Mittwoch, 24. Juli 2024

Die Farbe des Granatapfels


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Sergej Paradjanov

Sayat Nova...

Der armenische Filmregisseur Serguei Paradjanov wurde am 9. Januar 1924 in Tiflis, Sowjetgeorgien geboren und verstarb am 20. Juli 1990 in Eriwan in der Armenischen SSR. Er war in der Sowjetunion ein ungeliebter Kritiker des Systems, mehrfach inhaftiert und 1973 zu vier Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Heute gilt er als DER große Filmregisseur Armeniens, sie Film "Die Farbe des Granatapfels" (ursprünglich bekannt als "Sayat Nova") gilt als sein großes Meisterwerk und wird von Kritikers sehr oft in die Listen der besten Filme aller Zeiten gewählt. Die Handlung ist schwer zu fassen, denn seine poetische Abhandlung des Lebens des armenischen Dichters und Minnesängers Sayat-Nova, der im 18. Jahrhundert lebte, ist durchgehend surreal und sehr spirituell. Es soll eine Biographie des Musikers darstellen, die aus 8 Kapiteln bestehen - seine jeweiligen Lebenssituation von seiner Zeit als Kind bis hin zu seinem Tod werden visuell und optisch vollzogen. Die surrealen Tableaus ersetzen dabei weitestgehend die Sprache. Worte und markante Sätze, die sich oft wiederholen, gibt es als Zwischentitel und sind ohne Zusammenhang unklar, was sie bedeuten sollen. Erst wenn man diese Puzzles zusammenträgt, ergibt es einen inhaltlichen Zusammenhang, was sie zu bedeuten haben. Der Film wurde 1969 gedreht.
Die Tableaus stellen Episoden des Lebens wie Kindheit, Jugend, Fürstenhof (wo er sich in eine Zarin verliebt), das Kloster, der Traum, Alter, der Todesengel und den Tod dar.
Es gibt Geräusche, Musik und gelegentlich Gesang, aber Dialog ist selten. Jedes Kapitel wird durch eine Titelkarte gekennzeichnet und sowohl durch Sergei Parajanovs Vorstellungskraft als auch durch Sayat Novas Gedichte eingerahmt. Die Schauspielerin Sofiko Chiaureli spielt in dem Film insbesondere sechs Rollen, sowohl männliche als auch weibliche. Es gibt bestimmte Bilder, die sehr aufgeladen sind – blutroter Saft, der aus einem aufgeschnittenen Granatapfel in ein Tuch tropft und einen Fleck in der Form der Grenzen des alten Königreichs Armenien bildet; Färber, die Wollstränge in den Farben der Nationalflagge aus Bottichen heben, und so weiter. Der Zuschauer, der dieses optisch hervorragende Filmwerk ansieht, ist ohne Hintergrundinformation verloren, denn er wird keine Ahnung haben, was er gerade sieht.

Das Ergebnis ist eine visuell bezaubernde und symbolisch reiche Auseinandersetzung mit Kunst, Kultur und Spiritualität. Was diese Tableaus noch spannender macht, ist ihre Inspiration aus Parajanovs eigenen Lebenserfahrungen.  Jede Szene des Films ist sorgfältig gestaltet, um ein lebendiges Gemälde oder Foto widerzuspiegeln, wobei die Schauspieler strategisch und visuell fesselnd positioniert sind. Die Komposition jedes Tableaus ist auch eine bewusste Anspielung auf die visuelle Ästhetik armenischer illuminierter Handschriften und religiöser Kunst.







Der Film ist außerdem durch queere und androgyne Bilder gekennzeichnet. So spielt die Hauptdarstellerin Sofiko Chiaureli sowohl den Dichter als auch seinen Liebhaber; Bilder wie die Muschelschale und die Feder, Symbole des Weiblichen bzw. Männlichen, werden von mehreren Charakteren gemeinsam verwendet; und das sexuelle Erwachen des jungen Dichters kommt, als er nackte männliche und weibliche Körper im Badehaus sieht. Dies steht im Einklang mit Parajanovs eigenem Leben, da er in Georgien und der Ukraine mehrfach wegen homosexueller Handlungen verurteilt wurde. Das gesamte Szenario wirkt archaisch, auch rein und mysteriös - es übt einen gewissen zauber aus. Hierbei gibt es viele stets wiederkehrende Elemente, wie verfallene Klosterruinen, zerfledderte alte Bücher; Waschungen, Schlachtungen als Opfergaben, Nahrungsaufnahme; alte christliche Bräuche; Schmerz und Tod;   Melkon Alekjan spielt den Dichter als Kid. 









Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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