Sonntag, 7. Juli 2024

Der Mann ohne Vergangenheit


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Ari Kaurismäki

Geschichte eines Verlierers...

 Aki Kaurismäkis Mikrokosmos von armen Verlierern und vom Schicksal gebeutelten Menschen ist nicht exakt realitätskompatibel. Ein seltsamer Hauch von zeitlich nicht ganz einordenbarer Nostalgie umgibt seine Figuren und die Umgebung, in der sie leben: Die Autos scheinen aus den 50ern zu stammen, die Musik hört sich an wie aus den Anfangszeiten des Rockn Roll oder wie melancholische finnische Schlagerballaden aus den 60er Jahren Grand Prix Eurovisionszeiten. Vergeblich sucht man in seinen Filmen die typische IST-Generation mit Handy, Laptop oder sonstigen angesagten Gegenständen des täglichen Lebens. Seine Location heisst Tristesse. Seine Geschichte beinhaltet wie so oft in seinen Filmen Melancholie, Dramatik, knappe Dialoge und viel lakonischen Humor. Fast möchte man den kauzigen Finnen, der seit gut 20 Jahren einen grossen internationalen Ruf als eigenwilliger und unverwechselbarer Regisseur geniesst, als eine Art europäischen Jim Jarmush bezeichnen. Mit "Der Mann ohne Vergangenheit" hat er vielleicht sogar seinen bisher besten Film geschaffen, das Verliererepos wurde weltweit mit vielen Preisen überhäuft.
Der Film ist sowohl Märchen als auch poetisches Meisterwerk, er erinnert auch stellenweise an den unsterblichen de Sica Klassiker "Das Wunder von Mailand", der ebenfalls im Milieu der Obdachlosen spielt und tatsächlich geschieht in Kaurismäkis schöner Parabel auch ein solches Wunder, vorausgestzt man nimmt es am Ende als solches auch wahr.
Die Einführung in die Geschichte ist kurz, knapp, und prägnant. Ein Zugreisender (Markku Peltola) steigt am Bahnhof aus, auf einer Parkbank wird von drei Schlägern übelst auf seinen Kopf eingedroschen. Im Krankenhaus erklärt man ihn schon für tot, aber der Namenlose ist zäh und flieht hinaus in die Nacht. Am darauffolgenden Tag wird er vom armen Schlucker Niemienen (Juhani Niemelä) und seiner Frau Kaisa (Kaija Pakarinen)gefunden, die ihn bei sich aufnehmen. Zunehmend geht es dem Mann ohne Vergangenheit besser, nur kann er sich nicht mehr an sein vorheriges Leben erinnern und versucht aber für die Zukunft im Jetzt und Hier ohne Identität Fuss zu fassen. Dabei findet er in einem Hund einen weiteren Freund und verliebt sich in die einsame Irma (Kati Outinen), einem Mitglied der Heilsarmee. Behörden, Polizei und Banken bremsen aber seinen Elan Arbeit zu finden, hier verweist man auf fehlende Papiere...





Wie in den meisten seiner Filme übt Kaurismäki auch hier Kritik an einer kalten und egoistischen Gesellschaft, die sich nicht um ihre Schwächsten kümmert. Trotzdem ist der Film viel positiver als viele Kaurismäki Vorgänger, denn die Botschaft, die der Film offenbart, steckt voller Hoffnung, Anmut, Würde und Poesie.  Der Soundtrack mit den Songs des finnischen RocknRollers Marko Haavisto, so schräg er auch sein mag, ist eine Wucht. 




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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