
Verschwinden verheiratet waren und dass er gekommen ist, um sie
zurückzuholen. Bella verlässt Max, um mehr über ihr früheres Leben zu
erfahren, entdeckt jedoch Alfies gewalttätige und sadistische Natur und
erkennt, dass Victoria Selbstmord begangen hat, um ihm zu entkommen.
Alfie sperrt Bella in seine Villa ein und erzählt ihr, dass er vorhat,
ihre Klitoris entfernen zu lassen und sie zu schwängern, wobei er sie
mit einer Waffe bedroht und verlangt, dass sie ein Beruhigungsmittel
trinkt. Sie wirft ihm das Beruhigungsmittel ins Gesicht und Alfie
schießt sich versehentlich in den Fuß, bevor er ohnmächtig wird. Bella
kehrt zu Godwins Haus zurück und transplantiert mit Max‘ Hilfe ein
Ziegenhirn in Alfies Kopf. Godwin
stirbt friedlich mit Bella und Max an seiner Seite, und Bella, Max und
Toinette beginnen ein neues Leben in Godwins Haus...
"Poor Things" spielte weltweit gute 117 Millionen Dollar ein und wurde für 11 Oscars nominiert: Bester Film, Beste Regie, Beste Darstellerin Emma Stone, Bester Nebendarsteller Mark Ruffalo, Bestes Drehbuch Tony McNamara, bester Score Jerskin Fendrix, beste Ausstattung, beste Kameran, Bestes Makeup, beste Kostüme und bester Schnitt. Vier davon (Emma Stone, Ausstattung, Make up und Kostüme) konnten in Siege umgewandelt werden.
"Poor Things" spielte weltweit gute 117 Millionen Dollar ein und wurde für 11 Oscars nominiert: Bester Film, Beste Regie, Beste Darstellerin Emma Stone, Bester Nebendarsteller Mark Ruffalo, Bestes Drehbuch Tony McNamara, bester Score Jerskin Fendrix, beste Ausstattung, beste Kameran, Bestes Makeup, beste Kostüme und bester Schnitt. Vier davon (Emma Stone, Ausstattung, Make up und Kostüme) konnten in Siege umgewandelt werden.
Auch die anderen Preise können sich sehen lassen. So
gewann der Film den Golden Löwen von Venedig und gewann zwei Golden
Globes, einer davon als bester Film, den anderen gewann Emma Stone. Im
Gegensatz zu "Frankenstein" erschaffen in "Poor Things" die beiden
Mediziner eine Frau sowie ein Leben aus zwei Individuen: Dem Körper
einer Selbstmörderin und dem transplantierten Gehirn ihres ungeborenen
Kindes. Während sich Frankenstein sich gegen das Monster wendet, dass er
erschuf und es aufgibt, versuchen aber diese beiden Wissenschaftler
ihre schöne erschaffene Frau zu pflegen und sie zu erziehen. Baxter
selbst sieht aus wie ein hässliches Monster. Die Geschichte ist
originell und steckt voller Drehungen und Wendungen. Auch optisch ist
der Film eine Klasse für sich.
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