Regie: Marco Bechis
Die Reise zurück...
Die italienisch-brasilianische Coproduktion "Birdwatchers - Das Land der roten Menschen" ist ein Film des Regisseurs Marco Bechis und wurde 2007 zehn Wochen lang in Dourados, Mato Grosso do Sull gedreht. Im Jahr darauf kam er in die Kinos und konkurrierte um den Golden Löwen von Venedig. Im Mittelpunkt des Films steht eine Gruppe von Guarani-Kaiowa- Indianer, die nach dem tragischen Selbstmord zweier Teenager (14 und 17 Jahre) ihr Reservat verlassen und sich neben dem Feld eines der Großgrundbesitzer ansiedeln. Bereits im Titel verbirgt sich eine Täuschung. Marco Bechis Spielfilm handelt nicht von Vogelbeobachtern, sondern richtet sich an sie. Wir, die Zuschauer sind die "Birdwatchers": Wir begleiten Urwaldtouristen bei einer Bootsfahrt im brasilianischen Regenwald. Ihre Ferngläser und unsere Augen sind auf den Dschungel gerichtet, als am Flussufer eine Gruppe von mit Pfeil und Bogen bewaffneter Indianer ins Blickfeld rückt. Vom Bootl aus schauen die Touristen fasziniert auf die halbnackten edlen jungen Wilden mit ihren stolzen, ernsten Gesichtern. Dann fliegen auch schon Pfeile in die Luft, wie es für wilde gehört und unter feindseligem Geschrei werden die Touristen vertrieben. Kaum sind die Motorboote verschwunden, ziehen sich die Eingeborenen ihre T-Shirts und Jeans wieder an und bekommen ihre niedrige Gage - dann werden Sie wieder in ihr beengtes Reservat gefahren. Nachdem Osvaldo (Abrísio da Silva Pedro), ein junger Guarani-Kaiowá, der Schamane werden möchte, zusammen mit seinem Freund Ireneu(Ademilson Concianza Verga) im Wald die Leichen dieser beiden indigenen Mädchen findet, die sich erhängt haben, verlässt die gesamte Gruppe, die schon oft junge Angehörige so verloren hat, das Reservat. Der Vater von Ireneu, Nadio (Ambrósio Vilhalva), ist Führer der Gruppe und beschließt, dass es Zeit ist, wieder das Land ihrer Vorfahren zu bewohnen. Zwischen der Hauptstraße und den Zäunen des fast baumlosen Ackerfeldes stellen sie Zelte aus schwarzen Plastikplanen und dünnen Baumstämmen auf. Der Großgrundbesitzer (Leonardo Medeiros) lässt einen Wohnwagen aufs Feld fahren und stellt einen Wächter (Claudia Santamaria) ein, der mit seinem Wohnwagen Präsenz zeigen soll und mit der Knarre aggressive Autorität. Er soll dafür sorgen, dass die Indianer nicht mehr übers Feld zum See gehen können, um Wasser zu holen. An diesem See steckt Osvaldo Stöcke in den Boden, schüttelt Maracasrhythmen und übt seine Gebete. Hier geht Maria (Fabiane Pereira da Silva), die Tochter des Großgrundbesitzers, baden, wenn sie nicht gerade am hauseigenen Pool liegt, auf dessen Fliesen dekorativ eine Maske indigener Kultur gezeichnet ist. Bald verführt Maria Osvaldo in seinem Gebetssee. In der Zwischenzeit setzen die Großgrundbesitzer Hubschrauber ein, die Pestizide abwerfen. Die Gewalt droht zu eskalieren...
Durch die Besetzung mit Laien erreicht der Film natürlich eine ausgesproch glaubwürdige Authentizität. Die Indios werden keineswegs idealisiert, sie zeigen sich realistisch. Marco Bechis blickt in einen bedrohten Lebensraum und es ist klar, für wen sein Herz schlägt. Das zeigt sich etwa darin, wie er die Atmosphäre des Urwalds erfasst. Er steht für den Bewahrer, ohne die Erneuerer zu dämonisieren. Der Zuschauer kann über Ohr und Auge in diesen Lebensraum eintauchen. Sehr eindrücklich ist auch die Filmmusik Die Lieder „"Sacris solemnis“ und „"O gloriosa virginum“ wurden vom italienischen Jesuiten Domenico Zipoli komponiert, der auch in Südamerika wirkte.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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