Sonntag, 7. Juli 2024

Perfect Days


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Wim Wenders

Der Toilettenreiniger...

Der Stil des japanischen Beitrags zur Oscarverleihung "Perfect Days" ist von dem legendären Regisseur Yasujiro Ozu beeinflusst. Die Geschichte wird mininalistisch erzählt und der Fokus der Geschichte wird auf das ganz gewöhnliche Leben ganz normaler Menschen gelegt. Auch das 4:3 Format des Films war ein Markenzeichen von Ozu, der Klassiker wie "Dir Reise nach Tokyo" oder "Später Frühling" drehte. Hauptfigur ist der alleinlebende Toilettenreiniger Hirayama, gespielt von Koji Yakusho, der für seine Leistung auch mit der goldenen Palme von Cannes belohnt wurde. Hirayama ist auf seine Weise ein Nostalgiker, denn er hat sich auch nie von seinen Musikkassetten getrennt und auf dem Weg zu seiner Arbeit legt er Musik von Lou Reed, Pattie Smith, Animals, Velvet Underground, Stones, Nina Simone, The Kings, Van Morrisson oder Otis Redding ein. Er klammert sich vielleicht auch zu sehr an diese Vergangenheit, weil es ihn an seine Jugend, an bessere Zeiten erinnert und er liebt es Musik zu hören und er liest gerne Bücher, die er meistens für einen Dollar im Grabbeltisch gebrauchter guter Lektüre in der Bibliothek findet.
Eine Besonderheit dieses Films, der sogar eine Oscar-Nominierung als bester Auslandsfilm erhielt, ist sein deutscher Regisseur Wim Wenders, der ein erklärter Fan von Yasujiro Ozu ist und dessen Filme genauso minimalistisch sind.
Hirayama arbeitet als Toilettenreiniger in Tokios gehobenem Bezirk Shibuya, gegenüber seinem bescheidenen Zuhause in einem eher ärmlichen Viertel östlich des Sumida-Flusses. Jeden Tag wiederholt er seinen strukturierten, ritualisierten Lebensstil, beginnend im Morgengrauen. Seine Freizeit widmet er wie bereits erwähnt seiner Leidenschaft für Musikkassetten, die er in seinem Lieferwagen auf dem Weg zur Arbeit und zurück hört, und den Büchern, die er jeden Abend vor dem Schlafengehen liest. Er liest Geschichten von William Faulkner und Patricia Highsmith sowie die Essays von Aya Kōda. Seine Träume werden am Ende eines jeden Tages in flackernden impressionistischen Sequenzen gezeigt. Hirayama liebt auch Bäume sehr und verbringt Zeit damit, sie zu gärtnern und zu fotografieren. Jeden Tag isst er im Schatten unter Bäumen auf dem Gelände eines Schreins ein Sandwich und macht analoge Fotos von ihren Zweigen und Blättern und reflektiertem Sonnenlicht. Sein Stolz auf seine Arbeit zeigt sich in ihrer Gründlichkeit und Präzision. Hirayamas junger Assistent Takashi (Tokio Emoto) kommt oft zu spät, ist laut und nicht so gründlich. Eines Tages kommt eine junge Frau namens Aya (Aoi Yamada) bei der öffentlichen Toilette vorbei, die Takashi gerade putzt, also beeilt er sich, fertig zu werden, denn der Junge steht auf dieses attraktive Mädchen. Er versucht, mit Aya wegzugehen, aber sein Motorrad springt nicht an, also überredet er Hirayama, ihm seinen Lieferwagen zu überlassen. Als Aya sagt, Takashi könne bei ihr bleiben, da sie in einer Mädchenbar arbeitet, beschwert er sich lautstark, dass er pleite sei. Hirayama gibt ihm etwas Bargeld, damit er Aya ausführen kann.
Am nächsten Tag beginnt Hirayama ein Tic-Tac-Toe-Spiel mit einem Fremden, nachdem er ein Stück Papier gefunden hat, das versteckt war.
Hirayamas Nichte Niko (Arisa Nakano) taucht unangekündigt auf, nachdem sie aus dem Haus seiner wohlhabenden, entfremdeten Schwester Keiko (Yumi Aso) weggelaufen ist. Er lässt Niko ihn in den nächsten zwei Tagen zur Arbeit begleiten. Die beiden fotografieren die Bäume im Park und fahren zusammen Fahrrad. Für den Toilettenreiniger sind das perfekte Tage und am Ende singt er im Auto, er sieht dabei sehr glücklich aus...





Diese Coproduktion zwischen Japan und Deutschland zeigt einmal mehr was für ein guter Regisseur Wim Wenders ist, der ab den 70er Jahren viele Klassiker des deutschen Films drehte. Er schrieb gemeinsam mit Takuma Takasaki das Drehbuch. Kameramann Franz Lustig, geboren in Freiburg im Breisgau, der für den Film "Dont come knocking" (ebenfalls unter der Regie von Wenders) bereits mit dem Europäischen Filmpreis bedacht wurde, hat diese atmosphärischen Impressionen von Tokio innerhalb der Drehzeit von 17 Tagen herbeigezaubert. Das Box Office Ergebnis kann sich mit 25 Millionen Dollar sehen lassen.






Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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