Freitag, 26. Juli 2024

Bab Aziz - Der Tanz des Windes


Regie: Nacer Khemir

Hochzeit mti der Ewigkeit...

"Bab Aziz - Der Tanz des Windes" ist der dritte Teil einer märchenhaften Filmtrilogie des tunesichen Regisseurs Nacer Khemir. Der erste Film hieß "Wanderer der Wüste" und wurde 1984 gedreht, sieben Jahre später entstand der Nachfolger "Das verlorene Halsband der Taube" und "Bab Aziz" bildet sozusagen den Abschluß dieses Trios, der möglicherweise die Kraft hat das Bild der westlichen Welt über den Islam zu erweitern, vielleicht sogar zu korrigieren. Er ist wie die beiden Vorgänger eine Geschichte aus 1001 Nacht, die sich aber in das reale Leben integriert. In eindrücksvollen Bildern wird der Zuschauer Zeuge wie der alte, blinde Derwisch Bab Aziz (Parviz Shakinkhou) gemeinsam mit seiner Enkelin Ishtar (Maryam Hamid) durch die Wüste wandert. Sie begegnen auf dieser Reise anderen Suchenden, man erzählt sich Geschichten und beide Erzählstrukturen lassen das Bild einer Gesellschaft entstehen, die tief mit den Mythen der Vergangenheit verbunden ist. Dies ist vielleicht der Unterschied zum Vorgänger "Die verlorene Botschaft der Taube", der tief in der Vergangenheit spielt, zu einer Zeit in dem die Menschen noch mit diesen Mythen leben. In "Bab Aziz" ist die reale Handlung in der Jetztzeit angesiedelt, es gibt schon Autos und Mopeds.
Der alte weise Mann wird am Ende der Geschichte auch am Ende seines Lebens angekommen sein. Und er fürchtet sich nicht vor dem Tod, denn er glaubt an Gott und an eine neue Daseisform. Er begründet seinen unerschütterlichen Glauben damit, dass er seinem Gegenüber die Frage stellt, ob dieser glaubt, dass ein ungeborenes Kind im Mutterleib weiß, dass es bald in unserer Welt leben wird. In dieser Welt, in der die Sonne scheint, in der die Liebe existiert und die dem Menschen soviel Schönes zu bieten hat. Warum gehen wir dann davon aus, dass sich mit dem Tod alles endet ?
Dieser Film strahlt einen großen Frieden auf, sie präsentiert eine offene, tolerante und freundliche Kultur voller Liebe und Weisheit. All dies steht im krassen Gegensatz zu den religiös auferlegten Zwängen, wie sie von Isamisten propagiert werden.
Zwei einsame Gestalten in einem Meer aus Sand: Ishtar, ein lebensfrohes Mädchen, und ihr Grossvater Bab'Aziz, ein blinder Derwisch. Ihr Ziel ist das grosse Derwisch-Treffen, das alle 30 Jahre stattfindet, dessen Ort sich aber nur jenen offenbart, die mit dem Herzen der unermesslichen Stille der Wüste zu lauschen vermögen und sich von ihr leiten lassen. Auf dem Weg durch die endlose Weite begegnen sie anderen Menschen: Osman (Mohammed Graiaa), der sich nach den schönen Mädchen verzehrt, die er am Grunde eines Brunnens gefunden hat; Zaid (Nessim Khaloul), der mit seinem Gesang eine schöne Frau verführt und wieder verloren hat; dem Prinzen (Kaveh Khodashenas), der sein Reich aufgibt, um Derwisch zu werden. Letzeres ist ein uraltes Märchen, dass der Großvaver seiner Enkelin auf dieser Reise erzählt. Der alte Mann gibt seiner Enkelin noch einen letzten Kuss, bevor er sie mit Zaid zum Derwisch-Fest schickt, nachdem er seinen Platz zum Sterben gefunden hat.  Für Bab'Aziz ist die Zeit gekommen, mit dem Sand zu verschmelzen. Das spirituelle Märchen vom mehrfach ausgezeichneten tunesischen Regisseur Nacer Khemir begeistert durch traumhaft schöne Bilder und einen zauberhaften Soundtrack.







Der alte Derwisch, der da mit seiner Enkelin unterwegs ist, sieht aussen nichts mehr, dafür ist sein inneres Auge scharfsichtig. Er kündet uns von den Geschichten, die in Geschichten schlummern, vom Glück, das in uns ruht und vom Weg, den wir gehen, um an jenem Punkt anzukommen, an dem wir eins werden mit unseren Träumen. Für den alten Derwisch ist dies das Einssein mit dem Sand der Wüste, seinen Tod bezeichnet er als "Hochzeit mit der Ewigkeit". 








Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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